SOLINGEN (mh) – Staunend standen große und kleine Besucher vor der großen Treppe, die in die Burg führt. Da kam er leibhaftig die Stufen herunter – der gestiefelte Kater. Sehr zutraulich ließ er sich gerne fotografieren.
Märchenfiguren verzaubern Besucher
Mehrere tausend Besucher waren am Sonntag nach Schloss Burg gekommen, um die Märchenwelt einmal hautnah mitzuerleben. Arm in Arm wandelten die Schöne und das Biest über den Burghof. Auch sie posierten gerne gemeinsam mit kleinen Besuchern für ein Foto. Auf der Bank hatte ein gefährlich aussehendes Wesen Platz genommen. Sein Gesicht war feuerrot und es hatte Hörner. Daneben eine alte Frau mit Nickelbrille und Strickkorb. Sie war die Großmutter des Teufels mit den drei goldenen Haaren. Eine schwarzhaarige Schönheit hielt einen rotbackigen Apfel in den Händen – Schneewittchen durfte bei diesem Festival nicht fehlen. Die Darsteller des Wuppertaler TalTon Theaters waren der Renner. Vor allem die Kleinsten machten große Augen. Sie hielten die Märchenfiguren für echt. Da gab es beim Teufel schon mal den Griff nach Vaters Hand.
Die beiden Märchenerzählerinnen Ingrid Reinhardt aus Wuppertal und Maggy Ziegler (sie erzählt unter dem Namen Griseldis), Bad Hönningen, nahmen die Kinder mit in andere Welten. Wie gebannt lauschten die kleinen Zuhörer den Abenteuern der Märchenwesen. Und auch die Großen ließen sich gerne verzaubern. „Märchen haben Tiefgang“, betonte Ingrid Reinhardt. „Sie erzeugen Bilder in der Seele.“ Sie hat den bekannten Ausspruch von Antoine de Saint-Exupéry „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar!“ zu ihrem Wahlspruch gemacht.
Abenteuer mit Roderich und Feuerfrey
Puppenspieler Christof Zielony, im wirklichen Leben Grundschullehrer, sorgte zusammen mit dem Raben Roderich und dem Drachen Feuerfrey für turbulente Abenteuer mit viel Gelächter. Das Erzeugen von Geräuschen, kombiniert mit übertriebener Mimik und Gestik, fand viel Anklang. Da machten alle begeistert mit. Wer wollte, konnte sich im Anschluss an die Geschichten vom Drachen Feuerfrey ein Autogramm beißen lassen. Drachen können nicht schreiben.
Beim Märchenquiz testeten Groß und Klein ihr Wissen um die Märchen. Zu gewinnen gab es Zauberbohnen, die später daheim eingepflanzt werden sollten. Für das Märchensuchspiel mussten in verschiedenen Räumen Märchenbilder gefunden werden. Die handwerklich Interessierten konnten unter Anleitung bei Martina Gernt-Hoppe aus Filz kleine Feen, Engel oder Zwerge kreieren.
Nicht nur die Burg hatte sich in ein Märchenschloss verwandelt. Auch im Burghof war eine andere Zeit wiedererwacht. Künftige Rittersfrauen und Ritter konnten ihre Künste beim Schwertkampf ausprobieren. Gar nicht einfach, mit beiden Händen so ein Schwert zu führen. Noch schwieriger, wenn man dabei ein Kettenhemd tragen muss. „So ein Kettenhemd wiegt 17 Kilo.“ Die Ritter der Bergischen Ritterschaft standen den kleinen Ritterfreunden gerne für Fragen zur Verfügung. Andere lebten derweil im Burghof den Alltag der damaligen Zeit. Den Mittelpunkt der Gemeinschaft bildete die Kochstelle. Ringsherum schmiedeten die Männer ihre Werkzeuge. Die Frauen sorgten mit ihren Handarbeiten für neue Kleidung.
Nächstes Jahr wird aufgestockt
„Das heutige Festival sprengt unsere Erwartungen“, gestand Nadine Neuschäfer vom Schlossbauverein. „Die Besucher standen schon lange vor 10 Uhr Schlange. Noch dazu haben wir heute strahlenden Sonnenschein.“ Die früheren Märchen- und Sagentage hatten nur noch wenig Zuspruch gefunden. „Das Märchenfest dagegen war schon im letzten Jahr mit 2.200 Besuchern wirklich gut besucht. Diesmal sind es fast doppelt so viele“, freute sich Neuschäfer. Von ihr stammt die Idee mit den lebenden Märchenwesen. „Die drei Figuren waren voriges Jahr so gut angekommen, dass wir diesmal schon sechs hatten.“ Bei dem Riesenerfolg werden nächstes Jahr noch ein paar dazukommen.