SOLINGEN (mh) – Ein Gesamtwerk von 30 kleinen Bildern steht in Beziehung zueinander – oder auch nicht. Denn jedes dieser Werke erzählt schon allein für sich eine Geschichte. Die Motive zeigen einen teilweise archaischen Charakter: Die Nabelschnur als verbindendes Element, eine Eizelle, das Embryo oder Masken.
Faszination durch Fließen
Trotz der Abstraktion oder fragmentalen Darstellung steht bei Lara Leon-Ser der Mensch im Mittelpunkt. „Ich habe immer eine Geschichte im Kopf“, sagt die Künstlerin, die das Malen als Ausgleich zu ihrer medizinischen Arbeit betreibt. Während sie früher hauptsächlich Gegenständliches in Öl auf Leinwand festhielt, ist es derzeit die Airbrush-Technik, die sie fasziniert. „Ich lasse die Farbe auf dem Papier fließen. Den Vorgang kann man nur bedingt steuern. Durch das Fließen bilden sich faszinierende, manchmal irrwitzige Muster.“ Teile des Musters, die die Künstlerin besonders ansprechen, werden abgedeckt und das Übrige mit Graffiti-Farbe bearbeitet. Dieses Papier steckt in gewölbter Form im Rahmen, während sich dahinter eine Aktzeichnung verbirgt. Der Betrachter muss den Blick von oben hinter den Vordergrund richten. Das offene Bild verdeckt, das verdeckte bleibt offen.
Über 20 Bilder hat die Künstlerin, die von Beginn an Mitglied in der Ateliergemeinschaft KünstlerPack ist, hier ausgestellt. Die Werke sind in den letzten zwei Jahren entstanden. Zuvor war eine Babypause angesagt. Im kommenden Semester wird sie ihr unterbrochenes Kunststudium an der Freien Akademie der bildenden Künste in Essen wieder aufnehmen.
Wahrnehmung als wandelbarer Prozess
„Der Betrachter versucht automatisch, dem Gesehenen durch seine Erfahrungswerte eine bestimmte Bedeutung zu geben. Doch diese Wahrnehmung ist kein abgeschlossener Prozess“, sagt die Künstlerin. In einer anderen seelischen Verfassung ändere sich die Wahrnehmung oft gravierend.
Mit der Form der Wahrnehmung beschäftigt sich auch Elmar Horlitz. Er arbeitet grundsätzlich gegenständlich, fast detailgetreu. Und doch nimmt der Beobachter nicht immer das wahr, was zu sehen ist, sondern das, was er glaubt zu sehen. Er soll sich ein Bild machen – oder sich etwas einbilden.
„Wann fängt Abstraktion an? Wann ist etwas gegenständlich? Wie viel Realität ist erforderlich, damit der Betrachter eine Übereinstimmung mit seinen inneren Bildern findet?“ Mit diesen Fragen beschäftigt sich Horlitz derzeit intensiv. In seinem Bild „reduzierte Hosen“ ist ein Stapel von Hosen zu sehen, säuberlich gefaltet und übereinander gestapelt. Während die Hosen im untersten Bereich noch naturgetreu zu sehen sind, wird die Darstellung nach oben immer mehr auf das Wesentliche reduziert. Am Schluss sind nur noch farbige Balken zu sehen, die der Besucher trotz allem mit Hosen identifiziert.
Irritation weckt Aufmerksamkeit
„Ich arbeite gerne mit Wortspielen“, bekannt der Künstler lächelnd und präsentiert eine Fisch-Konserve als „Kunst in Öl“. Seine Seebilder mit Einflechtungen werden zu einem Bild im Bild. Titel: „Sehstücke“. Horlitz möchte auf zweierlei Art eine Irritation erzeugen, Aufmerksamkeit wecken. Das Ganze geschieht immer mit einem Touch von Ironie und Humor, um die Schwere aus der Kunst zu nehmen.
Zur Vernissage am Samstag, 17. November um 18 Uhr wird Dr. Manfred Rust die Laudatio halten. Die Ausstellung ist von Samstag, 17. November, bis Sonntag, 25. November, täglich von 17 bis 19 Uhr im Atelier KünstlerPack zu sehen.