Website-Icon Das SolingenMagazin

Reparatur-Café Solingen: Reparieren statt Wegwerfen

Bernhard Erkelenz (li.), Gründungsmitglied, und Klaus-Dieter Pahnke, erster Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins Reparatur-Café Solingen, freuen sich über den regen Zulauf von Gästen. (Foto: © Martina Hörle)

Bernhard Erkelenz (li.), Gründungsmitglied, und Klaus-Dieter Pahnke, erster Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins Reparatur-Café Solingen, freuen sich über den regen Zulauf von Gästen. (Foto: © Martina Hörle)

SOLINGEN (mh) – Klaus-Dieter Pahnke freut sich über den regen Zulauf an diesem Sonntag. „In der ersten Stunde waren schon zehn Gäste hier.“ Jeder von ihnen hat ein defektes Gerät mitgebracht und hofft, es repariert wieder mitnehmen zu können. Bügeleisen werden gebracht, Bohrmaschinen, Fahrräder und viele verschiedene Haushaltsgeräte.

Große Nachfrage nach Reparatur

Jedes Teil wird gründlich geprüft. Ist es zu reparieren? Welches Ersatzteil wird benötigt? Ist das geeignete Werkzeug vorhanden? Sicherungen werden erneuert, Kabel ausgetauscht. Es wird geschraubt, gesägt, gelötet. Der Besucherstrom reißt heute nicht ab.

Pahnke ist erster Vorsitzender des Vereins Reparatur-Café Solingen e. V. am Ufergarten. Der gemeinnützige Verein hat in den Räumen der Flüchtlingshilfe im März 2016 sein Domizil aufgeschlagen. Im Rahmen der Nachbarschaftshilfe werden Geräte kostenlos repariert. „Oft sind es nur Kleinigkeiten, die defekt sind“, weiß Pahnke. „Wenn allerdings besondere Ersatzteile getauscht werden müssen, besorgt sich der Besucher (oder Gast, wie man ihn im Café nennt) das entsprechende Teil und bringt es hierher.“

Auch im Reparatur-Café kann man auf Formulare nicht verzichten. Jeder Gast muss vor der Reparatur einen Begleitbogen ausfüllen und den Auftrag unterschreiben. (Foto: © Martina Hörle)

Gemeinsam mit dem Gast wird das Gerät repariert – Hilfe zur Selbsthilfe. Zusätzlich gibt es Informationen über den korrekten Gebrauch der Geräte. „Oft entsteht der Defekt durch falsche Handhabung“, erklärt Klaus-Dieter Pahnke. Wer warten muss, kann es sich mit einem Stück selbst gebackenen Kuchens in der Lounge bequem machen. An der Café-Bar gibt es fair gehandelten Kaffee. Auch eine Kinderecke ist vorhanden.

Ressourcen verantwortungsvoll nutzen

Das Reparatur-Café ist an jedem 3. Sonntag im Monat von 14 – 17 Uhr geöffnet. Eine Terminvereinbarung ist nicht notwendig. „Nachhaltigkeit ist für uns ein sehr wichtiges Thema“, erklärt Gründungsmitglied Bernhard Erkelenz. „Auch wenn Wachstum für die Wirtschaft sehr wichtig ist, muss man sich darüber klar sein, dass damit der Ressourcenverbrauch steigt. Deshalb müssen wir gewissenhaft handeln. Das fängt bei den Geräten an und hört bei Lebensmitteln noch lange nicht auf.“

Vereinsmitglieder und andere Helfer sind unermüdlich mit Reparaturen beschäftigt. Die erfolgreiche Reparaturquote liegt bei mehr als 50 Prozent. (Foto: © Martina Hörle)

Der Verein ist aus einer Idee der AG Konsum und Ernährung der Klima-Allianz der Stadt Solingen entstanden. Seinerzeit waren es sieben Gründungsmitglieder. „Mittlerweile sind wir sehr gut vernetzt“, so Pahnke. „Wir arbeiten mit der Flüchtlingshilfe, der Verbraucherzentrale, dem Seniorenbeirat und sind Mitglied im Solinger Netzwerk BnE (Bildung für nachhaltige Entwicklung).“ Außerdem bestehen gute Kontakte zu den Mirker Schraubern, einer Gruppe von Fahrradenthusiasten, die am Mirker Bahnhof Hilfe bei Fahrradreparaturen anbieten. Ebenso wichtig ist die Zusammenarbeit mit der Ohligser Fahrradwerkstatt. „Von da bekommen wir gebrauchte Fahrräder“, freut sich der Vorsitzende.

Mehr als die Hälfte wird repariert

Neben den Vereinsmitgliedern gibt es zahlreiche Helfer, die bereitwillig Unterstützung leisten. So kann der Verein auf ein breites Fachwissen zugreifen. Das Arbeiten in geselliger Runde macht Spaß und fördert die Gemeinschaft. „Auch wenn wir natürlich nicht alles reparieren können, haben wir eine Erfolgsquote von über 50 Prozent“, weiß Pahnke zu berichten. Ein klares Signal für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen. Die Zufriedenheitsquote der Gäste liegt übrigens bei 90 Prozent. Das Spendenschwein, das sich über Beachtung freut, sammelt für neues Werkzeug, das wiederum zur Reparatur eingesetzt wird.

Am Eingang des Reparatur-Cafés hängt für jeden gut erkennbar der Ablauf einer Reparaturhilfe. So kann man sich schnell einen Überblick verschaffen. (Foto: © Martina Hörle)

„Leider haben wir wenig Nachfragen von jüngeren Leuten“, bedauert Klaus-Dieter Pahnke. „Die meisten Fragen nach Reparaturen kommen von der älteren Bevölkerung.“ Einer der Gründe, weshalb die Vereinsmitglieder bei Ausstellungen oder Veranstaltungen gerne mit einem Informationsstand vertreten sind. „Wir geben auch Tipps, auf was beim Kauf von Neugeräten geachtet werden sollte.“

Wer den Verein unterstützen möchte, ist herzlich willkommen. Dringend gesucht werden Reparaturhelfer mit Fachkenntnissen in Radio- und Fernsehtechnik. Unter reparaturcafe.solingen@web.de können sich Interessierte gerne mit Klaus-Dieter Pahnke in Verbindung setzen.

Die mobile Version verlassen