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„Prüfen, Rufen, Drücken“ – auch Laien können Leben retten

Prof. Dr. Thomas Standl, Sabrina Wlasak, DRK, und Oliver Koch von der Berufsfeuerwehr demonstrieren die Herz-Druck-Massage. (Foto: © Martina Hörle)

Prof. Dr. Thomas Standl, Sabrina Wlasak, DRK, und Oliver Koch von der Berufsfeuerwehr demonstrieren die Herz-Druck-Massage. (Foto: © Martina Hörle)

SOLINGEN (mh) – Unter dem Motto „Ein Leben retten. 100 Pro Reanimation“ laden die Solinger Rettungskräfte zum Erste-Hilfe-Training in den Hofgarten ein. Bis Freitag besteht von 10 – 18 Uhr im Erdgeschoss die Möglichkeit, sich über Reanimation zu informieren und gleich an Ort und Stelle die wesentlichen Schritte zu üben. Heute machten bereits zahlreiche Besucher von dem Angebot Gebrauch.

Jeder kann Leben retten

Die Woche der Wiederbelebung ist eine Initiative des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. in Kooperation mit dem German Resuscitation Council sowie der Stiftung Deutsche Anästhesiologie. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat hierfür die Schirmherrschaft übernommen.

Ein plötzlicher Herzstillstand kann jeden treffen. Mit den Aktionstagen im Hofgarten möchte man alle Solinger ermutigen, zu Lebensrettern zu werden. Im Erdgeschoss informieren die Rettungs-Experten von Klinikum, DRK, Malteser Hilfsdienst und Feuerwehr über die zu ergreifenden Maßnahmen. An Puppen demonstrieren sie die richtige Vorgehensweise. „Wir haben Erwachsenen-, Junior- und Kinderpuppen mitgebracht“, zählt DRK-Mitarbeiterin Sabrina Wlasak auf. „Beim Erwachsenen arbeitet man mit beiden Händen, für kleine Kinder reicht eine aus. Bei einem Baby darf man nicht fest drücken. Hier werden zunächst fünf Initialbeatmungen mit Hilfe der Daumen angewendet.“

Oliver Koch von der Berufsfeuerwehr prüft hier die Atmung. (Foto: © Martina Hörle)

Prof. Dr. Thomas Standl vom Klinikum Solingen nennt aktuelle Zahlen. „Jedes Jahr erleiden mindestens 50.000 Menschen in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb des Krankenhauses. Die Nummer 112 hat sich mittlerweile fest im Bewusstsein der Bevölkerung verankert. Rund 90 Prozent rufen die Nummer im Notfall an“, so Standl. „Doch leider sind in unseren Regionen maximal 30 – 40 Prozent zu einer Laienreanimation in der Lage.“

Prüfen, Rufen, Drücken

Als wichtige Botschaft äußert er, dass es nicht um hochkomplexe Tätigkeiten geht. „Grund für die fehlende Bereitschaft ist oftmals die Angst, etwas falsch zu machen. Dabei sind die Maßnahmen zur Wiederbelebung eines Menschen einfach: Prüfen, Rufen, Drücken.“. Man kann dabei nichts falsch machen. Der einzige Fehler ist, nichts zu tun. In den ersten fünf Minuten ist die Sauerstoffversorgung der Organe noch gewährleistet. Das Gehirn ist das Organ, das als erstes Schaden nimmt. Jede Minute ohne Herz-Druck-Massage erhöht die Schadengefahr. Deshalb sind die Betroffenen auf schnelle Hilfe angewiesen. Der Rettungsdienst kann im Regelfall nicht bereits nach fünf Minuten vor Ort sein. Durch die Herz-Druck-Massage wird die natürliche Herztätigkeit übernommen und das Blut passiv transportiert. Dadurch gibt es eine bis zu drei Mal höhere Überlebenschance.

Kurz zusammengefasst: Prüfen, ob die bewusstlose Person noch reagiert und atmet. Unter 112 den Rettungsdienst rufen oder rufen lassen. 100 Mal pro Minute in der Mitte des Brustkorbs drücken, bis Hilfe eintrifft.

DRK-Mitarbeiterin Sabrina Wlasak zeigt, wie bei einem Baby die Initialbeatmung angewendet wird. (Foto: © Martina Hörle)

Die Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmungen sind zweitrangig und sollten nach Möglichkeit den geschulten Helfern überlassen werden.

Hier gibt es den kostenlosen Flyer mit den Anleitungen als Download.

Oliver Koch von der Berufsfeuerwehr gibt noch einen wichtigen Hinweis. „Wenn jemand den Notruf alarmiert, bleiben die Kollegen von der Leitstelle so lange am Telefon, bis die Rettungssanitäter oder der Notarzt eintreffen. Sie geben jede mögliche Unterstützung, erklären ganz genau und leiten an. Wir lassen niemanden allein.“ Dazu gehört auch im schlimmsten Fall ein Notfall-Seelsorger, der dem Betroffenen zur Seite steht.

Kostenlose Anleitung zum Download

Sabrina Wlasak empfiehlt, erworbene Kenntnisse nach zwei Jahren wieder aufzufrischen. „Die Kurse finden an einem Tag von 9 – 17 Uhr statt. Wir möchten den Leuten die Angst nehmen und sie sicherer machen.“ Deshalb finden vermehrt Besuche in den Schulen statt. In den Kindergärten befasst man sich auf spielerische Weise mit dem Thema. Auch für Senioreneinrichtungen werden spezielle Möglichkeiten angeboten. Im vergangenen Jahr waren rund 2.700 Teilnehmer in den DRK-Kursen.

„Es wird schon viel getan“, so Prof. Standl, „doch wir können noch mehr tun. Eigentlich müssten wesentlich mehr Besuche in den Schulen stattfinden. Es zeigt sich immer wieder, dass Kinder einen viel natürlicheren Zugang zu der Thematik haben. Sie gehen ganz unvoreingenommen an die Sache heran, machen sich keine Gedanken über evtl. Klagen.“

Gerne machen die Besucherinnen und Besucher vom Informationsangebot und von der Möglichkeit des Übens Gebrauch. (Foto: © Martina Hörle)

Im Idealfall berichten die Kinder über ihre schulischen Erfahrungen, wecken bei den Eltern Aufmerksamkeit und Interesse, so dass der gewünschte Schneeballeffekt einsetzt und sich das Thema immer weiter in der Bevölkerung verbreitet. So wie es jeden treffen kann, kann auch jeder zum Lebensretter werden.

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