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Coronavirus: 29 Menschen sind in Solingen infiziert

Prof. Dr. Winfried J. Randerath ist Chefarzt der Lungen-Fachklinik Bethanien in Aufderhöhe. (Foto: © Bastian Glumm)

Prof. Dr. Winfried J. Randerath ist Chefarzt der Lungen-Fachklinik Bethanien in Aufderhöhe. (Foto: © Bastian Glumm)

SOLINGEN (bgl/red) – Die Stadtverwaltung trägt der sich ausweitenden Krise rund um das Coronavirus jetzt auch bei der Medienarbeit Rechnung und organisierte am Montagabend erstmals eine virtuelle Pressekonferenz, bei der Medienvertreter via Internet und Kameras dem Rathaus zugeschaltet wurden. Dort musste Dr. Annette Heibges, die Leiterin des Solinger Gesundheitsamtes, von einem erneuten Anstieg der Infektionsfälle in der Klingenstadt berichten. Stand 18 Uhr meldete die Lungenfachklinik Bethanien 29 bestätigte Infektionen. „Es handelt sich dabei nicht mehr nur um Reiserückkehrer. Wir gehen davon aus, dass die Zahl noch deutlich steigen wird“, so Heibges.

Etwa 300 Menschen in Solingen in Quarantäne

Rund 300 Menschen befinden sich jetzt in Quarantäne, gut 200 Kontaktpersonen werden derzeit überprüft und zunächst abtelefoniert. Um den wachsenden Anforderungen gerecht werden zu können, hat die Stadtverwaltung das Gesundheitsamt dauerhaft verstärkt. 30 Plätze an sieben Tagen in der Woche sind im Team des Gesundheitsamtes zusätzlich besetzt worden. Dort wird in Schichten gearbeitet. Darüber hinaus geht der fortlaufende Umbau der Stadtverwaltung für den Krisenbetrieb weiter.

„Die Situation hat sich in den vergangenen Tagen und Stunden deutlich verschärft“, berichtete Prof. Dr. Winfried Randerath, Chefarzt der Lungenfachklinik Bethanien. Dort befinden sich auf der Infektionsstation mehrere Patienten mit bestätigter Corona-Infektion. Zwei davon werden auf der Intensivstation behandelt, die zwischenzeitlich in Teilen in eine auf das Coronavirus abgestimmte Station umgewandelt wurde. „Einem der beiden geht es relativ gut, ein weiterer Patient ist in einem durchaus kritischen Zustand“, so Randerath. Derzeit teste man täglich rund 70 Patientinnen und Patienten auf das Coronavirus.

Die Stadtverwaltung informierte die Medien am Montag erstmals in Form einer Video-Pressekonferenz. (Foto: © Bastian Glumm)

Coronavirus: Täglich rund 50 Tests im Klinikum

Im Klinikum teste man derzeit rund 50 Patientinnen und Patienten täglich. „Wir haben in den letzten 48 Stunden zehn Patienten aufgenommen mit akuten Störungen der Atmung“, erläuterte am Montagabend Prof. Dr. Thomas Standl, Medizinischer Geschäftsführer des Klinikums. Fünf Patienten wurden inzwischen negativ auf Corona getestet, bei den fünf weiteren erwartet man das Ergebnis am Dienstagmorgen. Auch im Klinikum befindet man sich unlängst im Krisenmodus, hat elektive Behandlungen hinten angestellt und so Kapazitäten freimachen können. „Wir haben derzeit 150 freie Betten“, zählte Standl auf.

„Stimmung ist angespannt, es besteht Unsicherheit“

Inzwischen wurden im Klinikum sämtliche Service-Dienstleister geschlossen. Für die Personalcafeteria wurde ein Schichtsystem eingeführt, so dass gleichzeit nie zu viele Leute beieinander sitzen. „Die Stimmung ist angespannt, es besteht Unsicherheit. Wir haben derzeit sehr viele Urlaubsrückkehrer“, sagte Thomas Standl mit Blick auf seine Belegschaft. In der Ohligser St. Lukas Klinik hat sich bereits Ende der vergangenen Woche ein Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert.

„Die Lage ist ernst“, betone Oberbürgermeister Tim Kurzbach und appelliert angesichts der Entwicklung mit Nachdruck an die Solingerinnen und Solinger, die Einschränkungen und Vorgaben unbedingt ernstzunehmen. „Keiner darf die Bestimmungen auf die leichte Schulter nehmen. Keiner sollte meinen, für sich einfach Ausnahmen machen zu können. Es ist absolut notwendig, die Kontakte auf das Allernötigste zu reduzieren und vernünftig die Verhaltensregeln zu beachten, die von Experten ausgegeben werden. Nur dann können wir die Ausbreitung des Virus entscheidend verlangsamen und unsere Systeme vor Überlastung schützen. Bitte seien Sie bereit, in dieser wichtigen Phase die Einschränkungen zu befolgen! Das ist solidarisches Verhalten.“

Verwaltungsgebäude schließen vorerst bis Ende der Woche

Derweil werden die Rathäuser, Bürgerbüros und Verwaltungsstellen sowie das Jobcenter auf jeden Fall für den Rest der Woche geschlossen bleiben. Die telefonische Erreichbarkeit der Ämter und Dienststellen über die bekannten Rufnummern ist sichergestellt, ebenso über die E-Mail-Adressen. Informationen dazu liefert auch die Homepage der Stadt Solingen (www.solingen.de). Um die Telefonanlage zu entlasten, sollte möglichst viel über E-Mail abgewickelt werden.

