SOLINGEN (bgl) – Reinhard Burski ist gleichermaßen gute Seele und auch die treibende Kraft von „Gräfrath hilft“ . Und normalerweise ist es dann auch so, dass seine „Neu-Solinger“ zu ihm kommen, weil sie etwas brauchen. „Seit sechs Monaten sind die immer wieder an mir dran gewesen und haben mich bekniet“, erinnerte sich der engagierte Helfer mit einem Lachen im Gesicht. Denn dieses Mal wollten die jungen Flüchtlinge den Spieß umdrehen und etwas zurückgeben.
Und zwar ganz praktisch direkt vor Ort. So zogen am Mittwoch zwölf junge Flüchtlinge, darunter auch eine Frau, in zwei Gruppen los und reinigten Wege, Plätze und Anlagen in ihrem Stadtteil von Müll und Unrat. „Das ist ein ehrenamtliches Angebot, das von unseren neuen Nachbarn ausgegangen ist. Ich finde, das ist der klare Beweis dafür, dass man sich integrieren will“, freute sich Burski, der mit seiner Gruppe auf dem Gräfrather Marktplatz loslegte.
Bewaffnet mit Müllzangen und blauen Säcken rückten die jungen Männer in Burskis Gruppe dem Müll zu Leibe und arbeiteten sich langsam die Klostertreppe hinauf zur katholischen Kirche. Die andere Gruppe sorgte derweil rund um den Brandteich für Ordnung. In der Parkanlage an der Gerber Straße traf man sich. „Wir werden das jetzt regelmäßig veranstalten an einem oder zwei Terminen in der Woche“, erklärte Reinhard Burski. In enger Abstimmung mit dem Gräfrather Heimatverein wird dann erörtert, wo sich eine derartige Aktion im Stadtteil am ehesten lohnen könnte.
Mittwochs gibt „Gräfrath hilft“ Nachhilfe in Sachen Grundgesetz
Jeden Mittwoch findet in den Räumen der ehemaligen Disco „Libelle“ an der Wuppertaler Straße – wo sich seit Februar auch die Kleiderkammer von „Gräfrath hilft“ befindet – zudem theoretischer Unterricht statt. Den meist jungen Flüchtlingen wird dann in Unterrichtseinheiten das Grundgesetz nahegebracht. Später dürfen die „Neu-Solinger“ dann auf die Pirsch gehen und für einen sauberen Stadtteil sorgen. Übrigens auch im Winter. Dann will man für die öffentlichen Plätze in Gräfrath sogar einen Winterdienst umsetzen und Schnee schippen.
Issa ist 21 Jahre alt und seit einem Jahr in Deutschland. Der junge Syrer, der in seiner Heimat als Schreiner arbeitete, machte am Mittwoch begeistert mit und half dabei, seinen Stadtteil sauber zu halten. „Ich lebe hier in Gräfrath, also helfe ich auch in meinem Stadtteil“, betonte er deutlich seine Motivation. Schließlich will er auch in Solingen bleiben und das am liebsten in seinem Stadtteil Gräfrath. Deshalb sucht der junge Mann für sich und seine Frau so schnell wie möglich eine Wohnung.