SOLINGEN (mh) – Bäume waren das Thema des literarischen Spaziergangs am vergangenen Sonntag, zu dem der FDA/NRW und die Solinger Autorenrunde eingeladen hatten. Organisator Kay Ganahl hatte ein glückliches Händchen bei der ausgewählten Route bewiesen. Zweimal musste die Veranstaltung wetterbedingt verschoben werden. Diesmal hatte der Wettergott mit der Literatur in der Natur ein Einsehen. Am Schaberger Bahnhof ging‘s los.
Mit Literatur durch die Natur
Das Thema der Veranstaltung lautete: „Die Bäume wachsen nicht in den Himmel.“ Bäume haben für viele Menschen eine ganz intensive Bedeutung. Diesem Umstand trugen die Autoren mit ihren Texten Rechnung. Und so war ein bunter und vielfältiger Mix aus Sachtexten, Denkzeilen, mystischen Geschichten und historischen Erzählungen entstanden, der Autoren und Gäste gleichermaßen gut unterhielt. Dazu spielte Musiker Bernd Möller besinnliche und zugleich heitere Eigenkompositionen.
Am Spiel- und Bewegungsplatz gleich bei der Rutsche gab Ganahl in seinem Sachtext zu bedenken, dass kein Mensch ernsthaft von sich behaupten solle, er sei perfekt. Sogar Bäume seien größer als der Mensch selbst. Dann sang Bernd Möller von Sonnenstrahlen, die durch bewegte Wellen fallen und gab zu: „Ich möchte eine Blume sein.“ In dieser lockeren Stimmung ging es abwärts zum nächsten Lesepunkt. Nachdem die Zuhörer es sich auf umgefallenen Stämmen bequem gemacht hatten, nahm Martina Hörle sie mit in eine Parallelwelt, in der die Zeit keine Bedeutung hat. Die Erzählung „Zauber im Kotten“ handelte von einem jungen Mann, der in einem alten Kotten jenseits der Zeit gelandet war und von einer alten Linde beschützt wurde.
Von Linden, Eichen und dem Maulwurf Torben
Weiter ging es Richtung Napoleonsbrücke. Entlang der Route luden zahlreiche Plätze zum Verweilen und Lesen ein. Immer wieder fielen wärmende Sonnenstrahlen durch die Zweige. Während einige Zuhörer gleich von Beginn an dabei waren, hielten unterwegs Spaziergänger an, hörten interessiert zu und gingen nach Lust und Laune ein Stück des Weges mit. Armin Tofahrn machte die Zuhörer mit dem Maulwurf Torben bekannt, der die menschliche Situation aus Sicht eines Maulwurfs beschrieb. In „Wendepunkt“ versuchte Krott, die alte Eiche, den Menschen ihre Rücksichtslosigkeit gegenüber der Natur ins Bewusstsein zu rufen, wählte aber einen Weg, mit dem sie letztlich auch ihrer eigenen Spezies schadete.
Manfred Luckas, erster Vorsitzender des FDA/NRW, war leider verhindert und hatte Kay Ganahl seine Texte zum Vortrag überlassen, in denen es unter anderem hieß: „Der Baum ist von innen heraus gut. Nur Naturgewalten und der Mensch setzen ihm zu.“ Annette Oppenlander las aus ihrem historischen Roman „Bis uns nichts mehr bleibt“, der zur Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs spielte. Bevor Bernd Möller den musikalischen Schlusspunkt unter die literarische Unterhaltung setzte, stellte Beate Kunisch einen Text in Anlehnung an die kürzlich stattgefundene Hochwasserkatastrophe vor. Eindringlich und in bewegten Worten schilderte sie die Flucht einer Familie über eine Leiter aus dem Fenster im ersten Stock und die Anstrengungen beim Fortkommen über die zum gelb-brauen Fluss mutierte Straße.
Gelungener Mix aus Literatur, Natur und Musik
Nach diesem doch etwas bedrückenden Text setzte ein leichter Regen ein und ließ seine Tropfen auf den Musikus fallen, der zum Abschied noch ein Lied spielen wollte. Schnell wurde dieser mitsamt seiner Gitarre links und rechts von eifrigen Damen beschirmt. Dieser amüsante Anblick schuf eine heitere Stimmung und sorgte gleich für Vorfreude auf die nächste literarische Runde in der Natur. Diese ist für den April 2022 geplant. Nähere Informationen werden rechtzeitig bekanntgegeben.