SOLINGEN (mh) – „Knospen an St. Barbara, sind zum Christfest Blüten da“, heißt es in einer alten Bauernregel. Wir wollten wissen, wie schwierig es ist, Zweige im Winter zum Blühen zu bringen. Mit Unterstützung von Floristin Heike Ritterskamp haben wir in den vergangenen Wochen den Werdegang der Barbarazweige verfolgt.
Blühende Barbarazweige zum Fest
Zwei Tage vor Barbaratag (4. Dezember) – in der Nacht hatte es den ersten Frost gegeben – schnitt die Floristin diverse Zweige und stellte sie in eine große Vase. Obstbäume oder auch Mandelbäumchen eignen sich besonders für Barbarazweige. Doch es gibt noch eine Reihe anderer Gehölze, wie Forsythien, Kornelkirschen, Schlehe, sogar Magnolien. In unserem Fall waren es Apfel, Kirschpflaume und Pfirsich, dazu chinesischer Scheinhasel und Korkenzieherhasel. Zahlreiche Sorten finden sich in den heimischen Gärten.
Wichtig ist der Frost. Den benötigen die Zweige, um Blüten bilden zu können. Sollte es aufgrund der Witterungsverhältnisse zu warm sein, kann man den Frost dadurch hervorrufen, dass man die Zweige über Nacht in die Gefriertruhe legt. In unserem Fall hatte die Natur jedoch mitgespielt.
Die Zweige standen zunächst ein paar Tage in einem kühlen Raum, um einen sanften Übergang zu erreichen und einen Temperaturschock zu vermeiden. Dann brachte Heike Ritterskamp sie ins Wohnzimmer, wo sie ausreichend mit Wasser, Licht und Wärme versorgt wurden. Bereits nach der ersten Woche hatten sich diverse Knospen gebildet.
Temperaturschock vermeiden
Kombinieren lassen sich die Blütenzweige mit allerlei anderen Hölzern, bizarr geformten Ästen oder Zweigen mit getrockneten Fruchtständen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Kaum eine Gelegenheit gibt dem Betrachter die Möglichkeit, so nahe und intensiv täglich die Bildung und Entfaltung der Knospen zu beobachten. Je unterschiedlicher die Zweige, desto zauberhafter die vielfältige Entwicklung der Blüten. Um die Wasseraufnahmefähigkeit zu vergrößern, sollten die Zweigenden eingeschnitten werden.
Der uralte Brauch der Barbarazweige hat bis heute überdauert. (Wir berichteten am Barbaratag über die Hintergründe.) Als Orakel erfreut er sich noch heute großer Beliebtheit, mehr aus spielerischen als aus religiösen Gründen. Das tut der Freude keinen Abbruch, wenn sich wirklich unter dem Weihnachtsbaum Apfel- und Kirschblüten, gepaart mit zarten grünen Blättern in ihrer Frühlingsschönheit zeigen.
Von Woche zu Woche vermehrten sich die Knospen unserer Zweige. Wenn auch nicht alle aufblühten, bildeten sie doch einen aparten Anblick. Selbst wenn man nicht orakeln möchte, kann man trotzdem diese Vorboten des Frühlings als ein gutes Zeichen für das kommende Jahr ansehen.
Barbarazweige in der Literatur
In der Literatur hielten die Barbarazweige ebenfalls schon vor langer Zeit ihren Einzug. Schriftsteller James Krüss (1926-1997) schrieb in seinem Gedicht „Am Tage von Sankt Barbara“ über den Blütenschimmer zur Weihnacht. Und auch der deutsche Lyriker Josef Guggenmoos (1922-2003) erzählte in „Geh in den Garten am Barbaratag“ vom blühenden Zweig in der Heiligen Nacht.