SOLINGEN (mh) – Auch bei der sechsten Bücherbörse ist die Orchideenhalle im Botanischen Garten wieder brechend voll. Lange vor 14 Uhr stehen die Lesehungrigen mit Taschen vor der Tür und warteten darauf, sich mit neuem Lesestoff versorgen zu können. Was als einmalige Aktion geplant war, hat sich mittlerweile zum Selbstläufer entwickelt. Jedes Jahr wird die Grünanlage am Sonntag nach Ostern zum Ort der Literatur.
Grünanlage wird zum Ort der Literatur
Matthias Nitsche, stellvertretender Vorsitzender der Stiftung Botanischer Garten, und Claudia Elsner-Overberg vom Kommunalen Integrationszentrum, Stiftungsmitglied und aktive Bookcrosserin, hatten vor sechs Jahren die Idee zur Bücherbörse, als sie gemeinsam den Bücherschrank an der Lesehalle überprüften. Bei der Auftaktveranstaltung wurde seinerzeit alles unter dem Dach der Lesehalle aufgebaut. Mittlerweile nutzt man lieber die Gewächshäuser. „Wenn wider Erwarten plötzlich ein Schauer kommt, können wir die Bücher nicht schnell genug ins Trockene bringen“, begründet Matthias Nitsche die Entscheidung.
Viele Meter Bücher ausgelegt
In der Orchideenhalle liegen wieder meterweise Bücher, gesammelt von Literaturfreunden, Bookcrossern und Besuchern des Botanischen Gartens. Es ist ein ununterbrochenes Kommen und Gehen. Der Besucherstrom reißt nicht ab. Viele haben mittlerweile auf der langen Mauer vor der Halle Bücher ausgelegt. Und auch dort wird intensiv gestöbert und geschmökert. „Ich habe viele Kinderbücher mitgebracht“, sagt Claudia Elsner-Overberg. „Die werden immer gesucht. Es ist aber wieder eine bunte Mischung. Sachbücher sind dabei. Häufig werden Romane abgegeben. Vorhin sind Kriegsbücher gebracht worden.“ Und dann erzählt sie von einem Lesefreund, der kurz zuvor hocherfreut gesagt hatte: „Das ist genau das Buch aus der Reihe, das mir fehlt.“ Auch solche Highlights gibt es bei der Bücherbörse.
Überall kommt man ins Gespräch. Spätestens, wenn der Satz fällt: „Eigentlich wollte ich gar nichts mitnehmen.“ Dann ist das Gelächter groß. Bücherfreunde kennen dieses Problem.
Matthias Nitsche erzählt begeistert: „Eben kam ein Herr mit vielen Kinder- und Jugendbüchern. Die brauchte er gar nicht mehr auf dem Tisch zu verteilen. Sie wurden sofort wieder von anderen ausgesucht und mitgenommen.“ Eine Besucherin brachte gleich drei große Wannen mit Lesematerial. Ein anderer Bücherfreund hat einen Stapel Kochbücher mitgebracht. „Wir freuen uns sehr, dass so viel neuer Lesestoff gekommen ist“, freut sich Nitsche und berichtet, dass im letzten Jahr ein großer Teil der eingelagerten Bücher Opfer eines Wasserschadens geworden ist.
Tauschbörse ist nachhaltig
„Ich finde die Idee der Tauschbörse viel besser als kaufen und wegwerfen“, betont Elsner-Overberg. Vor Beginn der Veranstaltung räumt sie jedes Mal den Bücherschrank aus, bringt die Bücher zu den anderen in die Halle und sortiert nach Themen. Am Ende der Veranstaltung wird der Bücherschrank mit neuen Büchern bestückt. „Es ist eine nachhaltige Aktion.“ So ähnlich wie auch Bookcrossing. Die Bücherfreunde sammeln Bücher, die sie selbst nicht mehr lesen und deshalb anderen kostenlos zur Verfügung stellen möchten (wir berichteten).
Mehrere hundert Besucher kommen jedes Jahr zur Bücherbörse. Das Ambiente in der Orchideenhalle ist wie geschaffen. Man ist im Grünen, es ist trocken. So steht der Bücherschau nichts im Wege. „Die Aktion ist eine der Möglichkeiten, für die Pflege des Botanischen Gartens zu sammeln“, erklärt Elsner-Overberg. „Hier wird enorm viel ehrenamtliche Arbeit geleistet, um die Anlage für die Besucher zu erhalten.“ Deshalb stehen auf den Büchertischen auch Spendendosen bereit. Jede finanzielle Unterstützung hilft.
Stärken können sich die Besucher mit leckerem Kuchen, Eis und aromatischem Kaffee. Das alles ist im Gartenkiosk erhältlich.
Nächsten Sonntag Malaktion für Kinder
Die nächste große Aktion steht schon vor der Tür. Am Sonntag, 15. April gibt es „Malen für Kinder – die Erschaffung der Blumen“. Bei schönem Wetter im Freien, ansonsten in der Orchideenhalle.