SOLINGEN (bgl) – Die Solinger Innenstadt soll in den kommenden Jahren ein komplett neues Gesicht erhalten. Darüber informierte jetzt die Stadtverwaltung, die unter dem Titel „City 2030“ ein fertiges Konzept zur Neuausrichtung der City präsentierte. „Die Innenstadt steht vor einer Jahrhundertaufgabe, einer Aufgabe für Generationen“, sagte Oberbürgermeister Tim Kurzbach am Freitag. Im Frühjahr letzten Jahres beauftragte die Stadtverwaltung die Büros Junker + Kruse aus Dortmund und Dr. Pump-Uhlmann aus Braunschweig (wir berichteten) mit der Ausarbeitung eines zukunftstragenden Integrierten Stadtteilentwicklungskonzeptes (ISEK), das jetzt vorgelegt wurde. „Wir wollen die Innenstadt umgestalten und zwar in Gänze. Der Umfang ist erheblich, für uns gilt nun klotzen und nicht kleckern“, kündigte Kurzbach an.
44 Einzelmaßnahmen für die City vorgeschlagen
Die beiden Büros arbeiteten zunächst 44 Einzelmaßnahmen für die Innenstadt aus. Der Einzelhandel als dominierende Funktion flächendeckend in der City soll Mischnutzungen weichen. Wohnen und Dienstleistungen sollen in den Planungen sehr viel größere Rollen spielen, als das in den vergangenen Jahrzehnten in der Innenstadt der Fall war. Dem Einzelhandel will man stattdessen „fokussiert und konzentriert“ (Kurzbach) zu neuer Stärke verhelfen. Zudem sollen sowohl die Nord- als auch die Südstadt sehr viel stärker in das Gesamtkonzept Solinger Innenstadt mit einbezogen werden. „Wir erhoffen uns davon Impulse für die Innenstadt, der Stadtkern allein ist zu klein“, erklärte Andreas Mayer vom Planungsbüro Junker + Kruse. Mit dem Hofgarten und den Clemens-Galerien hat man zwei große Einzelhandels-Anker definiert.
Einzelhandel nicht mehr flächendeckend vorgesehen
Für das Sorgenkind untere Hauptstraße sieht das neue Konzept beispielsweise keinen Einzelhandel mehr vor. Dort sind vielmehr Dienstleister und auch Wohnraum vorgesehen. Gleichzeitig ist man sich seitens der Stadtverwaltung und der Planungsbüro des Umstands wohl bewusst, dass man um umfangreiche Aus- und Umbauarbeiten in der Innenstadt nicht herumkommen wird. „Der Einzelhandel muss sich verdichten, um überlebensfähig zu bleiben. Dadurch werden an anderer Stelle wieder Flächen frei, die entwickelt werden können. Wenn man Wohnen in der Stadt etablieren möchte, muss das Wohnumfeld entsprechend verbessert werden“, sagte Dr. Holger Pump-Uhlmann vom gleichnamigen Planungsbüro.
„Umnutzungspauschale“ und Fonds für den Immobilienankauf
Mittels einer „Umnutzungspauschale“ schlagen die Planungsbüros vor, Immobilienbesitzer bei Mieterverlust und den dann aufgrund der Nutzungsänderung anstehenden Umbauarbeiten zu entlasten. Dies würde vor allem Flächen im Erdgeschoss betreffen. Ein entsprechender Geldbetrag pro Quadratmeter ungenutzter Fläche soll den privaten Immobilienbesitzern als Anreiz zur Verfügung gestellt werden. „Eigentlich bräuchte man einen Fonds zum Ankauf von Immobilien oder auch eine städtische Entwicklungsgesellschaft, man hat es ja mit einer Vielzahl von Immobilieneigentümern zu tun. Wenn sich einer querstellt, sind so genannte Blockkonzepte manchmal sehr schwierig zu verwirklichen“, so Pump-Uhlmann.
Mittels des Fonds könnte die Stadt Schlüsselimmobilien aufkaufen, entsprechend aufpolieren und dann im Rahmen des Nutzungskonzeptes neu veräußern. Für Maßnahmen im öffentlichen Raum sowie personelle Aufwendungen hat die Stadt inzwischen grob die Kosten überschlagen: „Wir reden über ein Volumen von rund 36 Millionen Euro“, sagte Stadtdirektor Hartmut Hoferichter. Nicht mit drin sind da selbstverständlich zu erwartende Kosten für Immobilienankäufe. Fördermittel sollen für alle angedachten Maßnahmen wenn möglich akquiriert werden. Im Mai wird das Konzept in die politischen Gremien eingebracht mit dem Ziel, es vor der Sommerpause zu beschließen.