SOLINGEN (mh) – Ein großes Korallenriff leuchtet in bunten Farben. Am Sandstrand entspannt sich gerade jemand im Liegestuhl unter Palmen. Im Atelier AndersARTig wird derzeit auf Hochtouren gearbeitet. Drei Schülergruppen der Wilhelm-Hartschen-Schule Solingen-Wald stellen im Rahmen des NRW-Landesprogrammes Kultur und Schule gemeinsam mit Künstlerin Janine Werner in einem zweiwöchigen Workshop großformatige Skulpturen in Gemeinschaftsarbeit her. Obendrein arbeiten alle Teilnehmer an kleineren Objekten. Eine Sammlung der unterschiedlichsten Bilder ist ebenfalls schon entstanden.
Skulptur zeigt buntes Korallenriff
Die Wilhelm-Hartschen-Schule (WHS) ist eine Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Hier können die Schülerinnen und Schüler ihre individuellen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kommunikationsmöglichkeiten entwickeln und stärken. Vor über 20 Jahren hatte Janine Werner gleich nach dem Abitur in der Schule ein freiwilliges soziales Jahr geleistet. Als vor zwei Jahren im Proberaumhaus „Monkeys“ an der Konrad-Adenauer-Straße umfangreiche Verschönerungsarbeiten anstanden, übernahm Werner in Kooperation mit Lehrer Tim Hülswitt und einer Schülergruppe der WHS eine Reihe von Wandgestaltungsprojekten. Dabei entstand die Idee zu dem jetzigen schöpferischen Arbeitskreis.
Kultur und Schule ist ein Programm, das mit künstlerisch-kulturellen Projekten die Kreativität der Kinder und Jugendlichen fördern und das schulische Lernen durch praktische Elemente ergänzen möchte. „Wir haben nach einem Thema gesucht, dass unsere Schüler gut umsetzen können“, erklärt Tim Hülswitt das Projekt. „Sie sollen frei und selbstständig Kunstwerke anfertigen. In diesem Workshop sind es große und kleine Plastiken nach dem mexikanischen Vorbild der Alebrijes“
Die 21 Jugendlichen im Alter von 8 – 17 Jahren sind mit großem Eifer bei der Arbeit. Stück für Stück entstehen gegenständliche und abstrakte Skulpturen. Das Holz wird zunächst mit Zeitungs- oder Packpapier umwickelt, dann die Formen nach eigenen Vorstellungen herausgearbeitet. „Wir haben aus Salz, Mehl und Wasser den Kleber hergestellt“, beschreibt die Künstlerin ihre Vorgehensweise. Nach dem Trocknen bemalten die Schüler alles mit Acrylfarbe. Zum Schutz werden die Werke mit Klarlack überzogen.
Abstraktes und Figürliches
Janine Werner ist ganz begeistert. „Die Teilnehmer arbeiten mit einer unglaublichen Konzentration an ihren Werken. Man merkt, wie viel Spaß ihnen diese Form der Gestaltung macht. Sie gehen völlig frei an die Sache heran, unbefangen und spontan. Da wird nicht groß geplant, sondern ausprobiert.“ Auch die Künstlerin selbst hat sehr viel Freude gerade an der Zusammenarbeit mit Kindern, die einen besonderen Förderbedarf haben. „Sogar diejenigen, die sonst viel aggressiver reagieren, werden ruhiger und entspannter durch die kreative Arbeit.“
Neben der Abstraktion ist Figürliches genauso gefragt. Filigrane Arbeiten wechseln mit Pointilismus, eine Technik, bei der reine Farben nicht als Flächen, sondern in mosaikartig aneinander gereihten Punkten und Strichen aufgetragen werden. Die kleinen Künstlerinnen und Künstler nutzen hauptsächlich Acrylstifte und haben erstmals auch Ölpastellkreide ausprobiert. Die Gemälde entstehen mal auf schwarzem, mal auf weißem Papier – je nach Geschmack und gewünschtem Kontrast.
Der Märchen- und Disneyfan hat 101 Dalmatiner und Rapunzel auf Papier festgehalten. Derzeit arbeitet er gerade an einem Sänger, der ein Fußballtrikot trägt. Sehr beliebt sind Muster, Punkte und geometrische Formen. Auch Klorollen, Eierkartons und altes Verpackungsmaterial verwandeln sich unter den kreativen Händen zu ungewöhnlichen Objekten.
„Mich fasziniert immer wieder die Schnelligkeit, in der die Teilnehmer gestalten“, staunt Janine Werner. „Sie versuchen gar nicht, möglichst schnell fertig zu werden. Es ergibt sich einfach so, unter anderem auch durch das konzentrierte Arbeiten.“
Präsentation in der WHS
Die Kunstwerke werden am Montag, 25. März um 11 Uhr in einer Vernissage in der Wilhelm-Hartschen-Schule ausgestellt. Zur Eröffnung sind neben den anderen Klassen auch Lehrer und Eltern herzlich eingeladen. Ein Teil der Skulpturen wird zur besseren Geltung auf Sockeln platziert, die in früheren Workshops ebenfalls von den Schülern selbst angefertigt wurden.