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Atelier Gleis 3: Musikalische Lesung mit Armin Tofahrn und André Deininger

(v. li. André Deininger, Sylvia Tabea Schmitz, Bärbel Ludwig, Armin Tofahrn) Freuen sich über die gelungene Lesung (Foto: © Martina Hörle)

(v. li. André Deininger, Sylvia Tabea Schmitz, Bärbel Ludwig, Armin Tofahrn) Freuen sich über die gelungene Lesung (Foto: © Martina Hörle)

SOLINGEN (mh) – Am vergangenen Sonntag gab es in den Güterhallen im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe „Sommer, Picknick, Events“ vor dem Atelier Gleis 3 eine musikalische Lesung mit Armin Tofahrn und André Deininger. In ernsten, amüsanten oder auch nachdenklichen Texten erzählte Tofahrn vom Kellner Balduin, den Frau Hitze und Frau Frost mit ihren gegensätzlichen Ansprüchen an den Rand der Beherrschung bringen und der sich auf originelle Weise rächt. Dann ist da Luises seltsamer Besucher, der sich Falke nennt und vom Anfang kommt, weil er ihr Herz hat schreien hören. Nach seinem Besuch redet Luise weniger und lächelt mehr. André Deininger unterstrich auf musikalische Weise mit „To love somebody“ den Kern dieser Erzählung.

Tofahrn hinterfragt das Leben

Eine bislang noch nicht veröffentlichte Geschichte handelte von einem Mädchen, das Menschen nur anschaut und klar ausspricht, was es sieht. Es sagt der Frau, die ihr Kind schlägt, das das nicht richtig ist, und fragt die Obstverkäuferin, warum sie so traurig sei. Eine kleine Erzählung mit beachtlichem Tiefgang, die mit der Frage endete: „Warum wissen die Menschen so wenig voneinander?“ Nicht die einzige Geschichte, die zum Nachdenken anregte. Man weiß, was in der Welt vor sich geht, aber wie heißt eigentlich der Nachbar mit Namen? Mit viel Einfühlungsvermögen nahm Deininger auch hier die fast greifbaren Emotionen auf und untermalte sie mit einem Song, der nicht besser passen könnte: „What a wonderful world“.

Der Solinger Autor Armin Tofahrn, Vorstadt-Philosoph und kreativer Querkopf, präsentiert den Zuhörern amüsante und nachdenkliche Kurzgeschichten und Denkzeilen. (Foto: © Martina Hörle)

Der Herforder Musiker setzte mit seiner markanten, aber auch warmen Soulstimme den dargebotenen Songs einen ganz besonderen Stempel auf. Deininger ist seit 20 Jahren im Geschäft. Er spielt mehrere Instrumente – nur Saiteninstrumente, wie er betont – und begleitet sich bei seinen Coversongs, aber auch selbst komponierten Werken gerne auf der Akustik-Gitarre. Auf der Wiese vor der Rampe folgten die Zuhörer gespannt der kurzweiligen Darbietung und sangen bei bekannten Stücken gerne mit. Erstmals wurden bei dieser Lesung Songs von Jette Thuresson, der Tochter von Armin Tofahrn zum Besten gegeben. Sie hatte ihren Vater überrascht und drei seiner Texte auf dem Klavier vertont. Diese Stücke hatte Deininger seiner Akustik-Gitarre angepasst.

Deininger präsentiert Songs von Jette Thuresson

Kennengelernt haben sich Armin Tofahrn und André Deininger bei Veranstaltungen im Schaberger Bahnhof. Da entstand die Idee der gemeinsamen Darbietungen.

Früher trat Tofahrn unter anderem als Solo-Pantomime auf und ist darin geübt, auch ohne Worte Emotionen klar zum Ausdruck zu bringen. Heutzutage nutzt er dafür das geschriebene Wort. Seine Denkzeilen sind kurze, fast lyrische Betrachtungen mit unglaublichem Tiefgang – kleine Augenblicke, in denen so viel passiert. Für diese Veranstaltung hatte er einen facettenreichen Querschnitt aus seinen Werken „Ein Funke Hoffnung“ und „Wunderbar gedacht“ sowie neuen, noch unveröffentlichten Kurzgeschichten zusammengestellt.

Musiker André Deininger unterstreicht mit ausgewählten Songs die Texte von Armin Tofahrn. (Foto: © Martina Hörle)

Der Autor, der sich intensiv für Nachhaltigkeit engagiert, sagt von sich selbst: „Ich habe oft ein Bild im Kopf und fange dann gleich an zu schreiben. Ich schaue in eine Welt und sehe etwas. Es kann ein Seelenthema sein oder ein Unrecht. Es gibt vieles, über das ich mir Gedanken mache. Was ist vor dem Anfang gewesen? Wo komme ich eigentlich her? Der Tod ist genauso faszinierend. Was geschieht, wenn ich tot bin? Nach diesen Dingen gehe ich auf die Suche.“ Diese Suche kann der Leser beispielsweise im „Seelenperlensamenkorn“ mitverfolgen, in dem ein „ICH“ seine Reise beginnt.

Moral bei Tofahrn amüsant oder bitterböse

Tofahrn weiß, dass er diese Fragen nicht beantworten kann, und das ist auch gar nicht sein Bestreben. Der Vorstadt-Philosoph und kreative Querkopf, wie er sich nennt, hält seine Gedanken fest und lässt daraus mögliche und unmögliche, manchmal skurrile Geschichten zum Träumen, Lachen und Nachdenken entstehen – immer mit einer kleinen Moral, die amüsant, aber auch bitterböse sein kann. In seinen Kurzgeschichten hinterfragt er das alltägliche Leben in kleinen Szenen, für jeden nachvollziehbar oder auch selbst erlebt. In „So oder so“ stellt der Autor die Welt kurzerhand auf den Kopf, indem der Wähler die Politik bestimmt oder der Werbefachmann sein eigenes Produkt kauft.

Bis Ende August ein buntes Sammelsurium

„Wir haben seit kurzer Zeit eine neue Veranstaltungsreihe in den Güterhallen“, so die Solinger Theaterpädagogin Sylvia Tabea Schmitz, die gemeinsam mit Bärbel Ludwig zu dieser Lesung eingeladen hatte. Die neue Reihe ist angelehnt an die Veranstaltungen in England, in deren Rahmen Besucher mit ihren Picknickkörben in die Sommergärten kommen und an kulturellen Darbietungen teilnehmen. „Wir haben uns überlegt, wie wir den Leuten gerade zu dieser Zeit wieder etwas Kulturelles bieten können. Auch uns Künstlern fehlt ja der Kontakt zum Publikum.“ Auf der Wiese waren mehrere Sitzgruppen verteilt. Einige Besucher hatten tatsächlich Picknickdecken und –körbe mitgebracht und machten es sich bequem. Andere blieben spontan beim Spaziergang stehen und lauschten. Die Künstler saßen vor ihren Ateliers und hörten ebenfalls gespannt zu.

Bis Ende August wird es an jedem Wochenende ein buntes Sammelsurium aus Literatur, Theater und Musik geben. So ist für jeden Geschmack etwas dabei. Der Eintritt ist frei. Das Programm ist auf der Seite der Güterhallen veröffentlicht.

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