Start Aktuelles Schöne Tradition oder nicht mehr zeitgemäß? Alles rund um die Taufe

Schöne Tradition oder nicht mehr zeitgemäß? Alles rund um die Taufe

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Christen lassen sich im Fluß Jordan in Israel taufen. (Archivfoto: © Bastian Glumm)
Christen lassen sich im Fluß Jordan in Israel taufen. (Archivfoto: © Bastian Glumm)
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Für manche Väter und Mütter fällt die Entscheidung bereits in dem Moment, in dem sie von einer Schwangerschaft erfahren. Andere hingegen wissen nicht recht, wie sie mit dem Thema umgehen sollen: die Taufe. Für viele ist sie eine wichtige Tradition. Andere Eltern wissen hingegen nicht mehr genau, was es mit der Taufe im Detail auf sich hat und wie sie abläuft. Alles Wissenswerte rund um das Thema Taufe erfährst du darum hier. 

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Die eigentliche Bedeutung der Taufe

Kommt ein neuer kleiner Mensch in die Familie, beginnen einige Eltern bereits direkt mit der Planung der Taufe. Andere hingegen haben nur noch wenig Bezug zu Taufe und Religion. Auf das Thema Taufe werden sie erst im Gespräch mit anderen Eltern oder beim (ungesunden) Sich-Vergleichen mit anderen Eltern aufmerksam. Nichtsdestotrotz: Auf die eine oder andere Weise wird das Thema Taufe in jeder Familie früher oder später relevant.

Aus gesellschaftlicher Sicht heutzutage ist die Taufe häufig eine große Familienfeier, bei der die Kinder besondere Aufmerksamkeit bekommen und im Mittelpunkt stehen. Aus diesem Grund warten Familien häufiger etwas länger bis zur Taufe, so dass dieser wichtige Punkt bewusst miterlebt wird, während viele jedoch noch an der klassischen Säuglingstaufe festhalten. Je nach Alter des Kindes sind traditionellere Taufgeschenke, wie etwa verschiedene Nachtleuchten mit Namen individualisiert, übliche – während für ältere Täuflinge Spielzeuge oder christliche Kinderbücher gerne gesehen werden.

Hinter dieser modernen Feierlichkeit mit Familienzusammenkunft, gutem Essen und Geschenken ist t die Taufe jedoch ein wichtiges christliches Ritual, das für Christen einen hohen Stellenwert hat. Es geht auf den jüdischen Propheten Johannes zurück. Dieser begann nämlich bereits in den ersten Jahrzehnten nach Christus damit, Menschen im Rahmen einer Reinigungszeremonie mit Wasser zu übergießen. Nach dieser Reinigung waren die Getauften anschließend „offiziell“ Christen. Ganz ähnlich wird der Taufritus heute noch verstanden: Mit der Taufe wird nämlich prinzipiell die Aufnahme einer Person in die christliche Gemeinschaft gefeiert.

Obwohl es vielerorts Tradition ist, ist es dabei prinzipiell nicht zwingend erforderlich, dass die Taufe im Säuglingsalter stattfindet. Auch eine spätere Taufe im Erwachsenenalter ist durchaus möglich. Darum unterscheidet auch die Kirche zwischen der sogenannten Kindstaufe und der Erwachsenentaufe. Die Erwachsenentaufe wird, da sich der Erwachsenen aufgrund seines selbstgewählten und bekannten Glaubens für die Taufe entscheidet, auch Gläubigentaufe genannt.

Gemeinsam haben Säuglings- und Erwachsenentaufe aber, dass der Täufling durch die Zeremonie in die Kirche eingegliedert werden soll. Nach der Taufe gehört er dann nicht nur offiziell der Kirchengemeinde an, sondern steht unter dem besonderen Schutz Gottes.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Säuglingstaufe?

Prinzipiell gibt es für die Säuglingstaufe keinen festgelegten Zeitpunkt, an dem sie spätestens stattzufinden hat. Zwar war es früher üblich, die Taufe bereits in den ersten drei Lebensmonaten des Kindes vorzunehmen. Heute hingegen lassen sich Eltern etwas mehr Zeit und entscheiden sich oft für eine Taufe innerhalb des ersten Lebensjahrs.

