Denkanstoß am Sonntag – Die Perlen im Alltag
Von Dr. Christoph Glumm
Der Psychiater und Psychotherapeut Giovanni Fava, Professor an der Universität in Bologna, lässt im Rahmen der von ihm entwickelten „Well-Being-Therapy“ – der Wohlbefindenstherapie – über die guten Momente des Lebens Tagebuch führen.
Schon nach zehn Wochen schaffen es die meisten Patienten aus ihrem Stimmungstief herauszukommen. Sie sehen, dass es auch in depressiven Phasen viele positive Momente gibt. Dabei achten sie zunächst auf die vermeintlich „kleinen“ Dinge, wie ein gutes Essen, ein freundliches Lächeln oder ein interessantes Gespräch. Später lernen sie auch das grundsätzlich Gute im Leben zu erkennen, zum Beispiel in Frieden zu leben oder gesund und sozial abgesichert zu sein. Sie sehen, wie wertvoll Familie, Freunde und Menschen sind, die ihre Entwicklung fördern. Sie werden dankbar für die eigenen Fähigkeiten, für bevorstehende Ereignisse und manchmal sogar für Krisenzeiten, die dem Leben eine gute und neue Richtung geben.
All diese heilsamen Veränderungen sind im Rahmen von Studien objektiv messbar und auch reproduzierbar. Ganz ohne Medikamente, einzig durch die Konzentration auf positive Erlebnisse und Umstände, gelingt eine Umorientierung und ein Neustart. Nutzen wir diese medizinische Erkenntnis. Ändern wir unsere Wahrnehmung und suchen bewusst nach den Perlen im Alltag.