SOLINGEN (mh) – „Der Bäckershof ist ein sehr alter Hof“, berichtet Bauer Bruchhaus und verrät, der Hof sei vor ca. 400 Jahren errichtet worden und seit fast 200 Jahre in Familienbesitz. Im Jahr 1832 hatte ihn der Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater gekauft. Zuvor war dessen Vater schon als Pächter auf dem Anwesen.
Der etwa 20 Hektar umfassende Bio-Bauernhof ist einer der letzten drei Milchhöfe in Solingen und liegt mitten in Merscheid, gleich hinter dem Industriemuseum. Durch die ringsum besiedelten Flächen ist eine Ausdehnung kaum noch möglich. In dem landwirtschaftlichen Anwesen, das Bruchhaus gemeinsam mit seiner Frau Christine bewirtschaftet, wird Milch- und Fleischproduktion betrieben. Für den Milchverkauf, der von Montag bis Samstag erfolgt, bringen die Kunden eigene Flaschen oder Kannen mit, in die Christine Bruchhaus die frische Milch abfüllen kann. Manche der Kunden kommen fast täglich, andere nur sporadisch, nehmen aber gleich eine große Menge mit. Der überwiegende Teil wird allerdings an die Molkereien verkauft.
200 Jahre in Besitz der Familie Bruchhaus
Derzeit besteht die Herde aus 15 Kühen, einem Bullen und rund 20 Masttieren. Vier Kälbchen tollen zwischen den großen Tieren herum. Auf dem Bäckershof tragen alle Tiere Namen. Die richten sich meist nach dem Vornamen des Muttertieres. Die Taufe findet zusammen mit der Vergabe der Ohrmarke, die innerhalb der ersten sieben Tage erfolgen muss, statt. „Vor vierzig Jahren hatten wir hier eine wirklich gute und außerordentlich fruchtbare Milchkuh“, erinnert sich Peter Bruchhaus. Das Tier hörte auf den Namen Gertrud.
Daher hat sich der Buchstabe G bei der Namenfindung stark durchgesetzt. Der mit drei Monaten älteste Nachwuchs hört auf den Namen „Gilla“. Kuh Gaia hat vor zwei Monaten einen Georg auf die Welt gebracht. Kurz danach folgte Mutter Gloria mit ihrer Goldi. Nesthäkchen Lukas tanzt aus der Reihe. Vor etwa eineinhalb Monaten hat Mutter Larissa ihn geboren. Harmonisch lebt der Nachwuchs im Familienverband. Alle Tiere können sich im offenen Laufstall oder auf der Weide aufhalten.
Neben dem Milchverkauf erfolgt auch das Schlachten ausschließlich auf dem eigenen Hof. „Bei uns wird kein lebendes Tier verkauft“, betont der Landwirt. Somit legt keines seiner Tiere auch nur einen einzigen Kilometer an Transport zurück. Das Schlachten darf nur in einem EU-zugelassenen Schlachthaus erfolgen. Dafür beauftragt Bruchhaus den in Deutschland einzigen mobilen Schlachter. Das Tier selbst bleibt in seiner gewohnten Umgebung.
Morgens sorgt Bruchhaus als Landwirt zunächst für den Hof. Im Anschluss daran kümmert er sich in seiner Eigenschaft als selbstständiger Forstwirt um die Kontrolle, Pflege, Fällung und Pflanzung von Bäumen.
Alle Tiere tragen Namen
Im kommenden Jahr ist Peter Daniel Bruchhaus bereits seit 30 Jahren Eigentümer des Bäckershofes. „1991 habe ich den Betrieb von meinem Vater übernommen. Damals war es noch ein konventioneller Hof.“ Seit rund zwanzig Jahren wird er nach biologischen Gesichtspunkten betrieben. „Auch unsere Lebensmittel sowie das Viehfutter produzieren wir in ökologischer Form“, betont der Landwirt, der Mitglied bei Bioland ist. Auf den nicht bestellten Grünlandflächen wachsen viele Kräuter zur Förderung der Arten- und Insektenvielfalt. „Die Kräuter locken Insekten an. Dadurch gibt es mehr Mäuse. Die wiederum führen dazu, dass vermehrt Greifvögel, unter anderem auch der Rotmilan, unsere Wiesen besuchen“, erklärt Bruchhaus den natürlichen Ablauf.
Allerdings gibt es einen Wermutstropfen in Form von Spaziergängern, die ihre Hunde auf dieses Terrain laufen lassen. Abgesehen von dem unappetitlichen Hundekot, der nicht entfernt wird, buddeln die Tiere gern. Mehr als einmal ist Bauer Bruchhaus mit dem Rad des Heuwenders in ein Loch geraten. Das führt zu kostspieligen Reparaturen. Gleiches gilt für Stöcke, die zum Apportieren geworfen werden und dann liegen bleiben. Sie geraten nicht nur in die Heuballen, sondern führen obendrein ebenfalls zu Schäden an landwirtschaftlichen Maschinen. „Manche Leute machen sich nicht klar, dass es sich hier um meine Betriebsfläche handelt, die per gesetzlicher Regelung nicht öffentlich zur Verfügung steht.“ Meist sucht Bauer Bruchhaus das offene, freundliche Gespräch, bei dem sich viele einsichtig zeigen. Doch leider gibt es noch genug Unbelehrbare, die vorsätzlich die gesetzlichen Vorgaben ignorieren und argumentieren, der Hund brauche schließlich Auslauf. Außerdem sei das Gelände nicht eingezäunt, das Betreten also erlaubt.
Rücksichtnahme erwünscht
Als letzte Konsequenz bliebe dem Bauern nur das Einzäunen und damit eine weitere, unnötige Ausgabe. Noch hofft Peter Bruchhaus, dass es nicht notwendig sein wird. Und mit etwas Rücksichtnahme sollte das doch machbar sein.