SOLINGEN (mh) – Heute Vormittag hatten die dritten und vierten Klassen der Grundschule Katternberg ihre Klassenzimmer auf den Kirmesplatz am Weyersberg verlegt. Der Schaustellerverband Rhein-Ruhr-Wupper e. V. Solingen hatte gemeinsam mit Bezirksbürgermeister Richard Schmidt (SPD) das Projekt „Kinder lernen die Schausteller kennen“ ins Leben gerufen.
Mit den Schaustellern auf Backstage-Tour
Schausteller-Sprecher Thorsten Dierichs dazu: „Es wird eine Art Backstage-Tour. Wir möchten den Kindern die einzelnen Fahrgeschäfte von einer anderen Seite zeigen, damit sie sehen, was alles dazugehört.“
Wilfried Hoffmann, Vorsitzender des Schaustellerverbandes, meinte: „Wenn mittags die ersten Besucher kommen, haben die Schausteller ja bereits ein gewaltiges Pensum an unterschiedlichsten Arbeiten erledigt. Wir schildern, was es heißt, eine Kirmes aufzustellen und welche unterschiedlichen Gewerke dabei tätig sind. Wie viel Personal brauchen wir? Wie laufen die Transporte ab? Welche Genehmigungen sind erforderlich?“
„Wir haben in Deutschland den höchsten Sicherheitsstandard weltweit. Die Bauaufsicht kontrolliert genauestens, und die Schausteller übernehmen das zusätzlich jeden Morgen selbst noch einmal“, ergänzte Dierichs.
Der Bezirksbürgermeister begrüßte die vier Klassen mit ihren Klassenleitungen als die ersten Gruppen, die an dem Projekt teilnehmen konnten. Und dann standen rund 100 Kinder vor den Schaustellern, die ausführlich und kindgerecht zahlreiche Fragen beantworteten.
Freifahrt auf dem Autoskooter
Los ging’s gleich beim Autoskooter. Die Kinder erfuhren, dass jedes Fahrgeschäft ein eigenständiger Betrieb ist und dass der Aufbau etwa zwei Tage dauert, der Abbau aber schon nach acht Std. erledigt ist. Viel Wissenswertes konnten Hoffmann und Dierichs darlegen. Ein Auto kostet 7.000 Euro, ist zwei Meter lang und wiegt 220 kg. An dieser Stelle warf Lehrerin Gabriele Klöppel ein: „220 kg – das ist wie sieben von euch.“ Verblüffte Gesichter bei den Kindern. Später gab es noch eine Rechenaufgabe, als Dierichs fragte: „32 Autos stehen hier. Eins kostet 7.000 Euro. Wie viel kosten dann alle zusammen?“ Unterricht der anschaulichen Art. Außerdem wusste er zu berichten, dass unter der Stahlfläche am Boden die Masse ist und unterm Dach der Strom, dass alle Autos in gleicher Höhe einen rundumlaufenden Gummipuffer haben, die Umrandung der Fahrfläche ebenfalls.
Schließlich gab’s unter großem Jubel eine Freifahrt! Wenn auch das Lenken nicht ganz einfach war, hatten alle einen Heidenspaß.
Markus von Olnhausen, Schausteller in der sechsten Generation, wartete schon an der Villa Wahnsinn. Das kuriose Spaßhaus bietet im Inneren auf zwei erlebnisreichen Etagen drehbare Wackelbrücken, Expanderlabyrinth, Spiegelkabinett und eine goldene Tonne. Der Clou sind die Wasserspiele vor der Anlage. Die blieben heute aber aufgrund der Temperaturen außer Betrieb. Der Schausteller hat den größten Teil der Anlage selbst gebaut. „Die Villa Wahnsinn ist ein Lauf- und Bewegungsgeschäft“, erklärte er den staunenden Zuhörern. „Sie ist 2014 unter ökologischen Gesichtspunkten entstanden. Es gibt nur LED-Beleuchtung und damit einen ganz geringen Stromverbrauch.“ Im Vergleich verbraucht die Anlage täglich 60 kW, ein Camping-Wohnwagen durchschnittlich 20 kW. In etwa anderthalb Tagen ist das Spaßhaus aufgebaut. Jeden Morgen dauert es fast eine Stunde, bis die vielen Glasscheiben geputzt sind. In die Anlage wurde die stattliche Summe von 350.000 Euro investiert.
Villa Wahnsinn ökologisch gebaut
Natürlich war die Nutzung für die kleinen Besucher kostenfrei, ebenso an den folgenden Ständen. Wenn auch die häufigste Frage lautete: „Können wir noch mal fahren?“, war doch der Kirmesbesuch aus anderer Sicht ein interessantes Erlebnis und der Beweis, dass Unterricht Spaß machen kann.
Bis 25. März ist die Kirmes täglich von 14 – 22 Uhr geöffnet, am Sonntag schon ab 12 Uhr.