SOLINGEN (bgl) – Neun Jahre lang war Richard Schmidt (SPD) Bezirksbürgermeister von Mitte. Bei den Wahlen am kommenden Sonntag tritt er für dieses Amt nicht mehr an, er bewirbt sich stattdessen für die SPD um ein Ratsmandat für den Wahlbezirk 15 Klauberg–Hasseldelle–Kohlfurth. Wir haben mit Richard Schmidt über seine Arbeit im Bezirk Mitte gesprochen.
Frage: Seit neun Jahren waren Sie Bezirksbürgermeister von Mitte. Bei den Wahlen am kommenden Sonntag treten Sie für dieses Amt nicht mehr an. Warum nicht?
Richard Schmidt: Der SPD-Ortsverein Mitte hatte mich darum gebeten, zu überlegen, ob ich nicht auch mal in den Rat möchte, da die Findung von erfahrenen Kandidaten für den Rat ja inzwischen schwierig geworden ist. Nach reiflicher Überlegung habe ich dem zugestimmt, will aber nicht verhehlen, dass ich mit Leib und Seele Bezirksbürgermeister bin und auch im Herzen bleiben werde. Die Aufgaben in Mitte waren und sind mannigfaltig, ich schaue gerne auf die vergangenen neun Jahre zurück.
Frage: Sie haben stets betont, dass Sie als Bezirksbürgermeister auch Mittler zwischen den Menschen von Mitte und der Verwaltung sein wollten. Wie haben Sie das umsetzen können?
Richard Schmidt: Ich versuchte immer das Bindeglied zwischen dem Rathaus und den Bürgern in Mitte zu sein. Man sollte sich immer darüber im klaren sein, wenn man sich als ehrenamtlicher Kommunalpolitiker aufstellen lassen will, dass man gegenüber dem Bürger eine Verpflichtung hat, die man einhalten muss. Dies ist ein Muss, nicht kann! Diese Verpflichtung bedeutet, immer an sich zu arbeiten und den Bürgerinnen und Bürgern das Gefühl zu geben, zumindest sein Sprachrohr zu sein. Aber auch stets zuzuhören um deren Anliegen auch richtig zu verstehen. Man kann zwar keine weltbewegenden Veränderungen herbeiführen, aber in kleinen Schritten durchaus einiges bewegen. Und diese kleinen Schritte sind dann in der Bezirksvertretung umzusetzen. Das erfordert auch, sich vor Ort in das alltägliche Leben, wie beispielsweise bei Vereinen, Verbänden, Institutionen etc., einzubinden. Man muss ganz einfach nah am Bürger sein und sich mit den Leuten identifizieren. Dann kann man auch deren Probleme und Nöte sehr viel besser nachvollziehen.
„Mir war der ganze Bezirk Mitte stets sehr wichtig“
Frage: Nach neun Jahren als Bezirksbürgermeister von Mitte sind Ihnen doch sicherlich nicht nur Projekte, sondern auch die eine oder andere Nachbarschaft besonders ans Herz gewachsen?
Richard Schmidt: Der Bezirk Mitte erstreckt sich ja von der Hasseldelle rüber bis zur Beethovenstraße, von der Kohlfurth bis nach Krahenhöhe. Das ist ein ziemlich großes Gebiet. Als Bezirksbürgermeister nimmt man in diesem Bereich natürlich zunächst jene Menschen wahr, die an einen herantreten und ihre Probleme mitteilen. Auf all die anderen muss man mitunter auch einmal selbst zugehen. Dennoch ist man in seiner Arbeit auf einzelne Gebiete fokussiert, das liegt in der Natur der Sache. Mein Lieblingsquartier in Solingen ist und bleibt die Hasseldelle, da stehe ich zu. Ich habe in den vergangenen zehn Jahren die Entwicklung im Viertel miterlebt und begleitet, bin selbst auch Mitglied im Verein „Wir in der Hasseldelle“. Aber auch der Coppelpark und der Dickenbusch sind Orte, die einen immer wieder beschäftigt haben. Oder die Lutherkirche, wo ich die Arbeit von Hansjörg Schweikhart sehr bewundere. Und nicht zuletzt der Neumarkt als Ort mit seinem Wochenmarkt. Wenn es meine Zeit möglich machte, war ich oft vor Ort und habe mich dort mit den Markthändlern ausgetauscht. Im Grunde genommen war mir aber der ganze Bezirk Mitte immer sehr wichtig.
Frage: Während Ihrer neun Jahre als Bezirksbürgermeister in Mitte: Was hätten Sie gerne noch hinbekommen, was ließ sich aus Ihrer Sicht bisher nicht umsetzen?