Einrichtung eines Notschalters

Für Vorgänge, die unbedingt ein persönliches Erscheinen erfordern, ist am Rathaus Walter-Scheel-Platz ein abgegrenzter Notschalter am Haupteingang eingerichtet. Dort können dringende Informationen abgegeben oder erfragt werden. Notschalter betreiben auch das Verwaltungsgebäude an der Gasstraße sowie das Jobcenter an der Kamper Straße.

Darüber hinaus sucht die Verwaltung einen Standort, an dem ein dauerhafter Notschalter-Betrieb organisiert werden kann. Dieser muss Sicherheitsvorkehrungen ermöglichen, die eine Ansteckungsgefahr verhindern. Ziel ist es, diesen Notschalter möglichst noch in dieser Woche in Betrieb zu nehmen. Die regelmäßige Leerung der Briefkästen an den geschlossenen Verwaltungsstandorten ist gewährleistet. Fristen können über diesen Weg gewahrt werden.

Rathaus: Nachtbriefkasten im Hinterhof (Poststelle) nahe des Torbogens an der Cronenberger Straße
Bonner Straße: Briefkasten am Haupteingang
Gasstraße: Briefkasten am Haupteingang
Jobcenter Kamper Straße: Briefkasten am Haupteingang

Verstärkung des kommunalen Ordnungsdienstes

Die Stadt verstärkt den kommunalen Ordnungsdienst um 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aus anderen Bereichen der Verwaltung abgezogen werden. Diese prüfen, dass die Vorgaben der Allgemeinverfügung eingehalten werden, die von der Stadt Solingen am Montag, 16. März, erlassen wurden. Sie gründet auf der Verfügung des Landes Nordrhein-Westfalen und gilt bis zum 19. April.

Die Verfügung regelt die Bestimmungen für:

Weitere, am Montagabend durch die Bundeskanzlerin angekündigten Einschränkungen werden in Abstimmung mit dem Land NRW sukzessive geprüft und umgesetzt. Derzeit zieht man in Solingen eine komplette Sperrung von Spielplätzen nicht in Erwägung. Bundeskanzlerin Angela Merkel brachte derartiges am Montag bei einer Pressekonferenz ins Spiel. Hier wolle man sich an den Vorgaben des NRW-Gesundheitsministeriums orientieren: „Wir planen jedoch, in den großen Spielplätzen in den kommenden Tagen Plakate anzubringen, dass man Abstand halten soll und an die Hygiene gedacht werden soll“, erklärte Oberbürgermeister Tim Kurzbach.

Die Allgemeinverfügung bieten wir unter diesem Link als PDF zum Download an.

Verkehrsbetrieb kündigt Änderungen im Busverkehr an

Bis Mittwoch sollen die Linienbusse des Verkehrsbetriebs der Stadtwerke noch wie gewohnt fahren, ab dann soll es Änderungen geben, über die die Stadtwerke kurzfristig informieren wollen.

Erweiterte Service-Angebote

Die Hotline der Wirtschaftsförderung wird seit Mitte vergangener Woche stark in Anspruch genommen. Das gilt auch für das Bürger-Telefon und die Hotline zur Notbetreuung von Kindern im Stadtdienst Jugend. Die Verwaltung wird diese Service-Leistungen weiter ausbauen. Darüber hinaus sind ab Dienstag auch grundlegende Informationen in folgenden Sprachen auf der Homepage der Stadt Solingen zu finden: Englisch, Französisch, Türkisch, Arabisch, Italienisch. Auch ein Angebot in „einfacher Sprache“ ist darunter zu finden.

Oberbürgermeister Tim Kurzbach (li.) und Ordnungsdezernent Jan Welzel am Mittwoch im Rathaus. (Foto: © Bastian Glumm)

Oberbürgermeister Tim Kurzbach ruft die Solingerinnen und Solinger zu unbedingter Solidarität und auch zur Einhaltung der gemeldeten Verhaltensregeln auf. „Wir befinden uns erst am Anfang dieser Krise. Was aber jetzt auch in Solingen entsteht, ist große Hilfsbereitschaft„, so der OB. Denn unlängst haben sich in den sozialen Medien Gruppen gebildet, in denen man sich gegenseitig Hilfe anbietet. Ein gutes Zeichen!

Hotline der Stadt Solingen zum Coronavirus

Die Stadt hat eine Info-Hotline eingerichtet, die Fragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet oder entgegennimmt:

Tel.: 290 – 20 20

Bei Verdacht bitte zunächst telefonisch an den Hausarzt wenden.

Für alleinstehende Menschen, die sich in der Krise nicht alleine helfen können, hat die AWO Solingen ein Notfalltelefon eingerichtet: 8807 3299

Hotline KiTa-Notbetreuung: 290 – 53 53

Alle Infos, Verhaltensregeln, Kontaktstellen usw. rund um das Coronavirus auf der Homepage der Stadt Solingen: www.solingen.de/de/inhalt/coronavirus/

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