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Die Stadt Solingen kann ihre Geschichte bis ins Hochmittelalter zurückführen. Die Besiedlung des damals noch stark bewaldeten und zerklüfteten Gebietes erfolgte wahrscheinlich erstmals im 8. Und 9. Jahrhundert. Die Lage der Stadt hatte zur Folge, dass sowohl die Völkerwanderung als auch die römische Besiedlung kaum Spuren in der Region hinterlassen haben.
Eine Blütezeit erfuhr Solingen im 19. Jahrhundert, als das aufstrebende Bürgertum mit zahlreichen Gebäuden und gesellschaftlichen Neuerungen das Stadtbild prägte. In dieser Zeit entstanden in vielen größeren Städten die so genannten Casino-Gesellschaften, die den Wunsch des gehobenen Bürgertums nach gepflegter Unterhaltung und gesellschaftlichem Ansehen widerspiegelten. Auch die Casino-Gesellschaft Solingen stammt aus dieser Zeit.
Mit ihrer langen Tradition schlägt die Casino-Gesellschaft Solingen die Brücke zwischen historischem Brauchtum und modernen Formen traditioneller Unterhaltung, aus der sie entstanden ist.
Casinos als Orte der Unterhaltung im Wandel der Zeit
Die menschliche Zivilisation ist neben dem Grundbedürfnissen wie Sicherheit und Nahrung auch von dem Wunsch nach Zerstreuung und Vergnügen geprägt. Spiele gehörten deshalb schon früh zum menschlichen Alltag. Glücksspiele mit einer Zufallskomponente und einer Gewinnoption übten einen besonderen Reiz aus und können historisch weit zurückdatiert werden. Im Laufe der Jahre haben sich die Gepflogenheiten immer wieder geändert und an die Ansprüche des Zielpublikums angepasst. Im Mittelalter wurden Glücksspiele gerne in der Öffentlichkeit angeboten, zum Beispiel auf Märkten oder Jahrmärkten, wo sie ein breites Publikum erfreuten.
In der frühen Neuzeit wanderte diese Form der Zerstreuung eher in den Privatbereich ab. Diskrete Casino-Gesellschaften und gehobene Salons wurden zu einem festen Bestandteil des aufstrebenden Bürgertums. Vor allem das männliche Bürgertum traf sich gerne im Salon oder im Casino zu gepflegter Geselligkeit. Aber auch der Adel genoss diese Form der Unterhaltung und machte gerne Gebrauch davon. Im 18. Und 19. Jahrhundert war auch die Blütezeit der Kurorte und Seebäder, die meist auch eine große Spielbank mit hervorragendem Ruf beherbergte. Aber auch die privaten Casino-Gesellschaften erfreuten sich weiterhin großer Beliebtheit.
In der Mitte des 20. Jahrhunderts brachen Casinos in ein neues Zeitalter auf. Mit der Eröffnung der ersten Online Casinos entstand ein neuer Trend, der die Branche heute maßgeblich prägt. Casino Anbieter erleben im digitalen Bereich seit Jahren eine ungebrochene Blütezeit und haben das Spielvergnügen auf ein neues Level gebracht. Mit der unbegrenzten Verfügbarkeit und dem vielfältigen Angebot locken Online Casinos heute ein noch viel größeres Publikum an als die namhaften Etablissements, aus denen sie hervorgegangen sind.
Niedergelassene Spielbanken und private Casino-Gesellschaften prägen trotzdem auch heute noch die moderne Gesellschaft und sind aus so mancher Tradition lokalen Brauchtums nicht wegzudenken.
Casino-Gesellschaft Solingen möchte lokale Geselligkeit pflegen
Die Casino-Gesellschaft Solingen gehört zu den traditionsreichsten Institutionen ihrer Zeit. 1840 wurde die bürgerliche Gesellschaft ins Leben gerufen und gehört bis heute zum gut gepflegten regionalen Brauchtum. In ihren Statuten hat sie sich der „Beförderung anständiger, geselliger Freuden“ verschrieben und trägt diese Tradition bis heute mit viel Engagement fort.
Als historische Institution versteht sich die Casino-Gesellschaft Solingen auch heute, fast 200 Jahre nach ihrer Gründung als ein Zusammenschluss von Bürgern, die das gesellige Miteinander aufrechterhalten und gezielt durch lokale Veranstaltungen das gesellschaftliche Leben innerhalb der Klingenstadt beleben und bereichern möchten.
