SOLINGEN (red) – Der Chefarzt an der Solinger St. Lukas Klinik wurde für seine Verdienste in Forschung und Lehre innerhalb der Onkologie und Hämatologie mit dem amerikanischen Albert Nelson Marquis Lifetime Achievement Award ausgezeichnet. Eigentlich fühlt sich Prof. Dr. Ulrich Mahlknecht mit seinen 52 Jahren noch zu jung für einen Preis für sein Lebenswerk. „Es ist ja noch nicht Schluss“, lächelt der Onkologe und Hämatologe, der im Jahr 2012 als Chefarzt an die Solinger St. Lukas Klinik kam. Im Gepäck hatte er schon damals einen beeindruckenden Lebenslauf.
Krebszellen unter dem Mikroskop zum Leuchten bringen
Er hatte viel geforscht an den Universitäten des Saarlandes, in Frankfurt, Tübingen, Freiburg und Heidelberg, war leitender Wissenschaftler am Picower Institute in Manhasset, New York. Und dann an ein Krankenhaus? „Wissen Sie“, sagt Prof. Dr. Ulrich Mahlknecht, „ich konnte Krebszellen unter dem Mikroskop zum Leuchten bringen. Auch das ist Onkologie. Aber ich hatte mich von dem entfernt, weswegen ich eigentlich Onkologe werden wollte: den Menschen.“
Nah an den Menschen
Ganz nah an den Menschen ist er jetzt jeden Tag in der Onkologie und Hämatologie der St. Lukas Klinik in Solingen. Er hat dort das Onkologische Zentrum aufgebaut, unterstützt die Spezialisten im Darm- und Lungenzentrum in Leverkusen und die des Brustzentrums in Hilden mit seiner Expertise. Mit seinem Team versorgt er allein in Solingen inzwischen rund 1.000 Krebspatienten stationär und 1.900 Patienten ambulant unter anderem mit Chemotherapie.
„Die Forschung hat mich aber weiter gepackt“, sagt der gebürtige Südtiroler. „Mich lässt einfach die Frage nicht los, warum Menschen an Krebs erkranken.“ Kenne man die Ursache, könnten Ärzte gemeinsam mit den Patienten viel zielgerichteter gegen die Tumore kämpfen. Das ist der Antrieb, den Kampf gegen den Krebs auch nach einem intensiven Arbeitstag auf einer anderen Ebene fortzusetzen. Zwei Themen liegen im dabei besonders am Herzen. Das erste ist die Ernährung als Prävention, aber auch als Unterstützung wenn Krebspatienten die körperlich anstrengenden Therapiezyklen durchlaufen. „Ein schöner Nebeneffekt für die Psyche ist, dass die Patienten selbst aktiv durch ihre Ernährung mitarbeiten können und nicht nur passiv die Medikamente bekommen.“
Epigenetik – Die Vererbung von Zelleigenschaften
Der zweite große Forschungsbereich ist die Epigenetik. „Die Epigenetik beschäftigt sich mit der Vererbung von Zelleigenschaften, die nicht durch Veränderungen der DNA-Sequenz bedingt sind“, erklärt Prof. Dr. Ulrich Mahlknecht. Jede der 100 Billionen Zellen im menschlichen Körper hat den gleichen Grundaufbau. Die gespeicherte DNA bestimmt dann die unterschiedliche Funktion. „Man kann sich das wie eine Musik-CD vorstellen. Die Bauweise der CD ist immer gleich, aber mal ist eine Sinfonie oder eben Popmusik aufgespielt.“
Normalerweise wird bei der Zellteilung der Erbgutaufbau unverändert weitergegeben. Kommt es hier zu Störungen können aus diesen Mutationen unkontrolliert wachsende Krebszellen entstehen. Neben der DNA müssen zusätzlich an den Erbmolekülen bestimmte Voraussetzungen gegeben sein, damit ein bösartiger Tumor entstehen kann. Um im Bild zu bleiben: Die CD als Datenträger hat einen Kratzer und springt. Mit dem Wissen der Epigenetik können große Abschnitte gleichsam stumm geschaltet werden, so dass die Krebszelle nicht mehr wächst – so als würde man eine Musik-CD nachträglich so programmieren, dass sie die verkratzte Stelle überspringt und der Musikgenuss ungestört bleibt.
Chefredakteur einer Fachzeitschrift für Genomforschung
Ein spannendes Forschungsgebiet, das in den Kern der Zelle vordringt. So spannend, dass Prof. Dr. Ulrich Mahlknecht nicht nur die Clinical Epigenetics Society gründete, sondern mit „Clinical Epigenetics“ auch die international führende Fachzeitschrift der Genomforschung, deren Chefredakteur er heute noch ist.
Mit dem Albert Nelson Marquis Lifetime Achievement Award zeichnet das Marquis Who is Who jedes Jahr besonders verdiente Menschen in Politik, Wirtschaft, Medizin und Recht auf Basis des aktuellen Referenzwertes aus.