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Güterhallen: Giger-Ausstellung begeisterte die Besucher

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(v. li. Ingo Schleutermann, Caren Czwikla, Jörg Czwikla, Janine Werner, Dr. Kerstin Borchhardt) Künstler, Sammler und Laudatorin sind gleichermaßen hocherfreut über den grandiosen Erfolg der einzigartigen Ausstellung. (Foto: © Martina Hörle)
(v. li. Ingo Schleutermann, Caren Czwikla, Jörg Czwikla, Janine Werner, Dr. Kerstin Borchhardt) Künstler, Sammler und Laudatorin sind gleichermaßen hocherfreut über den grandiosen Erfolg der einzigartigen Ausstellung. (Foto: © Martina Hörle)

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SOLINGEN (mh) – Das Jahr 2019 begann in den Güterhallen mit einer Weltpremiere. Erstmals öffnete der Duisburger Sammler Jörg Czwikla am Samstag für die Öffentlichkeit seine einzigartige HR Giger-Privatsammlung. „Man kennt Giger von seinen Aliens, den Biomechanics, den Erotomechanics“, so Dr. Kerstin Borchhardt in ihrer Laudatio. Die Kunstwissenschaftlerin der Uni Leipzig befasst sich seit vielen Jahren mit der faszinierenden Thematik der Dark Art. „Heute sehen wir einen Teil der Sammlung von Caren und Jörg Czwikla, zwei großen Enthusiasten. Wir sind froh und dankbar, dass sie diese vielen bedeutsamen Werke mit uns teilen, Schätze, die man so schnell nicht mehr zu sehen bekommt.“

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Besucher sind von der Sammlung begeistert

Oft verschwänden viele einmalige Werke in Privatsammlungen, betonte Dr. Borchhardt. Dann beschrieb sie, wie Jörg Czwikla durch die ZDF-Dokumentation „Das phantastische Universum des HR Giger“ von der Sammelleidenschaft gepackt wurde und Kontakte bis nach Japan und in die Schweiz aufbaute. „Giger wirkte auch auf die reale Welt“, bekräftigte Borchhardt und berichtete von den Giger-Bars, allen voran die einzigartige Bar in Tokio, die heute leider nicht mehr existent ist. „Viele Dinge wurden aber konserviert, so der Harkonnenstuhl, den Giger entworfen hat“, fuhr sie fort. Dieses Möbelstück war ursprünglich für den Film „Dune – Der Wüstenplanet“ gedacht. Leider ging der Film nie in Produktion. Ein besonderes Kleinod ist auch die aus der Tokio-Bar stammende Menü-Karte und die Flasche Wein, die zu Jörg Czwiklas gesammelten Werken gehören.

Diesen Harkonnenstuhl entwarf Giger für den Film „Dune – Der Wüstenplanet“, der allerdings nie in Produktion ging. Die 16 Blaupausen zeigen Baupläne für die Giger-Bars. (Foto: © Martina Hörle)
Diesen Harkonnenstuhl entwarf Giger für den Film „Dune – Der Wüstenplanet“, der allerdings nie in Produktion ging. Die 16 Blaupausen zeigen Baupläne für die Giger-Bars. (Foto: © Martina Hörle)

In ihrer Laudatio dankte Dr. Borchhardt nicht nur dem Sammler, sondern ebenfalls den beiden Künstlern Janine Werner und Ingo Schleutermann, die mit ihrem unermüdlichen Einsatz diese Weltpremiere erst möglich gemacht haben. Beide waren bereits im vergangenen Jahr bei der Giger-Tribut Ausstellung „Creators Of Legends“ in Gruyère und Mexico-City mit eigenen Arbeiten vertreten. Durch den Schweizer Experten Marco Witzig wurden sie auf den Sammler Czwikla aufmerksam und nahmen umgehend Kontakt auf.

Giger war ein facettenreicher Künstler, der ein ganzes Universum schuf, von dem in dieser einmaligen Präsentation ein kleiner Teil gezeigt werden kann. So stellt beispielsweise eines seiner Werke eine Kreuzung aus Musikinstrument und Mensch dar. Mit Spritzpistole und Schablonen gestaltete er surrealistische Traumlandschaften, kreierte Skulpturen, Plattencover, Interieur Design, Airbrush-Zeichnungen, Computerspiele und vieles mehr. 2014 starb er im Alter von 74 Jahren.

Schaffung surrealistischer Traumlandschaften

Die einzigartige Präsentation der verschiedensten Werke begeisterte die  Besucher, die teilweise von weit her gekommen waren, um diese Ausstellung zu sehen. „So etwas Einzigartiges erwartet man eher in den großen Metropolen“, so der allgemeine Tenor. Umso beeindruckender, dass Derartiges auch in Solingen möglich ist.