Sich mit der Taufe bis nach dem vierten Lebensmonat des Kindes Zeit zu lassen, ist durchaus sinnvoll. Schließlich bleibt Eltern so genügend Zeit, im Umgang mit ihrem Kind vor der Taufe eine gewisse Routine zu entwickeln. Außerdem lässt sich so auch die Taufe selbst besser planen und vorbereiten.

Darüber hinaus spricht nichts dagegen, Kinder erst im Kleinkindalter taufen zu lassen. Zwar können sich auch Kleinkinder noch nicht bewusst für oder gegen eine Taufe entschieden. Kann das Kind jedoch bereits sprechen und laufen, kann es seine eigene Taufe zumindest bewusst miterleben und daran teilnehmen.

Die Taufstelle Jardenit im Fluss Jordan ist ein beliebter Anlaufpunkt für christliche Pilger. (Archivfoto: © Bastian Glumm)

So wird die Taufzeremonie vorbereitet

Damit ein Kind überhaupt getauft werden kann, muss ein Taufgottesdienst geplant und vorbereitet werden. Hierzu müssen sich die Eltern an das Gemeindebüro der katholischen oder evangelischen Kirchengemeinde an ihrem Wohnort wenden. In einem ersten Schritt wird mit dem Gemeindebüro dann ein Termin für ein Taufvorgespräch festgelegt. Oft kann auch bereits ein Tauftermin direkt bestimmt werden.

Während des Taufvorgesprächs werden die Eltern genauer über den Ablauf des Taufgottesdienstes informiert. Außerdem können sie die Taufpaten des Kindes bereits benennen und sollten eine Patenbescheinigung der benannten Personen vorlegen können. Schließlich kann nur Taufpate werden, wer selbst getauft und Kirchenmitglied ist. Neben der Patenbescheinigung sollten die Eltern außerdem die Geburtsurkunde ihres Kindes sowie ihre Personalausweise zum Vorgespräch mitbringen. Sind die Formalitäten geklärt, können die Eltern dann gemeinsam mit dem Pfarrer Texte und Lieder für die Taufe auswählen und den Gottesdienst genauer planen.

Handelt es sich um eine Erwachsenentaufe, übernimmt der Täufling diese Planungsschritte selbstverständlich selbst.

Auch die Tauffeier will geplant sein

Üblicherweise ist die Taufe nach dem Taufgottesdienst noch nicht beendet. Meist treffen sich Freunde und Familie nach dem Gottesdienst noch zu einem gemeinsamen Essen: der Tauffeier.

Viele Eltern entscheiden sich in diesem Zusammenhang dafür, die Tauffeier in einem Restaurant zu veranstalten. Das ist besonders stressfrei und macht die Bewirtung der Gäste einfacher. Jedoch kann die Tauffeier auch in Eigenregie – etwa daheim oder im eigenen Garten – veranstaltet werden. Hierbei sind dann jedoch umfangreichere Vorbereitung und mehr Planungsaufwand notwendig.

Möglich, aber eher unüblich ist es, auf die Tauffeier komplett zu verzichten. Selbstverständlich ist es nicht zwingend vorgeschrieben, nach dem Taufgottesdienst eine Feier zu veranstalten. Nichtsdestotrotz ist es üblich und wird von den Taufgästen meist erwartet. Das hängt insbesondere auch damit zusammen, dass die Taufgäste den Täufling in privater Runde zur Taufe beschenken möchten.

Müssen beide Eltern Kirchenmitglieder sein, um ihr Kind taufen zu lassen?

Wie schon gesehen, müssen zumindest die von den Eltern benannten Taufpaten selbst getauft und auch Kirchenmitglieder sein. Hierdurch soll sichergestellt werden, dass die Taufpaten dazu „qualifiziert“ sind, die Eltern bei einer (christlichen) Erziehung ihres Kindes zu unterstützen.

Was die Eltern des Täuflings anbelangt, sind die „Taufregeln“ jedoch weniger starr. So heißt es im „Taufbegleiter“ der evangelischen Kirche, dass eine Kindstaufe auch möglich sein kann, wenn die Eltern keine Kirchenmitglieder sind. Die endgültige Entscheidung darüber, ob die Taufe trotz fehlender Kirchenmitgliedschaft stattfinden kann, trifft allerdings die Kirchengemeinde vor Ort.

