SOLINGEN (mh) – Andrea und Bertold Mohr gestalten beide mit Fundstücken, doch jeder auf seine ganz besondere Weise. „Im Gegensatz zu anderen bekannten Künstlerpaaren arbeiten die beiden nicht an gemeinsamen Werken“, erläutert Galerist Dirk Balke bei der Eröffnung. Bislang hatte er immer Einzelausstellungen. Zum ersten Mal präsentiert hier ein Künstlerpaar seine Werke.
Erstmals Künstlerpaar in der Galerie ART-ECK
Bertold Mohr meint dazu: „Meine Frau veredelt die Fundstücke, ich arbeite etwas karger damit. Indem ich verschiedene Teile zusammenbringe, entsteht ein ganz anderer Zusammenhang. Manchmal dauert es sehr lange, bis ich eine passende Verwendung finde. Doch plötzlich läuft ein Prozess ab, eine Idee.“ Dann erschafft Mohr aus einem alten Stuhlpolster, kombiniert mit Lindenbaumrinde oder Wurzelholz ganz neue kuriose Werke.
Objekte hat der Künstler, der an der Kunstakademie in Düsseldorf studiert hat, immer schon gemacht. Seit rund 15 Jahren beschäftigt er sich auch mit Schwarzweiß-Malerei. „Hierbei arbeite ich mit schwarzer Lackfarbe. Sie muss schnell trocknen, damit sich das Papier nicht wellt.“ Gerne setzt er dabei alte, borstige Pinsel ein, die etwas auf dem Blatt hinterlassen. Seine drei ausgestellten Bilder hat er einem Buch entliehen und neu interpretiert. Titel: Barcelona, Athen, Genf. „Es sollte ein Abbild von einem Abbild sein, keine Kopie“, so Bertold Mohr. „Durch den Pinselstrich sind Bereiche entstanden, die man auf den ersten Blick nicht deuten kann. Dabei arbeite ich ganz intuitiv, ohne zu wissen, wo ich lande.“ Für andere Werke hat der Künstler Plexiglas gewählt.
Abbild von einem Abbild
Auch seine Frau Andrea arbeitet mit Fundstücken, so auch gerne mit Treibholz. „Es ist ein spannender Prozess. Manchmal liegen die einzelnen Teile lange herum, bis sie sich plötzlich zusammentun. Oft reicht ein leichtes Verrücken. Der geänderte Blickwinkel führt zu unglaublichen und viel stimmigeren Ergebnissen“, erklärt sie ihre Vorgehensweise. Im Gegensatz zu ihrem Mann, der die karge Schlichtheit der Objekte bevorzugt, veredelt Andrea Mohr ihre Arbeiten mit Blattgold oder –silber. „Manche Holzstücke brenne ich selbst. Auf das schwarz gewordene Holz trage ich einen hellen Kreidegrund auf“, beschreibt die Vergolderin ihre Technik. „Darauf wird mit einem Flachpinsel Blattgold oder –silber aufgetragen und nach dem Antrocknen mit einem Achat einpoliert.
Bei ihrer Serie der kleinen verrückten Fabeltiere hat die Künstlerin Pappelholz verwendet. Wie sie sagt, hat schon Albrecht Dürer mit diesem Material gearbeitet. Verrückt nicht zuletzt deshalb, weil beispielsweise eines der Objekte von der einen Seite den Titel „Schaukeltier“ hat. Von der anderen Seite aus heißt es „Mähne“.
Drei handliche Gemälde hat Andrea Mohr ebenfalls ausgestellt. Öl, Blattsilber, Japanpapier auf Leinwand in einer Größe von 24 x 30 cm. Sie tragen die Titel: Mit Fischern, Leichtes Segel, Die Säerin.
Werke voller Gegensätze und Gemeinsamkeiten
„Wir haben beide Künstler bewusst nicht in eigene Bereiche aufgeteilt“, so Dirk Balke. „Bei der Hängung haben wir die Werke in Bezug gebracht. Spannend zu beobachten, wie sie nebeneinander wirken. Wie verschieden sie sind und sich doch gegenseitig bedingen. Durch diese Gegenüberstellung ergeben sich interessante Spannungsfelder. Die Verwendung von Fundstücken ist die Gemeinsamkeit, die Herangehensweise an Bearbeitung und Kombination völlig unterschiedlich.“ Andrea Mohr findet noch eine weitere Verbindung: „Mein gebranntes Holz ist schwarz, so wie die Lackzeichnungen meines Mannes.“
Eine einzigartige Ausstellung voller Gegensätze und Gemeinsamkeiten. Bis zum 5. August sind die Werke der beiden Künstler in der Galerie Art-ECK zu besichtigen.