SOLINGEN (red) – In der zweiten Oktoberwoche führt der Stadtdienst Natur und Umwelt Fällarbeiten im Lochbachtal durch. Betroffen sind die Rotbuchenbestände zwischen Wallstraße und Becher Mühle. Nach Auskunft von Stadtförster Michael Conrad müssen drei Bäume aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt werden. Bei vier weiteren Bäumen sollen die Kronen abgetragen werden. Bei 13 Buchen soll es zunächst dabei belassen werden, pilzbefallene und anderweitig beschädigte Äste sowie Totholz zu entfernen.
Vorab Untersuchung auf Fledermäuse
Sollten bei den Arbeiten weitere Schäden und bislang nicht bekannte Gefahrenquellen entdeckt werden, muss ggfs. entsprechend reagiert werden, so dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass sich eventuell die Zahl der Fällungen auch erhöhen kann. Während der Arbeiten im Lochbachtal müssen vorübergehend wechselnde Teilabschnitte der dortigen Spazier- und Wanderwege für kürzere Zeit gesperrt werden. Auskünfte zu Umleitungen und zur Dauer der Sperrungen erteilen dann vor Ort die die Streckenposten. Die Arbeiten sollen voraussichtlich zwei Wochen dauern.
Im Zuge der Arbeiten wird auf das Vorkommen von Höhlen und Spalten geachtet. Tiefe Höhlen werden mit einem Endoskop auf das Vorkommen von Fledermäusen kontrolliert. Sollten Fledermäuse festgestellt werden, werden die Arbeiten vorübergehend abgebrochen und der Weg gesperrt bis eine dauerhafte Lösung gefunden worden ist,
Buchenkomplexkrankheit als Folge der Trockenheit
Das Problem mit den beschädigten Buchen fiel erstmals im Sommer 2021 auf, als zu beobachten war, dass eine größere Zahl an Bäumen schon viel zu früh im Juni das Laub verlor. Die betroffenen Bäume wurden entsprechend gekennzeichnet. Weil die Spazier- und Wanderwege im Lochbachtal stark frequentiert sind, stellte sich nicht nur die Frage nach der Ursache für den Laubverlust, sondern auch nach der Verkehrssicherheit. Deshalb wurde ein vereidigter Sachverständiger beauftragt, um die Buchen zu untersuchen – mit dem Ziel, möglichst wenig vom Bestand zu verlieren.
Fällungen sollen nur das allerletzte Mittel der Wahl sein. Deshalb prüfte der Sachverständige, bei welchen Bäumen Kürzungen und Kronenpflege zunächst ausreichen und welche entfernt werden müssen. Der Gutachter diagnostizierte die Buchenkomplexkrankheit, die seit einigen Jahren landesweit auftritt. Charakteristisch für diese Erkrankung ist ein plötzlicher und drastischer Vitalitätsverlust der befallenen Bäume, die in vielen Fällen erhebliches Totholz erzeugt und zu abbrechenden Ästen führt. Dies wiederum beeinträchtigt die Verkehrssicherheitspflicht, vor allem dann wenn die Bäume nahe an Wegen stehen.
Es wird in Seilklettertechnik gearbeitet
Als Ursache wird vor allem die Trockenheit der vergangenen Jahre benannt. Sie hat den Buchen sichtlich zugesetzt. Vor allem die älteren Bäume leiden darunter und sterben im schlimmsten Fall ab. „Nach der Fichte macht uns jetzt die Buche große Sorgen“, sagt Förster Michael Conrad. Der Stadtdienst Natur und Umwelt behalte die Entwicklung der Bestände daher sehr genau im Blick. Größere Buchenbestände gibt es zum Beispiel an der Krüdersheide, im Nacker Bachtal, in der Wipperaue, im Ittertal (südlich von Sonnenschein und westlich von Westersburg) sowie im Hackhauser Wald (zwischen Schloss Hackhausen und Buchweizenberg).
Da die meisten Bäume nicht mit Hubsteiger erreichbar sind, muss in Seilklettertechnik gearbeitet werden. Die hohe Bruchgefährdung der Stämme und Äste macht die Arbeiten nicht ungefährlich. Daher ist es nicht möglich, alle Bäume vollständig zu untersuchen. In diesen Fällen wird die Fällung durch eine fachkundige Person begleitet, um ggfs. Fledermäuse zu bergen und in ein Übergangsquartier bringen zu können.
Buchenbestände im Lochbachtal knapp 200 Jahre alt
Neun akut gefährliche Buchen mussten aufgrund der durchgeführten Untersuchung im Lochbachtal bereits im Februar dieses Jahres gefällt werden, drei weitere wurden gestutzt. Während der Sommermonate ruhten die Arbeiten wegen der Vogelbrutzeit. Mit Beginn des Herbstes werden sie nun Im Oktober fortgesetzt.
Die Buchenbestände im Lochbachtal sind zwischen 170 und 190 Jahre alt. Ökologisch sind die Bäume sehr wertvoll, weil sie wichtige Lebensräume bieten. Insekten schaffen im Zusammenwirken mit Holz abbauenden Pilzen Faulstellen, die von Spechten zu Bruthöhlen erweitert werden. Diese bieten nicht nur Waldkäuzen, Spechten und Hohltauben Brutmöglichkeiten, sondern dienen auch Fledermäusen als Sommerquartier.
Am 6. Oktober auch Fällarbeiten an der Leichlinger Straße
Auch an der Leichlinger Straße müssen fünf Buchen entfernt werden, die umsturzgefährdet sind. Sie werden mit einem Spezialkran abgetragen. Die Arbeiten sind für den 6 .Oktober vorgehsehen. Währenddessen muss ein Fahrstreifen der Leichlinger Straße zwischen Haasenmühle und Ölmühle gesperrt werden. Die Bäume wurden vorab mit einem Hubsteiger darauf kontrolliert, ob sie eventuell Fledermäusen Quartier bieten. Dazu wurde ein Endoskop eingesetzt. Es wurden aber keine Fledermaushöhlen gefunden.