SOLINGEN (red) – In Zeiten von Inflation und Energieknappheit Menschen mit guten Worten, einer warmen Suppe und dem Angebot von Gemeinschaft über den Winter helfen – das war der Ansatz der bundesweiten Kampagne „#wärmewinter“ von Evangelischer Kirche und Diakonie. Auch die Evangelische Kirche in Solingen war mit ihrem Engagement dabei. Nun ist der Winter seit einigen Tagen vorbei. Doch mit einigen Veränderungen gehen Angebote auch zukünftig weiter.
„Wärmewinter“: Treffpunkt mitten im Quartier
„Genauso hatten wir uns das gewünscht: ein Treffpunkt mitten im Quartier“, freut sich Diakon Simon Stracke von der Evangelischen Kirchengemeinde Ohligs. Gemeinsam mit seinem Kollegen Patrick Wilde und Susanne Birkhahn-Stöcker vom Sozialdiakonischen Dienst der Gemeinde sitzt er vor dem Café Kiste. Die Drei blicken zufrieden auf die unzähligen Kinder und Eltern im Park um das Café Kiste neben der Stadtkirche Ohligs. Heute haben sie zum „Spielplatzcafé“ eingeladen. Die Jugendförderung der Stadt hat ihr großes Spielmobil aufgebaut.
Drinnen im Café Kiste bietet Jürgen Bürger ein Stück Kuchen, eine Tasse Kaffee und einen gemütlichen Sitzplatz an. Er gehört zum Team der Ehrenamtlichen, ohne die das Wintercafé der Ohligser Gemeinde nicht möglich gewesen wäre. Das Bedürfnis nach Gemeinschaft und Begegnung sei groß, sagt Susanne Birkhahn-Stöcker – erst recht nach Corona. Das gelte für junge Familien genauso wie für ältere Menschen, denen zuhause gelegentlich die Decke auf den Kopf fällt. Stattdessen begegnen sie sich nun im Café Kiste – unverbindlich, wenn sie wollen.
Ältere Menschen treffen sich im Quartierscafé
Immer treffen sie dort auf offene Ohren, Gemeinschaft und wenn gewünscht auch auf Sozialberatung. Im Spielplatzcafé werden einmal in der Woche Kaffee, ein süßer Happen und Spieleteppiche angeboten. Im Quartierscafé am Freitag treffen sich vor allem ältere Menschen zum Erzählen und auch zum gemeinsamen Kochen. Beim Wintercafé am Sonntagnachmittag werden die Brettspiele hervorgeholt. „Da bleibt keiner allein“, hat Susanne Birkhahn-Stöcker festgestellt.
Die Menschen in Ohligs sind näher zusammengerückt. Für das Gemeindecafé engagiert sich die Evangelische Kirchengemeinde gemeinsam mit vielen anderen aus dem Quartier. Die Ohligser Jongens machen mit. Die Sparkasse und Rewe wollen bei der Lebensmittelhilfe mitmachen, die künftig bedürftigen Haushalten helfen soll. „Unser Café hat viele Menschen dazu animiert zu fragen, wo sie mithelfen können“, freut sich Birkhahn-Stöcker.
Gemeinschafts- und Hilfsprojekte finanziell unterstützt
Der Anstoß zu dem Caféprojekt kam von der bundesweiten Kampagne „#wärmewinter“. Überall im Land sind ähnliche Projekte entstanden, für die zusätzliche Einnahmen genutzt wurden, die durch die Energiepauschalen entstanden waren. Angesichts von Energieknappheit und Inflation sollten Angebote für warme Suppen und Gemeinschaft helfen gegen kalte Wohnungen, Verzweiflung und Vereinsamung. Auch in Solingen rief der Evangelische Kirchenkreis zu Projekten und Ideen auf: Die Gemeinden statteten einen Fördertopf mit entsprechendem Geld aus, Gemeinschafts- und Hilfsprojekte wurden daraus finanziell unterstützt.
In Ohligs und in Wald, in Dorp, in der Stadtkirche und in der Luther-Kirchengemeinde sind so Projekte entstanden oder ausgeweitet worden, die Menschen über den Winter halfen. Über den solidarischen Fördertopf haben auch die übrigen Gemeinden im Evangelischen Kirchenkreis dazu beigetragen. Menschen wurden zu gemeinsamen Mahlzeiten eingeladen, kompetente Fachleute von Stadt oder Kirche halfen bei Anträgen für soziale Hilfen, Familien und Singlehaushalte wurden mit Lebensmitteltüten unterstützt. Manche Angebote, die es vorher bereits gab, wurden ausgeweitet. Andere wurden im Herbst ganz neu ins Leben gerufen. So wie das Wintercafé in Ohligs.
„Wer Ideen hat, soll mit uns ins Gespräch kommen“
Nun ist der Winter vorbei. In den Gemeinden überlegen die Verantwortlichen, was auch in den wärmeren Monaten weitergeführt werden soll. Langjährige Angebote wie die Mittagessenausgabe in Wald und Ohligs oder die Lebensmitteltüten in Dorp und der Lutherkirchengemeinde werden sowieso weitergeführt. In Ohligs hat man bereits entschieden, auch neugeschaffene Angebote in veränderter Form fortzusetzen: Den „Winterabend“ am Donnerstag verwandelt die Gemeinde in eine „Spätschicht“. Der Spieletreff am Sonntag soll künftig 14-tägig stattfinden.
Eine monatliche Ausgabe von Lebensmitteltüten soll auch in der Ohligser Gemeinde entstehen. Auch dabei wollen Haupt- und Ehrenamtliche wieder an einem Strang ziehen. Eine neue, große Küche soll auch noch eingebaut werden, um künftig noch besser gemeinsam kochen zu können. „Und wer Ideen hat, soll mit uns ins Gespräch kommen“, wünscht sich Patrick Wilde. Denn das sei ihr Ziel, sagen Susanne Birkhahn-Stöcker, Simon Stracke und Patrick Wilde im Namen der Ohligser Kirchengemeinde: einen Ort zu schaffen, an dem Menschen zusammenkommen und Heimat finden. „Dafür sind wir als Kirche da.“