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Abschiedsgig für Peter Amann – Lüül und Band spielen im Atelier Pest-Projekt

Lüül und Band gaben am vergangenen Freitag im Atelier Pest-Projekt ihr Abschiedsgig für den kürzlich verstorbenen Künstler Peter Amann. (Foto: © Martina Hörle)

Lüül und Band gaben am vergangenen Freitag im Atelier Pest-Projekt ihr Abschiedsgig für den kürzlich verstorbenen Künstler Peter Amann. (Foto: © Martina Hörle)

 

SOLINGEN (mh) – Sie hatten sich nie persönlich kennengelernt. Doch am Freitag gaben Lüül und Band ein Abschiedsgig für Peter Amann. Der kürzlich verstorbene Ausnahmekünstler hatte mehrfach mit dem Berliner Musiker telefoniert. Er fand dessen Musik fantastisch. Sein großer Wunsch war ein Konzert der Band im Atelier Pest-Projekt. Mehrere Termine mussten verschoben werden. Am vergangenen Freitag fand dieses Konzert dann endlich statt.

Abschiedsgig von Lüül im Atelier Pest-Projekt

„Es ist schon eigenartig“, so Lüül, „wir haben immer nur mit Peter telefoniert, haben uns darauf gefreut, ihn endlich persönlich zu treffen. Jetzt sind wir da, doch er ist nicht da.“ Trotzdem freute sich die Band, im Atelier Pest-Projekt spielen zu können. Die Veranstaltung fand inmitten von Peter Amanns einzigartigen Kunstwerken statt – ein großartiges Ambiente.

Ein gesticktes Bild mit Peters Konterfei war auf einer großen Staffelei platziert. Diese arbeitsintensive Stickerei stammt von Künstlerin Bettina Stöhr, nach Vorlage eines Fotos von Astrid Kirschey, das diese vor einiger Zeit gemacht hatte. Bettina Stöhr ist in das frühere Atelier von Régis Noël gezogen, der extra für das Abschiedskonzert aus der Slowakei angereist war.

Peters Lebensgefährtin Ellen Ern will das Atelier auf jeden Fall weiterführen. Mit dem Konzert wollte sie Peters großen Wunsch doch noch erfüllen. (Foto: © Martina Hörle)

Peters langjährige Partnerin Ellen Ern hatte Freunde und Weggefährten zum Konzert eingeladen. Sein Wunsch sollte auf jeden Fall erfüllt werden. Gemeinsam mit Janine Werner vom Güterhallen-Vorstand begrüßte sie die Besucher herzlich. „Ich freue mich, dass so viele von euch gekommen sind. Es zeigt, dass ihr Peter sehr geschätzt habt. Er war ein wunderbarer Partner, der nicht zu ersetzen ist. Er hatte immer ein offenes Ohr für jedermann. Und ohne ihn gäbe es die Güterhallen nicht.“ Sie dankte auch den Künstlern des Südparks für ihre intensive Unterstützung in der schweren Zeit. „Ich lebe seit 16 Jahren hier und habe keine Sekunde bereut“, beteuerte sie und versprach: „Meine Tür steht euch auch jetzt immer offen.“ Die rund 100 Besucher zollten ihr und Peter mit viel Beifall ihre Anerkennung. Ellen Ern möchte auf jeden Fall die Arbeit ihres Lebensgefährten fortsetzen. Es wird weiterhin Ausstellungen und Veranstaltungen im Atelier geben. Die Werkstatt wird von Thomas Zolper, Peters Partner im Pest-Projekt, weitergeführt.

Lebensgefährtin Ellen führt das Atelier weiter

Den Auftakt des Konzerts bildete der Song „Unterwegs“, ein Stück des neuen Albums „Der stille Tanz“, das seine Hörer in eine Klangwelt entführt, in der Melancholie auf Lebensfreude trifft. Es wurde bereits mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik in der Kategorie Liedermacher ausgezeichnet. „Unsere letzten beiden Alben gefielen Peter besonders“, teilte Bandmitglied Kerstin Kaernbach mit. Neben der Bratsche spielte sie das Theremin und die singende Säge, zwei Instrumente, die viel Aufsehen erregten.

Inmitten der Kunstwerke stand ein handgesticktes Bild mit Peter Amanns Konterfei. Das Motiv stammte von der Fotografie Astrid Kirschey. Gestickt hatte es Künstlerin Bettina Stöhr. (Foto: © Martina Hörle)

Das Theremin ist ein Musikinstrument, das ohne jeglichen Körperkontakt gespielt wird. Kaernbach bewegte ihre Hände über einem elektromagnetischen Schaltkreis und regelte dadurch sowohl Lautstärke als auch Tonhöhe. Das Theremin ist unter den elektronischen Instrumenten wirklich einzigartig. „Es gibt keine Form von Noten“, so Kaernbach, „jeder kann sich seine eigene Technik überlegen – ein Instrument, das man rein intuitiv erlernt.“ Auch ihr Spiel mit der singenden Säge fand Beachtung. Der Klang des Instrumentes lieferte wimmernde, weinende Töne ebenso wie sphärische oder kosmisch anmutende Laute. Neben Singer/Songwriter Lüül und Musikerin Kaernbach vervollständigten Drummer Rob Cummings und Arne Neumann am E-Bass das Quartett.

Theremin findet große Beachtung

Lüül, mit bürgerlichem Namen Lutz Graf-Ulbrich, ist ein fester Bestandteil der Berliner Musik-Szene.  Er schreibt seit den 80er Jahren deutsche Lieder. “Unsere Muttersprache ist eine wunderbare Sprache und die beste, die man für unsere Texte haben kann“, betonte der Songwriter. „Früher hieß es, die deutsche Sprache sei ausschließlich für Schlager geeignet. Doch später hat Udo Lindenberg sie salonfähig gemacht.“ Lüül ist überzeugt, dass er in dieser Sprache seine Gedanken und seinen Humor am besten umsetzen kann. „Ich verstelle mich in meinen Texten nicht, ich sage, was ich denke, bleibe authentisch.“ Wahrscheinlich war das einer der Gründe, warum Peter diese Musik so sehr mochte. Denn offen, frei heraus und absolut authentisch – exakt so kannte man diesen großartigen Menschen. Lüül wird seiner Musikrichtung treu bleiben. „Man darf die Hoffnung nicht verlieren – gerade in der schwierigen Zeit. Doch statt zu meckern müssen wir mehr Brücken bauen. Das ist meine Botschaft.“

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