SOLINGEN (red) – Über „Christ-Sein in Zeiten des Dialogs“ berieten am Wochenende rund 70 stimmberechtigte Delegierte und Gäste, die zur Herbsttagung der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Solingen im Gemeindezentrum in Wald an der Corinthstraße zusammengekommen waren. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Christinnen und Christen in Solingen von ihrem Glauben an Jesus Christus auch im Gespräch mit Anders- oder Nichtgläubigen so sprechen können, dass zumindest deutlich wird, was sie bewegt und trägt.
Rückschau auf das Reformationsjubiläum
Bereits am Freitagabend hatte die Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Solingen, Dr. Ilka Werner, ihren jährlichen Bericht vor der Synode gehalten. Dabei richtete sie noch einmal den Blick auf das soeben zu Ende gegangene Reformationsjubiläum. Neben einer Rückschau auf die zahlreichen Aktivitäten in Solingen vom Bibelmarathon über die Ausstellung „Typisch evangelisch“ bis zum Pop-Oratorium „Luther“ stellte Werner noch einmal die bleibende Aktualität der reformatorischen Einsichten auch nach einem halben Jahrhundert heraus.
So sei als „weltliches Echo der geschenkten Gnade“, die Luther vor 500 Jahren in den Vordergrund gestellt habe, das Konzept der allgemeinen und universalen Menschenrechte entstanden. Diese dürften „niemandem aberkannt werden, auch Heimatlosen, Verbrechern oder Terroristen nicht“. Angesichts der Zunahme rechtsextremen Gedankenguts betonte die Superintendentin, dass sich Rassismus nicht auf Jesus Christus berufen könne. Gleichzeitig warnte sie bei der Auseinandersetzung aber vor „moralischem Besserwissertum“. Widerspruch gegen rassistisches Gedankengut sei genauso nötig wie der Respekt vor allen Menschen: auch vor jenen, die eine solche Meinung äußern. Werner: „Wir müssen auch mit Andersdenkenden im Gespräch bleiben.“
Grußwort von Oberbürgermeister Tim Kurzbach
In seinem Grußwort hatte sich am Samstagmorgen Obernbürgermeister Tim Kurzbach an die rund 70 Synodalen gewandt. Zwei Tage nach dem Gedenken an den antisemitischen Staatsterror der Nazis bei der Reichspogromnacht rief er die Vertreter der evangelischen Gemeinden auf, sich wachsam auch in politische Diskussionen einzumischen und die Stimme gegen die schleichende Zunahme fremdenfeindlicher Äußerungen insbesondere in den Sozialen Netzwerken zu erheben: „Der nationalsozialistische Terror ist auch nicht aus dem Nichts gekommen, sondern hat sich langsam entwickelt. Und viel zu viele haben dabei mitgemacht oder geschwiegen. Das darf sich nicht wiederholen.“
Synode verabschiedete Haushalt
Auf ihrer Tagung verabschiedete die Synode auch den Haushalt für 2018. Darin wird für die Arbeitsgebiete des Kirchenkreises und seines Diakonischen Werks mit Ausgaben in Höhe von 6,71 Mio. Euro geplant. Dagegen stehen Einnahmen in Höhe von lediglich 6,56 Mio. Euro. Darunter wird knapp eine Million Euro an Kirchensteuermitteln für den Kirchenkreis erwartet. Der restliche Betrag setzt sich vor allem aus öffentlichen Erstattungen für die soziale und pädagogische Arbeit im Diakonischen Werk zusammen. Der Kirchenkreis rechnet für das kommende Jahr mit einem Defizit in Höhe von 145.000 Euro. Dieser Betrag soll aus Rücklagen ausgeglichen werden.
Die zehn Gemeinden des Kirchenkreises haben je eigene Haushalte, die von den Presbyterien verabschiedet werden. Hier werden weitere 11,4 Mio. Euro aus Kirchensteuern erwartet. Insgesamt erwartet der Kirchenkreis im kommenden Jahr einen Rückgang der Kirchensteuermittel um gut 500.000 Euro auf 12,4 Mio. Euro.
Nachwahl für den Kreissynodalvorstand
Schließlich stand auch noch eine Nachwahl für den Kreissynodalvorstand auf der Tagesordnung. Zum 2. stellvertretenden Skriba wählte die Synode den 56-jährigen Pfarrer Thomas Schorsch aus der Evangelischen Kirchengemeinde Gräfrath. Er ersetzt Pfarrer Hildebrand Proell, der im September den Solinger Kirchenkreis verlassen hatte.