
SOLINGEN (red) – Das Wasser steht ihnen noch nicht bis zum Hals, doch die Pegel steigen: Mehr als 20 Unternehmerinnen und Unternehmer aus Wuppertal, Solingen und Remscheid haben am 22. Dezember ein deutliches Zeichen gesetzt. Sie stellten sich gemeinsam in die Wupper, um symbolisch auf die dramatische Lage der Industrie in der Region und in ganz Deutschland hinzuweisen. Begleitend präsentierten sie ein entsprechendes Forderungspapier.
Deutliche Zahlen zur wirtschaftlichen Lage
Die aktuellen Kennzahlen zeichnen ein klares Bild. Laut der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage sind 60 Prozent der Industrieunternehmen nicht ausgelastet, 41 Prozent zeigen sich mit ihren Geschäftszahlen unzufrieden. Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) meldet, dass bundesweit 36 Prozent der Unternehmen im kommenden Jahr Stellen abbauen wollen. 33 Prozent planen, weniger zu investieren als zuvor.
Besonders stark treffen die Krisen das überdurchschnittlich industriegeprägte und exportabhängige Bergische Städtedreieck. Hoher geopolitischer Stress durch die US-Zollpolitik sowie die aggressive Exportstrategie aus Asien – insbesondere aus China – verschärfen die Lage zusätzlich. Hinzu kommen aus Sicht der Unternehmen zahlreiche ungelöste hausgemachte Probleme: hohe Energiekosten, hohe Lohnnebenkosten, ausufernde Bürokratie sowie wankelmütige politische Entscheidungen, die der dringend benötigten Planbarkeit entgegenstehen.
Unternehmer fordern verlässliche Industriepolitik
Die bergischen Unternehmerinnen und Unternehmer fordern daher schnelle und wirksame Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft wiederherzustellen. Wie groß der Rückhalt für diese Forderungen ist, zeigte der Zuspruch zur Aktion. Neben IHK-Präsident Henner Pasch (Fourtexx), den IHK-Vizepräsidenten Dr. Andreas Groß (Berger Gruppe) und Dr. Roman Diederichs (Dirostahl) sowie Vera Bökenbrink (Stahlwille, IHK-Vollversammlungsmitglied und Vorständin der Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände) beteiligten sich zahlreiche weitere Unternehmerinnen, Unternehmer und Verbandsvertreter.
Dr. Andreas Groß betonte bei der Pressekonferenz nach der Aktion die Notwendigkeit einer grundlegenden Neuausrichtung der Industriepolitik: „Wir brauchen einen Plan, der länger als ein Jahr anhält.“ Zudem müsse auch das Sondervermögen der Bundesregierung gezielt in die Transformation der Industrie investiert werden. „Wir sind bereit, an diesem Prozess mitzuarbeiten. Etwa in einem nationalen Wirtschaftsrat, in dem wir den Mittelstand und unsere Region repräsentieren, oder als Modellregion für eine Industriepolitik der Zukunft.“
Arbeitsplätze in Gefahr
Vera Bökenbrink verwies auf den bereits spürbaren Verlust von Industriearbeitsplätzen:
„Wir verlieren in NRW 2.000 Industriearbeitsplätze jeden Monat. Und die kommen nicht zurück nach Deutschland. Wir müssen gemeinsam um den Verbleib der vorhandenen Arbeitsplätze kämpfen.“ Gleichzeitig kritisierte sie, dass der Mittelstand in politischen Diskussionen häufig ignoriert werde und forderte dringend ein Umdenken.
Auch IHK-Präsident Henner Pasch machte die weitreichenden Folgen der Entwicklung deutlich: „Wenn wir die Industrie verlieren, ist das das Todesurteil für die industrienahen Dienstleister und den Großhandel.“ Er forderte Politik und Verwaltung eindringlich auf, gemeinsam Ideen zu entwickeln, um Industrie und Arbeitsplätze zu fördern und zu schützen.
„Über die Wupper gehen kann man nur hier“
Die Ernsthaftigkeit der Lage verdeutlicht nach Ansicht der Beteiligten das Bild in der Wupper selbst: „Über die Wupper gehen kann man nur hier“, daher sei das Motiv einmalig. Noch gingen die Unternehmen nicht über die Wupper. „Aber die Lage ist ernst.“