Die Themen Geselligkeit und Freizeitvergnügen sind in § 1 der Statuten festgelegt und bilden das Herzstück der noch heute sehr engagierten Gesellschaft. Dabei kommt es den heute 70 aktiven Mitgliedern vor allem darauf an, den Bürgern der Stadt Veranstaltungen anzubieten, bei denen sie zusammenkommen, einen regen Austausch pflegen und vor der Kulisse traditioneller Gebräuche miteinander ins Gespräch kommen. Zu den beliebtesten Aktivitäten gehören der alljährliche Jazzbrunch und das Gänseessen, sowie die Zöppkesmahlzeit-Nachfeier. Eine lieb gewonnene Tradition ist auch der Motivstammtisch, der an jedem ersten Freitag im Monat abgehalten wird. Im Sinne der Geselligkeit unterhält die Casino-Gesellschaft Solingen im Gebäude der Commerzbank Solingen eigene Räumlichkeiten, in denen neben zwei Kegelbahnen auch ein Thekenraum und ein Festsaal zu Hause sind. Zu den vielfältigen Veranstaltungen sind neben den Mitgliedern der Gesellschaft natürlich auch Gäste herzlich eingeladen.
Die Mitglieder der Casino-Gesellschaft Solingen setzen sich aus Unternehmern und Freiberuflern zusammen, Menschen des öffentlichen Lebens, Beamten und Angestellten in Führungsposition. Auch der emeritierte Bundespräsident Walter Scheel ist ein aktives Mitglied der Gesellschaft.
180-jähriges Jubiläum: Eine Festschrift gibt es schon
2020 konnte die Casino-Gesellschaft Solingen ihr 180-jähriges Bestehen feiern. Damit gehört sie zu den wenigen Institutionen ihrer Art, die im 19. Jahrhundert gegründet wurden und bis heute das aktive Brauchtum pflegen. Bereits 2015, zum 175-jährigen Bestehen, gab die Gesellschaft eine Festschrift heraus, die die bewegte Geschichte noch einmal aufarbeitet.
Darin heißt es:
„Am 19. Juni 1840 kamen in dem Amtssitz des Notars Thelen zu Wald 35 Männer zusammen, die vor dem Notar erklärten, folgende Übereinkunft miteinander abgeschlossen zu haben: Unter dem Namen ,Aktien-Gesellschaft des Casino-Gebäudes‘ hätte sich in der Stadt eine anonime Societät gebildet, deren Zweck es sey, vor dem Tore an der Clauberger Straße (der heutigen Kasinostraße) ein neues Gebäude zu errichten, daß in diesem Locale zugleich Bälle, Conzerte und andere Vereine zum geselligen Vergnügen oder sonstigen gemeinnützigen Zwecken stattfinden könnten.“
(Quelle: Festschrift 175 Jahre Casino-Gesellschaft)
Als besonders bemerkenswert wird erachtet, dass die Zeiten rund um die Gründung der Gesellschaft als so unsicher galten, dass zunächst einige wenige Initiatoren sich dazu entschlossen, das Wagnis einzugehen und ein Grundstück zu erwerben, auf dem sie den Bau eines Gebäudes als Niederlassung für ihr Vorhaben anstießen. Erst nachdem dieser Schritt getan war, wurde die Gründung der Gesellschaft als solches vorangetrieben.
In der Generalversammlung vom 23. Juli 1840 wurden die zuvor festgelegten Statuten angenommen und von der Königlichen Regierung zu Düsseldorf am 27. Oktober 1840 bestätigt. Bis heute wird der 23. Juli 1840 als Gründungstag der Casino-Gesellschaft angenommen. Seither nahm sie Überlieferungen zufolge einen bedeutenden Stellenwert im gesellschaftlichen Leben von Stadt und Region ein. In den ersten Jahrzehnten soll sie sogar der Hauptträger des musikalischen Lebens in Solingen gewesen sein, denn Aufzeichnungen deuten auf zahlreiche Konzerte im Festsaal der Casino-Gesellschaft hin. Dies gehört zu den Traditionen, die auch heute noch gepflegt werden.
Die Festschrift zum Jubiläum enthält zahlreiche Aufzeichnungen und Originaldokumente aus den Düsseldorfer Archiven und nimmt Mitglieder und Freunde der Gesellschaft mit auf eine interessante Reise in die Vergangenheit, die bis heute in den gepflegten Traditionen spürbar ist.
Gesellige Veranstaltungen so wichtig wie eh und je
Das Engagement der Casino-Gesellschaft Solingen ist ungebrochen. Für die Akteure ist gepflegte Geselligkeit in einem lokalen Rahmen heute so wichtig wie vor 180 Jahren. Gerade in einer Zeit, in der sich das soziale Leben zunehmend in den digitalen Bereich verlagert, brauchen die Menschen einen Ort der Zusammenkunft, an dem ein persönlicher Austausch stattfinden kann.
Diesen Rahmen bietet beispielsweise der alljährliche Neujahrsball der Casino-Gesellschaft Solingen, der seit 2008 wieder vor historischer Kulisse auf Schloss Burg stattfindet. Nach einer unfreiwilligen Pause soll das beliebte Ereignis im Januar 2023 endlich wieder in gewohntem Glanz ausgerichtet werden können. Gastgeber und Gäste freuen sich gleichermaßen auf diesen Glanzpunkt des Solinger Gesellschaftslebens.
