SOLINGEN (bgl) – Eine Geschichte von Leid, Hoffnung und medizinischem Erfolg: Der zehnjährige Abdulah aus Afghanistan konnte dank der engagierten Behandlung im Städtischen Klinikum Solingen auf einen neuen Lebensweg geführt werden – nach einem schweren Verkehrsunfall und zahlreichen erfolglosen Operationen in seiner Heimat.
Komplizierter Bruch des Oberschenkels
Vor drei Jahren erlitt der damals siebenjährige Junge bei einem Unfall einen komplizierten Bruch des Oberschenkels. Mehrere Eingriffe in Afghanistan und Pakistan blieben ohne Erfolg. Stattdessen verschlechterte sich sein Zustand durch eine chronische Osteomyelitis mit Knochenfistel – eine bakterielle Infektion, die zu einem nicht heilenden, eiternden Knochenkanal führte.
Mit Unterstützung des Hilfswerks Friedensdorf International kam Abdulah im Dezember 2024 zur Behandlung nach Deutschland. Das Team der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Handchirurgie am Klinikum Solingen unter der Leitung von Prof. Dr. Sascha Flohé nahm sich seiner an – unterstützt von der Klinikleitung sowie der Kinder- und Jugendmedizin mit der Kinderintensivstation.
Klinikum: Elf Operationen waren notwendig
Insgesamt elf Operationen innerhalb von wenigen Monaten waren notwendig, um Abdulahs Oberschenkel zu rekonstruieren. Zunächst wurde infiziertes Gewebe entfernt, der Knochen gereinigt und mit einem speziellen Antibiotikazement stabilisiert. Später erfolgten aufwendige Knochenaufbauten mit Gewebe aus dem Becken des Jungen. Parallel erhielt er eine gezielte Antibiotikatherapie über die Vene.
Das Ergebnis: Abdulah kann sein Bein mittlerweile voll belasten, nutzt aktuell noch Unterarmgehstützen und trägt zur weiteren Stabilisierung eine maßgefertigte Becken-Bein-Orthese – eine Spende des Sanitätshauses Schmiedel.
Die Herzen der Kinderstation im Sturm erobert
Aus dem anfangs schüchternen Jungen ist ein fröhliches, lernfreudiges Kind geworden, das gut Deutsch spricht und das Herz der Station im Sturm erobert hat. „Wir sind optimistisch, dass Abdulah im Herbst nach Afghanistan zurückkehren kann – ohne Gehstützen und bei voller Belastbarkeit“, erklärt Prof. Dr. Flohé.
Ob langfristig noch wachstumsbedingte Komplikationen auftreten, wird in der Heimat des Jungen medizinisch überwacht. Fürs Erste jedoch ist Abdulahs Geschichte ein Beispiel für die Kraft interdisziplinärer Medizin – und für das, was möglich ist, wenn Menschlichkeit und Fachkompetenz Hand in Hand gehen.