SOLINGEN (red) – In Dorp und in der Luther-Kirchengemeinde verteilen Ehrenamtliche Tüten mit Lebensmitteln an bedürftige Menschen. Die Zahl der Solinger, die dieses Angebot annehmen, ist in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen, so die Evangelische Kirche in einer aktuellen Medienmitteilung.
Für Menschen mit dem Solingen-Pass
Linsen oder Erbsen, Marmelade oder Honig: Einmal in der Woche packen Ehrenamtliche in der Luther-Kirchengemeinde und in Dorp Tüten mit den Nötigsten. Menschen mit dem Solingen-Pass, die im entsprechenden Gemeindegebiet leben, können Lebensmitteltüten dann in den Kirchen abholen. „Seit dem vergangenen Jahr gibt es einen erkennbaren Mehrbedarf“, hat Presbyterin Gaby Bergfeld aus Dorp festgestellt. Packten dort die Ehrenamtlichen im Januar 2022 noch 49 Tüten für Paare, 25 Tüten für Singles und 65 Einheiten für Kinder, waren es im Januar 2023 schon 65 Tüten für Paare, 48 Tüten für Singles und 87 Einheiten für Kinder.
Inflation und Energiekrise setzen den Menschen in Solingen offenbar zu. Das stellen auch die Ehrenamtlichen in der Luther-Kirchengemeinde bei ihrem Tütenangebot fest. „Seit einem halben Jahr registrieren wir vor allem eine deutliche Zunahme der Singlehaushalte“, sagt Presbyterin Claudia Mix. Insgesamt 220 Haushalte versorgt die Luther-Kirche inzwischen monatlich.
Eine Tüte mit Lebensmittel pro Monat
Das Prinzip in den beiden Gemeinden ist ähnlich: Ehrenamtliche gehen regelmäßig einkaufen, um dann einmal wöchentlich die Tüten zu füllen. Bedürftige Menschen mit dem Solingen-Pass können dann einmal pro Monat eine Tüte abholen. Einzige Voraussetzung: Sie müssen im Gemeindegebiet leben. Evangelisch sein müssen sie dafür nicht. Auch eine Anmeldung ist nicht nötig, die Gemeinden registrieren die Tütenabholung vor Ort.
Mit den steigenden Tütenzahlen steigt in den Gemeinden auch der Bedarf an Ehrenamtlichen, die die Projekte unterstützen. „Wir haben bisher drei Einkaufsteams“, erzählt Gaby Bergfeld. Aktuell stehe der Aufbau eines vierten Teams an, um die zusätzlichen Lebensmitteleinkäufe stemmen zu können. „Wir suchen Ehrenamtliche, die sich in diesem Bereich engagieren möchten“, sagt die Presbyterin.
Unterstützung durch Wärmewinter-Fonds
Für den finanziellen Mehraufwand haben die Gemeinden die Möglichkeit, den Wärmewinter-Fonds des Solinger Kirchenkreises zu nutzen. Viele Evangelische Kirchengemeinden in Solingen haben im vergangenen Jahr die zusätzlichen Einnahmen der Kirchensteuer, die durch die Auszahlung der Energiepauschale entstanden sind, zumindest teilweise in diesen Fonds eingezahlt. Mit dem Geld werden nun Solinger Initiativen im Rahmen der Kampagne „#wärmewinter“ unterstützt, mit der Evangelische Kirche und Diakonie bundesweit Menschen in der Energiekrise helfen wollen – mit Wärmecafés über Essensausgaben bis hin zu Beratungsangeboten.
Zu Weihnachten Wärmflaschen, Brühe und Tee
Auch die Dorper Gemeinde denke darüber nach, für die Mehrkosten, die durch den höheren Tütenbedarf entstanden sind, die Unterstützung des Fonds zu erfragen, berichtet Gaby Bergfeld. Statt wie bisher 7.000 Euro im Jahr, kosten die Tüten die Gemeinde inzwischen 11.330 Euro im Jahr. Unterstützt wird das Projekt außerdem vom Diakonieverein der Gemeinde.
Auch die Luther-Kirchengemeinde hat für ihre Tüten-Aktion den Wärmewinter-Fonds nutzen können: Zu Weihnachten stattete das Tüten-Teilen-Team jeden unterstützten Haushalt mit einer Wärmflasche, Brühe und Tee aus. „Wir haben überlegt: Was hilft den Menschen, wenn es kalt wird?“, sagt Claudia Mix aus dem Lutherkirchen-Presbyterium. Die praktische Hilfe wurde bei den Ausgabeterminen dann gleich mit verteilt.
Evangelische Kirche auch mit Beratungsangeboten
Immer öfter registrieren die Ehrenamtlichen bei der Tüten-Ausgabe auch, dass Menschen Beratungsbedarf haben. In der Luther-Kirchengemeinde gibt es deswegen schon seit geraumer Zeit einmal monatlich das Angebot, während der Tüten-Ausgabe mit einem Vertreter der Stadt ins Gespräch zu kommen – über Hilfsmöglichkeiten, Anträge oder andere behördliche Fragen. Auch in Dorp soll dieses Sozialberatungs-Angebot künftig entstehen. „Es ist ein bitteres Zeugnis für unser Land, dass sich so viele Menschen Sorgen darum machen müssen, wie ihre Familien satt werden“, sagt Gaby Bergfeld, „es ist die Uraufgabe von Kirche, da zu sein und zu teilen.“