SOLINGEN (mh) – Am Freitag fand nach mehrjähriger Pause endlich wieder ein Schülerlotsenwettbewerb der Verkehrswacht bei den Verkehrsbetrieben an der Weidenstraße statt. Zuletzt wurde im Jahr 2019 ein solcher Wettbewerb durchgeführt. Danach gab es wegen der Pandemie eine längere Pause. In den vorangegangenen Wochen hatten rund 220 Schülerinnen und Schüler zahlreiche Fragen zu allgemeinen und verkehrsbezogenen Themen beantwortet. Die teilnehmenden sieben Schulen waren Gymnasium Schwertstraße, Humboldtgymnasium, Friedrich-Albert-Lange-Schule, Alexander-Coppel-Gesamtschule, Gesamtschule Uhlandstraße, Theodor-Heuss-Schule und die Sekundarschule. Ausgebildet und betreut wurden die künftigen Lotsen von ihren Lehrern in Zusammenarbeit mit Polizei und Verkehrswacht. Die drei Besten jeder Lotsenstelle traten nun erneut zum Wettbewerb an. Die Theodor-Heuss-Schule hatte kurzfristig ihre Teilnahme abgesagt. So standen am Freitag 18 Schülerinnen und Schüler bereit, sich in Rollenspielen, Schätzung von Bremswegen und Reaktionstest zu messen.
Endlich wieder ein Schülerlotsenwettbewerb
Jürgen Dahlmann, 1. Vorsitzender der Verkehrswacht, begrüßte die Anwesenden und bedankte sich zunächst bei den Lotsen. „Ihr sorgt dafür, dass die Jüngeren sicher über die Straße kommen.“
Der Wettbewerb besteht immer aus drei Disziplinen: Rollenspiel, Reaktionstest und Schätztest. Beim Rollenspiel ziehen die Teilnehmer aus verdeckten Karten ihre entsprechenden Aufgaben – Konfliktsituationen, wie sie immer wieder vorkommen. Katrin Grastat und Daniela Berghaus von der Solinger Verkehrssicherheit übernahmen abwechselnd die Rollen der Gegenspieler. So näherte sich eine Radfahrerin ohne Helm der Lotsenstelle. Auf die Frage nach ihrem Helm antwortete sie (Mancher mag jetzt denken: Typisch Frau): „Der macht mir die Frisur kaputt.“ Doch sie ließ sich von der Argumentation des Lotsen überzeugen, vor allem, als er ihr vor Augen führte, dass sie mit ihrem Verhalten ja ein Vorbild für die kleineren Mitschülerinnen und –schüler sei. In einer anderen Situation trug die Fahrerin zwar einen Helm, war aber so dunkel gekleidet, dass sie viel zu spät sichtbar wurde. Reflektierende Kleidung wäre eindeutig von Vorteil gewesen – nicht nur für die anderen Verkehrsteilnehmer, sondern auch für sie selbst. Solche und ähnliche Situationen galt es im Rollenspiel zu meistern.
Die jungen Verkehrshelfer reagierten zügig und angemessen auf die verschiedenen Verhaltensweisen und zeigten damit, dass sie mit den schwierigen Situationen im Straßenverkehr umzugehen wussten. Sie appellierten konsequent an die Vorbildfunktion, die auch nicht direkt Beteiligte haben, machten aufmerksam auf die Gefahren beim Radfahren ohne Helm und wussten bei den verschiedenen Einwänden und Nachfragen gut zu improvisieren. Anschließend bewertete die fünfköpfige Jury, bestehend aus Vertretern der Stadt Solingen, der Lehrer, der Polizei, der Verkehrsbetriebe sowie der Verkehrswacht, die Szene mit Punkten.
Kniffelige Aufgaben im Rollenspiel
Beim Reaktionstest mussten die Jugendlichen beim Aufleuchten einer roten Lampe auf die Bremse treten. Wie im Auto gab es ein Gas- und ein Bremspedal. Bei Ablenkungen verschlechterte sich der jeweilige Wert sofort – eine eindeutige Demonstration, wie wichtig die volle Aufmerksamkeit ist.
Auch der auf dem Außengelände durchgeführte Schätztest brachte so manche Überraschung. Ulrich Schmidt, 2. Vorsitzender der Verkehrswacht und ausgebildeter Fahrsicherheitstrainer, erläuterte den Ablauf. „Ich fahre gleich mit 30 km/h und werde exakt an den Pylonen eine Gefahrenbremsung einleiten. Dabei muss der Bremsweg so kurz wie möglich sein.“ Die Lotsen sollten ihre mit Nummern versehenen Pylonen dort aufstellen, wo ihrer Meinung nach der Wagen zum Stehen käme. Auch wenn die Formel den meisten bekannt war, bedeutete das Schätzen der Entfernung doch noch etwas anderes. Und wer die Entfernung mit Schritten abmessen wollte, stellte plötzlich fest, dass Schrittlängen nicht bei jedem gleich sind. Als Schmidt die Geschwindigkeit auf 60 km/h erhöhte, war so mancher von dem Ergebnis wahrhaft verblüfft Viele hatten sich diesmal erheblich verschätzt. Das Ergebnis auszurechnen oder es tatsächlich zu sehen, ist eben doch ein Unterschied. „Doppelte Geschwindigkeit heißt vierfacher Bremsweg“, klärte Schmidt auf. „Langsameres Fahren bedeutet wesentlich mehr Sicherheit.“
Drei Disziplinen beim Schülerlotsenwettbewerb
Alles in allem hatten die Jugendlichen ihre Aufgaben gut gemeistert. Nach Auswertung aller Punkte landete Jule Zielke von der Alexander-Coppel-Gesamtschule auf dem ersten Platz. Zweitplatzierter war Paul Grastat, Gymnasium Schwertstraße. Lena Herzog, ebenfalls Gymnasium Schwertstraße, kam auf Platz 3. An vierter und fünfter Stelle folgten Stiene Zielke (Alexander-Coppel-Gesamtschule) und Emma Grastat (Gymnasium Schwertstraße).
Bei Wind und Wetter stehen die Lotsen morgens und teilweise auch mittags an ihren Lotsenstellen, um für mehr Sicherheit im Straßenverkehr rund um ihre Schule zu sorgen.
Diese Leistung erkennen auch diverse Firmen rund um Solingen an und hatten daher großzügig Geschenke für die Schülerlotsen zur Verfügung gestellt. In der Reihenfolge der Endplatzierung durften sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Präsentpaket vom Gabentisch aussuchen.
Julian von der Alexander-Coppel-Gesamtschule ist Lotse geworden, weil ihm die Sicherheit der anderen Mitschüler am Herzen liegt. „Bei uns in der Nähe ist ja auch die Grundschule Clauberg. Die kleineren Schüler sind viel unsicherer als die größeren. Denen möchte ich helfen.“ Und Lotsin Jule von der gleichen Schule stimmt zu: „Es geht mir darum, etwas Soziales zu tun, anderen zu helfen.“ Jule ist ehrenamtlich bei den Verkehrskadetten tätig.
Sieger fahren zum Landeswettbewerb
Die fünf Sieger werden Solingen am 6. Juni 2023 in Wuppertal beim Landeswettbewerb vertreten und sich mit den besten Lotsen der anderen Städte und Gemeinden aus NRW messen. Wir wünschen viel Glück und drücken natürlich die Daumen.