SOLINGEN (mh) – „Mir gefallen die Bilder vor allem, weil sie eine immense Ruhe ausstrahlen und in ihrer Systematik vieles offen lassen.“ So empfindet Galeristin Astrid Kirschey die Werke der jungen Künstlerin Jacqueline Hess, die ab kommendem Sonntag in der Galerie Kirschey im Südpark ihre Ausstellung „Module“ präsentiert.
„Ich zeige nicht den Blick aus dem Fenster, sondern auf das Fenster“, sagt Hess zu ihren Arbeiten, in denen nichts vom Wesentlichen ablenkt. Zehn Jahre lang lebte die Malerin in Wuppertal im Hinterhof einer alten Fabrik. Dabei fiel ihr Blick ständig auf die rückwärtige Fassade des Vorderhauses.
Inspiration durch Hinterhoffassade
In Öl auf Leinwand stellt sie in verschiedensten Ausschnitten Teile jenes Fensters dar, die zunächst abstrakt wirken, tatsächlich jedoch der Realität entnommen sind. „Ich habe das Fenster extra nachgemessen“, verrät Hess und beweist damit, wie unwirklich sich Realität zeigen kann.
Die Arbeiten bestehen aus mehreren, übereinander gelagerten Schichten. Künstlerin Hess arbeitet mit Pinsel, Spachtel oder auch Schleifpapier, je nach gewünschtem Effekt. Die Realität dient ihr als Inspiration. Unterschiedliche Oberflächentechniken erzeugen matte, andererseits wieder glänzende Fassaden. Hess ist hocherfreut, dass sie in dieser Ausstellung ihre Werke einmal gemeinsam zeigen kann. Dabei hält sie es mit Claude Monet. Der französische Maler schuf um 1890-1891 eine impressionistische Serie von Heuschobern in unterschiedlichen Abständen und Lichtverhältnissen. Es war als malerisches Experiment gedacht. Monet war überzeugt, dass der Eindruck, den er beim Sehen gewonnen hatte, sich dem Betrachter nur dann wirklich erschließt, wenn alle Werke gemeinsam in einem Raum hängen.
So ähnlich empfindet es auch Jacqueline Hess mit ihrer Fenster-Serie. Durch diese Ausstellung werden sowohl der modulare Gedanke als auch das Konzept der Serie erst deutlich. „Aus diesem modularen Gedanken heraus habe ich die Titel gewählt.“ Die findet der Besucher nicht neben den Bildern, sondern in Großformat geplottet in diagonalen Formen auf dem Boden oder von der Wand auf den Boden laufend. Sie sind keinem bestimmten Objekt zugeordnet, sondern können gleichermaßen für jedes Werk selbst gelten.
Bedeutung von Modularität
„Ich habe mich gefragt, was Modularität für mich bedeutet“, philosophiert die Malerin und führt weiter aus: „In Schubladen denken, Systematisierung in unserem Alltag, feste Regeln.“ Der Mensch ist oftmals ein Gewohnheitstier, der seine Sicherheit in Regeln findet. „Mir geben Regeln mit ihrer daraus entstehenden Routine eine gewisse Sicherheit“, gibt sie zu.
Kennengelernt haben sich Astrid Kirschey und Jacqueline Hess bei der Gedok, dem ältesten und europaweit größten Netzwerk von Künstlerinnen der unterschiedlichsten Disziplinen und Kunstförderern. „Faszinierend an Jacquelines Bildern ist die Individualität der Kombinierbarkeit“, betont Kirschey. Jedes Bild kann beliebig mit jedem anderen Werk in Kombination hängen. Alles passt zu allem und ist obendrein auch als Einzelbild wirkungsvoll. Die Raumgestaltung mit den Bildtiteln am Boden ermöglicht dem Besucher eine Fülle von Assoziationen.
Seit drei Jahren hat die junge Künstlerin ein eigenes Atelier. Mittlerweile befasst sie sich mit einem neuen Projekt. „Das Thema Fenster ist jetzt für mich ausgereizt. Diese Ausstellung bringt alles zu einem wunderbaren Abschluss.“ Jetzt will sie sich intensiv dem Zeichnen widmen.
Ausstellung bis zum 24. März
Am Sonntag wird die Ausstellung um 16 Uhr eröffnet. Die Einführung übernimmt die Düsseldorfer Kuratorin und Kunstberaterin Isabelle von Rundstedt. Zu sehen sind die Arbeiten bis zum 24. März immer donnerstags und sonntags von 14 – 18 Uhr oder nach Absprache.