SOLINGEN (mh) – Zur Erinnerung an den Solinger Heimat- und Mundartdichter Peter Witte (1876 – 1949) gab der Heimat- und Verkehrsverein 1963 bei der Solinger Künstlerin Lies Ketterer eine Bronzeskulptur in Auftrag, den Peter-Witte-Brunnen. Klar und einfach, doch überaus feinsinnig wirkt die Figur des Heimatdichters, der am Alten Markt seinen Platz gefunden hat. Die Einweihung fand am 22. Juni 1963 statt.
Bronzestatue Peter Witte wird 60
Ursprünglich saß der Dichter, mit Stift und Notizbuch in der Hand, auf einer Steinbank am Brunnenrand. Ein kleiner Vogel leistete ihm Gesellschaft. Im Zuge der Neugestaltung des Alten Marktes wurde der Brunnen abgebaut und die etwa sechs Zentner schwere Bronzestatue auf einem stylischen Glaskubus abgesetzt. Nicht gerade die optimale Platzwahl.
Lies Ketterer, mit vollem Namen Florentine Luise, geboren 14.06.1905 in Berlin, kam 1913 mit ihren Eltern nach Solingen, wo sie an der Lerchenstraße ein neues Zuhause fand. 1963 wurde sie mit dem Kunstpreis des Schlossbauvereins Burg ausgezeichnet. Diese Auszeichnung erhielt sie aus den Händen des damaligen Vorsitzenden Prof. Luchtenberg.
Einige Jahre zuvor, im Jahr 1957, begann Lies Ketterer mit einem ihrer bekanntesten Werke, wofür sie sich extra Urlaub nahm. Unzählige Solinger gehen tagtäglich daran vorbei – an der Bronzeplastik „Hans im Glück mit dem Dukatenesel“ vor der Hauptstelle der Stadtsparkasse. 50 Jahre hatte sie im Innenhof des Gebäudekomplexes an einem Brunnen gestanden. Dann zog sie um und fand ihren neuen Platz an der Vorderfront. Ob sie dort bleibt oder nach Beendigung des Neubaus an anderer Stelle zu finden ist, bleibt abzuwarten. Für die Figur des Jungen hatte Ketterers Neffe Wolfgang Modell gestanden. Mit diesem Werk machte sich Lies Ketterer endgültig einen Namen in der Solinger Kunstszene.
Dukatenesel stand lange im Innenhof
Ebenfalls 1957 schuf sie im Auftrag des Bergischen Geschichtsvereins die Crecelius-Medaille mit dem Bildnis des Pädagogen und Historikers Wilhelm Crecelius. Diese Medaille stiftete der BGV im Gedenken an Dr. Crecelius für außergewöhnliche wissenschaftliche oder publizistische Leistungen.
Wer am Haus an der Guntherstraße Ecke Kriemhildenstraße vorbeikommt, sollte unbedingt einen Blick nach oben werfen. Die Fassade ist mit einem ganz besonderen Wandschmuck gestaltet. Eine heitere Szene zeigt Eltern, spielende Kinder und im Vordergrund eine Katze. Sparsam und akzentuiert gemalt, wirkt alles idyllisch und harmonisch. Dieses Gemälde schuf die Künstlerin direkt vor Ort. Wie bei vielen ihrer Werke zeigt sich auch hier ihre besondere Vorliebe für die Motive Kinder und Tiere. Dabei beschränkte sie sich auf klare Formen. Mit wenigen eingesetzten Mitteln erzielte sie eine umso größere Wirkung. Zusätzliche dekorative Elemente findet man bei ihren Arbeiten nicht.
Vor der ehemaligen Jugendherberge in Gräfrath sitzt der Bergische Kräher auf dem Rand eines Korbes aus Beton, den Schnabel weit aufgerissen. Der bronzene Hahn entstand 1962 im Auftrag der Stadt Solingen.
Das große Wandrelief (6,75 m x 1,65 m), das die Eheleute Jagenberg in Auftrag gegeben hatten und das ursprünglich an der Papiermühle zu sehen war, ist leider heute nicht mehr zu besichtigen. Es wurde 2001 an eine Papierfabrik in Bad Tennstedt verkauft.
1972 entwarf und gestaltete die Bildhauerin zum 700. Geburtstag von Solingens Partnerstadt Gouda eine Stelzenläufer-Gruppe. Dieses bedeutende Ehrengeschenk unserer Stadt an Gouda brachte Ketterer über Solingens Grenzen hinaus künstlerische Anerkennung.
Stelzenläufer-Gruppe zu Goudas 700. Geburtstag
Zu ihren weiteren Plastiken gehören die „Lausbuben“, auch bekannt als „Spielende Kinder“. Die beiden 1,60 m hohen Plastiken von 1960, ein Junge und ein Mädchen, stehen an einer Brunnenanlage in einer Merscheider Hofschaft. Beide Kinder halten Frösche in den Händen. Für den Jungen stand Udo Ketterer, gleichfalls ein Neffe, Modell. Erneut sind es die bevorzugten Themen, schlicht und auf das Wesentliche reduziert. Deutlich erkennbar ist die typische Handschrift der Künstlerin. Die Figuren strahlen Unbeschwertheit und Fröhlichkeit aus.
Der kleine Bronzelöwe am Fronhof steht auf einem, von Egon Ernst Oslender bearbeiteten Steinfindling. Die Plastik ist einem Löwenkind aus dem Dresdner Zoo nachempfunden. Nach Fertigstellung 1974 wurde die Statue zunächst provisorisch am Mühlenplatz aufgestellt, zog jedoch Ende 1975 auf den Fronhof um. Sie war ein Geschenk vom Lions-Club an die Stadt Solingen zum 600. Geburtstag.
An dem als Mahnmal dienenden Haus an der Sauerbreystraße / Ecke Kamper Straße wurde im September 1950 eine von Lies Ketterer entworfene Erinnerungstafel enthüllt.
Kind mit Schmetterling im Botanischen Garten
Ein nach Bremen gezogener Kunstsammler hatte der Stadt Solingen eine Bronzeskulptur der Künstlerin geschenkt. Seit Ostern 2017 steht sie im Skulpturenpark des Botanischen Gartens, perfekt in die Natur eingefügt. Ein kleines Mädchen mit Namen Annie, das Abbild der Nichte Lies Ketterers, mit einem Schmetterling auf dem Arm. Abermals finden wir Kind und Tier als Motiv. Schlicht in der Form, einfach liebenswert. Entstanden ist die Figur im Jahr 1963.
Manch andere Kunstwerke befinden sich im Besitz von privaten Sammlern. Wie beispielsweise die Skulptur „Der Poet“, die im Garten einer Solinger Familie stand. Dieselbe hatte auch ein Grabmal für ihre Tochter in Auftrag gegeben.
Die Künstlerin selbst starb am 30.10.1976 nach schwerer Krankheit. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Friedhof Grünbaumstraße. Heute noch prägen ihre Werke das Stadtbild von Solingen.
(Informationsquelle: Stadtarchiv)