SOLINGEN (bgl) – Dass die St. Lukas Klinik voraussichtlich bereits Ende des Jahres ihre Pforten in Solingen für immer schließen wird, schlug vergangenen Juni in der Klingenstadt ein wie eine Bombe (wir berichteten). Am Montag folgte dann nicht minder überraschend der nächste Paukenschlag: Dr. Hannes Nordmeyer, Leiter der Neuroradiologie der radprax-Dependance in der Lukas Klinik, und Prof. Dr. Marcel Dihné, Chefarzt der Neurologie der St. Lukas Klinik, wechseln ab dem 1. Januar 2024 ins Klinikum und bauen dort als Chefärzte eine Neurologie und eine Neuroradiologie auf. Darüber informierte das Klinikum am Montag die Öffentlichkeit im Rahmen eines Mediengesprächs.
Neurologie: Stroke Unit wird in Solingen aufgebaut
„Nachdem die Schließung des Standortes in Solingen bekannt wurde, musste eine Entscheidung insbesondere im Bereich der Neurologie mit der Schlaganfallversorgung getroffen werden. Für den Aufbau dieser wichtigen medizinischen Leistung blieb nur noch ein knappes halbes Jahr. Am 3. Juli fand deshalb ein Austausch, insbesondere zu diesem Thema mit den betroffenen Krankenhausträgern und dem Gesundheitsministerium sowie weiteren Beteiligten an der Krankenhausplanung statt“, so das Klinikum am Montag. Dabei habe das Ministerium die Unterstützung zum sofortigen Aufbau der Neurologie am Klinikum in Solingen bekräftigt, habe aber gleichzeitig den Standort in Hilden Infrage gestellt.
Dazu die Klinikum-Geschäftsführung weiter: „Am 7. Juli erfolgte eine konkrete Besprechung zur Umsetzung zwischen dem Städtischen Klinikum Solingen und dem Gesundheitsministerium in Düsseldorf. Dabei führte das Ministerium aus, dass rein aus medizinischen Gründen die Neurologie an das Städtische Klinikum in Solingen überführt werden sollte, da vor allem durch die Neurochirurgie, aber auch durch andere Fachabteilungen der Medizin eine noch bessere Versorgung als bisher angeboten werden könnte. Da keine Zeit zu verlieren wäre, sollte das Klinikum sofort mit der Umsetzung beginnen. Das MAGS stellte finanzielle Unterstützung in Millionenhöhe in Aussicht. Der Förderantrag zur Beschaffung von hochmodernen und leistungsstarken Großgeräten und Containern, die bis zum Neubau eine Kapazitätserweiterung des Klinikums ermöglichen werden, wurde zusammen mit dem Gesundheitsministerium erarbeitet.“
Investitionen in Höhe von rund 13 Millionen Euro
Rund 13 Millionen Euro sollen jetzt investiert werden, um auch eine leistungsstarke Stroke Unit am Klinikum betreiben zu können. Dazu soll zudem die Intensivstation ausgebaut werden. Drei Großgeräte werden für die Radiologie angeschafft, die allein mit sechs Millionen Euro zu Buche schlagen. Zurzeit wird ein Hochleistungscomputertomograf neu in Betrieb genommen. Danach sollen zwei Magnettomografen angeschafft werden: ein 1,5 Tesla und ein 3,0 Tesla-MRT. Hinzu kommt eine „Biplanare Angiographie-Anlage“, mit der unter anderem Schlaganfallpatienten behandelt werden. Die Geräte brauchen viel Platz, auch deshalb werden rund 50 Büros aus den Hauptgebäuden – in erster Linie von Oberärzten – zeitweise in zahlreiche Container auf den Parkplätzen vor Haus B an der Frankenstraße umziehen.
Insgesamt sollen im Zuge des Aufbaus der neuen Abteilungen rund 200 Arbeitsplätze im Klinikum entstehen. „Für uns sind das natürlich enorme Herausforderungen“, betonte Prof. Dr. Martin Eversymeyer mit Blick auf den eng gezogenen Zeitrahmen und auch auf die alle Krankenhäuser drückende Personalproblematik. „Aber wir stehen zur Verfügung, um weitere Hilfe zu leisten“, so der Vorsitzende der Klinikum-Geschäftsführung weiter. Die Berufung der beiden künftigen Chefärzte Dihné und Nordmeyer erfolgte bereits durch den Aufsichtsrat des Klinikums, die Verträge seien unterschrieben. „Im Wesentlichen ist dieser Wechsel für die beiden Herren eine medizinische Entscheidung“, sagte Martin Eversmeyer. Denn bereits seit Jahren arbeiten die beiden Mediziner von der Schwanenstraße im „Neurozentrum“ erfolgreich mit Dr. Ralf Buhl zusammen. Mit dem Chefarzt der Neurochirurgie im Klinikum können sie diese Kooperation nun unter einem Dach fortführen.
Diese Entwicklungen berühren die Neubaupläne des Klinikums. Der Neubau des Bettenhauses, der Ende kommenden Jahres beginnen soll, wird größer ausfallen und soll nun fünf anstatt vier Stockwerke zählen. Das Klinikum befinde sich im Gespräch mit dem Gesundheitsministerium, um diese Aufstockung aus Fördermitteln zu finanzieren.
Stellungnahme der Kplus Gruppe
Die Kplus Gruppe nahm am Montag Stellung zu den aktuellen Ereignissen und verschickte die nachfolgende Medienmitteilung: „Wir haben einen Versorgungsauftrag für die Schlaganfallversorgung in der Region Solingen und Südkreis Mettmann und werden diesen auch weiterhin vollumfänglich erfüllen. Die St. Lukas Klinik ist auch während des Schutzschirmverfahrens personell, räumlich und wirtschaftlich im Stande, die Patientenversorgung in vollem Umfang zu erfüllen. Uns liegt auch keine Kündigung von Herrn Prof. Dihné vor, so dass wir unseren Krankenhausbetrieb hier unverändert fortführen.
Im Zuge unserer langfristigen Sanierung planen wir unverändert die Verlagerung unserer Fachabteilungen von Solingen nach Hilden und Haan. In diesem Zuge wird die Neurologie mit der überregionalen Stroke Unit an den Standort Hilden umziehen. Dazu hat es bereits Gespräche mit dem Ministerium gegeben, die nach positiven Signalen in der kommenden Woche fortgeführt werden. Darin werden wir – wie mit dem MAGS abgestimmt – die weiteren Umsetzungsschritte vorstellen. Die Kostenträger haben bereits ihr positives Votum für den Fortbestand der neurologischen Leistungsgruppen – wie im übrigen für 54 der 55 beantragten – für die Kplus Gruppe abgegeben.“