Richard Schmidt: Ich würde mir wünschen, dass der Dickenbusch als Park wieder so zugänglich und genutzt wird, wie es früher mal der Fall war. Der Dickenbusch als Park wird sowieso nicht mehr wegzudenken sein, wenn man irgendwann mal das Evertz- und das benachbarte Omega-Gelände entwickeln wird. Denn dann bietet der Dickenbusch – neben dem Südpark – die Naherholung für die Kinder und Erwachsenen des neuen Quartiers. Zudem macht mir der Coppelpark Sorgen, da der Vorstand des Vereines „Lebenswertes Solingen“ aufhören möchte. Es steht zu befürchten, dass die Grünanlage nicht mehr gepflegt werden kann und so vielleicht ganz wegfällt. Die Stadt Solingen wird leider nicht so viel Geld haben, um da jetzt hauptamtlich eingreifen zu können. Was die BV Mitte leider nicht umsetzen konnte sind zum Beispiel Kreisverkehre am Weyersberg und am Werwolf. Hier haben wir vergeblich versucht, aus unserer Sicht und mit unserer Argumentationsweise das Verkehrsaufkommen und den Verkehrsfluss in der Innenstadt zu verbessern
Frage: Und was ist gelungen?
Richard Schmidt: Wir haben beispielsweise mehrere Zebrastreifen umsetzen können, was ja von einigen Mitarbeitern seitens des Stadtdienstes Verkehr angezweifelt wurde. Wir mussten da wirklich dicke Bretter bohren. Dazu gehören der Zebrastreifen über die Birker Straße an der Post, aber auch der auf der Friedrichstraße. Vor allem letzterer wurde ja seitens der Bürgerschaft mit Nachdruck gewünscht. Wir konnten Veränderungssperren bei der Bauleitplanungen im Bereich des Einzelhandelskonzeptes 2013 umsetzen, zur Rettung der Grünanlage Dickenbusch beitragen und sowie den Coppelpark unterstützen, aber auch 30 km/h-Zonen einrichten, Spielplätze für Kinder mit und ohne gesundheitliche Einschränkung/Behinderung beschließen sowie das neue Betriebsgebäude der Freiwilligen Feuerwehr Löschgruppe 3 in Mangenberg fördern. Wir sorgten für die Einrichtung von Elternhaltestellen. In Zusammenarbeit mit dem Schaustellerverband Rhein-Ruhr-Wupper Solingen und der Grundschule Katternberger Straße haben wir das Projekt „Kinder lernen die Schausteller kennen“ auf der Frühjahrskirmes am Weyersberg auf den Weg gebracht.
Schmidt: „Den Solinger muss man lieben“
Frage:Wie haben Sie die Menschen im Bezirk Mitte kennengelernt, was macht die Solingerinnen und Solinger aus?
Richard Schmidt: (lacht) Den Solinger kann man nicht verstehen, den muss man lieben. Und wer das schafft, der hat bei den Solingerinnen und Solingern ein Stein im Brett. Ich bin mit den Menschen im Bezirk immer sehr gut klar gekommen. Der Solinger stürmt ja nicht mit wehenden Fahnen auf einen los, sondern er schaut erstmal etwas skeptisch, wer denn nun wieder um die Ecke kommt. Das schätze ich an den Leuten in der Klingenstadt sehr. Und natürlich liebe dich die Solinger Mundart, das „Soliger Platt“, sehr. Mich stimmt es nur etwas traurig, dass dies in Solingen immer weniger gesprochen und auch an Schulen nicht mehr unterrichtet wird. Das ist sehr schade. Für mich ist die Mundart ein Teil der Kultur einer Stadt. Und die darf einfach nicht verloren gehen.
Das Gespräch führte Bastian Glumm
Zur Person
Richard Schmidt (61) ist seit Jahrzehnten gewerkschaftlich engagiert, über seinen Vater wurde er mit der SPD vertraut. Geboren wurde er in Schlebusch, groß geworden ist er in der Vulkaneifel. Nach Solingen kam der gelernte Kaufmann 1991. Bereits vier Jahre vorher lernte er seine Frau in der Klingenstadt kennen. Beide Kinder sind inzwischen erwachsen und leben hier. Richard Schmidt ist derzeit beim Wupperverband beschäftigt. Schmidt wurde SPD-Mitglied am 1. Mai 2008.
Richard Schmidt tritt bei der Kommunalwahl am kommenden Sonntag für die SPD für den Wahlbezirk 15 Klauberg–Hasseldelle–Kohlfurth an und bewirbt sich für ein Ratsmandat.