SOLINGEN (sg) – Am Sonntagnachmittag las und erzählte Martina Hörle Märchen aus aller Welt in der zauberhaften Atmosphäre des Gräfrather Stadtwaldes. Umrahmt wurde die Märchenlesung von Remy Matelot (Portrait) mit Seifenblasenmagie und Nandor Csernus mit Akkordeonklängen.
Märchen, Wahrheit und Seifenblasen
Die Bänke vor dem Teich waren alle voll besetzt. Manche Besucher der Märchenlesung mussten sogar stehen. So groß war das Interesse, als Martina Hörle das Publikum mit einem bunten Programm zum Nachdenken, zum Schmunzeln und zuweilen auch zum Gruseln brachte. Bevor es mit den Märchen losging, stimmte Remy Matelot die Zuschauer mit wundersamer Seifenblasenmagie auf die Lesung ein. Bunt schillernde Wesen zogen durch die Büsche und Bäume, sehr zur Freude der großen und kleinen Zuschauer.
Dass Märchen immer einen wahren Kern haben, davon erzählt ein jüdisches Märchen, mit dem die Solinger Autorin ihre Lesung begann. Während die Wahrheit schmucklos und unbeliebt ein trauriges Dasein fristet, wird das Märchen in seinen schmucken Kleidern von allen geliebt. Als sie sich treffen, überlässt das Märchen der Wahrheit die Kleider. „Seitdem gehen Märchen und Wahrheit zusammen und beide sind bei den Menschen beliebt“, schloss Martina Hörle.
Warum die Liebe blind ist
Als zertifizierte Märchenerzählerin hat Martina Hörle nicht nur Märchen vorgelesen, sondern auch frei erzählt. So wie das äußerst humorvolle Märchen vom Wahnsinn und der Liebe. Der Wahnsinn lud alle seine Freunde ein und sie beschlossen, Verstecken zu spielen. Am Ende wurden alle gefunden – nur die Liebe nicht. Also machten sich alle auf die Suche. Der Wahnsinn stocherte in einem Gestrüpp und stach dabei der Liebe die Augen aus. Voller Reue versprach er, die Liebe zu begleiten. „Seitdem ist die Liebe blind und wird vom Wahnsinn begleitet“, war das Schlusswort, das alle zum Lachen brachte.
Märchenlesung mit Gruseleffekt
Natürlich durften bei einer solchen Märchenlesung auch nicht die von Martina Hörle selbst verfassten Märchen fehlen. Mit „Die blutrote Lilie“ schaffte sie es, den Zuhörer trotz der sommerlichen Temperaturen einen leichten Schauer über den Rücken zu jagen. Denn das unbedarfte Mädchen Lavinia zieht durch eine unbedachte Bemerkung den Zorn der Feen auf sich und wird in eine steinerne Statur verwandelt, die blutrote Lilie im Haar.
Zwischen den Märchen aus aller Welt erklangen immer wieder romantische, bekannte und unbekannte Melodien, gespielt von Nandor Csernus, begleitet von schillernden Seifenblasen, die Remy Matelot in die Luft zauberte. Alle drei Künstler wurden vom Publikum mit begeistertem Beifall belohnt.