Petra Krötzsch, PR-/Eventmanagerin und Managerin des Südparks, war voll des Lobes: „Ich finde es ganz großartig, dass Janine Werner und Ingo Schleutermann diesen wunderbaren Sammler in die Güterhallen geholt und eine so grandiose Ausstellung möglich gemacht haben. Damit haben sie nicht nur für die Güterhallen, sondern für Solingen etwas ganz Besonderes bewirkt. Die Strahlkraft einer solchen Präsentation geht weit über Solingens Grenzen hinaus.“

Die Totenmaske ließ HR Giger in jungen Jahren von sich selbst anfertigen. Der Künstler hatte schon früh eine Verbindung zum Tod. (Foto: © Martina Hörle)
Die Totenmaske ließ HR Giger in jungen Jahren von sich selbst anfertigen. Der Künstler hatte schon früh eine Verbindung zum Tod. (Foto: © Martina Hörle)

Sammler Czwikla war von dem Interesse und der großartigen Resonanz der Besucher einfach überwältigt. „Die Kunst Gigers begleitet mich schon lange“, erläuterte er und freute sich sichtlich über die durchweg positiven Rückmeldungen. „Das Interesse ist wirklich riesengroß. Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich hier in den beiden Ateliers endlich einmal meine Sammlung zeigen darf.“ Gewünscht hatte sich Czwikla diese Ausstellung schon lange. Jetzt ist dieser Wunsch Wirklichkeit geworden.

Postapokalyptische Wesen der Dark Art

Auch Janine Werner und Ingo Schleutermann freuten sich über den großen Zulauf und das riesige Interesse der Besucher. „Genau das hatten wir erhofft“, so Schleutermann. „Die Besucher wechseln gerne immer wieder zwischen den beiden Ateliers und sind einfach nur begeistert.“ In dieser Weltpremiere werden rund 50 Rahmenwerke, zehn skulpturale Objekte sowie eine Reihe von Exponaten aus der ehemaligen Giger-Bar in Tokio präsentiert. Die 16 Blaupausen der Baupläne, von Giger entworfen, sind ebenfalls ein Bestandteil von Czwiklas Sammlung. Auch die Totenmaske, die der 2014 verstorbene Giger von sich schon in jungen Jahren anfertigen ließ, ist ein Objekt der Ausstellung und zeigt eine bereits frühzeitige Verbindung zum Tod.

Eine Darstellung der Erotomechanics zeigt monströse Figuren, halb Mensch, halb Maschine. Giger kombiniert Urkräfte des Lebens mit Urkräften technischer Produktion. (Foto: © Martina Hörle)
Eine Darstellung der Erotomechanics zeigt monströse Figuren, halb Mensch, halb Maschine. Giger kombiniert Urkräfte des Lebens mit Urkräften technischer Produktion. (Foto: © Martina Hörle)

Bei dem Ausnahmekünstler HR Giger gingen Science Fiction und Okkultismus, Sex und Tod auf unnachahmliche Art immer Hand in Hand – eine Verschmelzung von Technik, Mechanik und Mensch zu postapokalyptischen Wesen der Dark Art, mit manchmal verstörenden Darstellungen. Er kombinierte maschinenartige Gerätschaften mit den biologischen Urfunktionen des menschlichen Lebens, ließ die Urkräfte des Lebens mit den Urkräften der technischen Produkte auf einer ganz elementaren Ebene miteinander verschmelzen.

Oscarpreisträger für beste visuelle Effekte

Der 1940 in Chur/Schweiz geborene geniale Maler, Skulpteur und Bühnenbildner brachte etwas an die Oberfläche, vor dem man gerne fliehen möchte, eine dunkle Welt voller Abgründe, unheimlich, erotisch und faszinierend zugleich. In seinem biomechanischen Stil schuf er das „Alien“, eines der berühmtesten Monster der Filmgeschichte, das in diesem Jahr ein Jubiläum feiert. Der Film startete am 25. Oktober 1979 in den deutschen Kinos. 1980 erhielt Giger den Oscar in der Kategorie „Beste visuelle Effekte“ und war damit der erste Kunstschaffende, der auf diese Weise ausgezeichnet wurde.

Bis zum 27. Januar sind die Arbeiten jeden Samstag und Sonntag von 14 – 18 Uhr und nach Vereinbarung zu besichtigen.

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Martina Hörle, geprüfte Betriebswirtin, ist freiberuflich als Text-/Fotojournalistin und Autorin tätig. Sie organisiert kulturelle Veranstaltungen und hat im Herbst 2014 die Solinger Autorenrunde ins Leben gerufen.

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