Welche Argumente sprechen auch heute noch für eine Taufe?

Selbstverständlich gibt es verschiedene Gründe, die auch heute noch für eine Taufe im Kindesalter sprechen. Der wichtigste Grund ist sicherlich der christliche Glaube der Eltern und der Wunsch, diesen auch ihrem Kind zu vermitteln. Auch der Wunsch nach besonderem Schutz des eigenen Kindes durch Gott bewegt viele Eltern dazu, ihr Kind früh taufen zu lassen.

Diese Wünsche können dabei grundsätzlich auch bei Eltern bestehen, die selbst bereits aus der Kirche ausgetreten sind. Schließlich hat der Kirchenaustritt oft nichts mit fehlendem Glauben zu tun. Vielmehr ist er oft ein Schritt, den Eltern etwa aus Protest gegen die Kirchenpolitik wählen. Oft möchten Eltern ihrem Kind dann – trotz des eigenen Kirchenaustritts – den Weg in die Kirchengemeinde nicht versperren.

Ein weiterer Grund, sich für eine Taufe zu entscheiden, ist der Wunsch, dem Kind eine Kommunion bzw. Konfirmation zu ermöglichen. Auch diese sind nämlich nur dann möglich, wenn das Kind zuvor bereits getauft und damit in die Kirchengemeinde aufgenommen worden ist.

Zudem kann es auch ganz praktische Gründe geben, das eigene Kind frühzeitig taufen zu lassen. Viele Eltern möchten nämlich beispielsweise, dass ihr Kind einen Konfessions-Kindergarten oder eine Konfessionsschule besuchen kann. Das ist etwa dann wichtig, wenn die entsprechende Einrichtung am eigenen Wohnort einen besonders guten Ruf genießt. Obwohl Konfessionsschulen oder -Betreuungsstätten konfessionslose Kinder nicht ablehnen dürfen, dürfen sie getaufte Kinder unter bestimmten Umständen bevorzugen. Das kann etwa dann der Fall sein, wenn die Nachfrage groß ist und nicht genügend Plätze zur Verfügung stehen.

Qasr al-Yahud ist eine weitere Taufstelle im Fluß Jordan. Dort soll Johannes der Täufer Jesus Christis getauft haben. (Archivfoto: © Bastian Glumm)
Qasr al-Yahud ist eine weitere Taufstelle im Fluß Jordan. Dort soll Johannes der Täufer Jesus Christis getauft haben. (Archivfoto: © Bastian Glumm)

Welche Argumente sprechen gegen eine Taufe Im Kindesalter?

Vielen Eltern ist es heute nicht mehr wichtig, ihr Kind frühzeitig taufen zu lassen. Das hängt insbesondere damit zusammen, dass viele Eltern heute selbst keine Kirchenmitglieder mehr sind: Während 1991 noch rund 71 Prozent der Bevölkerung Kirchenmitglieder waren, waren es 2019 nur noch rund 52 Prozent. Bereits hieran zeigt sich, dass das Interesse an Religion erheblich nachgelassen hat. Gerade deshalb möchten viele Eltern ihrem Kind die Entscheidung, ob es sich für Religion interessiert oder nicht, selbst überlassen.

Um die Entscheidung für oder gegen Religion bzw. eine bestimmte Konfession treffen zu können, ist selbstverständlich eine gewisse Reife erforderlich. Genau darum verzichten viele Eltern heute auf eine Kleinkindtaufe. Stattdessen versuchen sie, ihr Kind auf andere Weise an Religion heranzuführen. So wird es möglich, dass sich das Kind später selbst für einen bestimmten Glauben oder den Atheismus entscheiden kann.

Kindstaufen werden stetig weniger

Obwohl es durchaus Gründe geben mag, die für eine Taufe bereits im Kindesalter sprechen, nimmt ihre Zahl stetig ab. Das Statistische Bundesamt berichtet dazu, dass in Deutschland beispielsweise 2012 nur noch 168.048 Kinder evangelisch und 167.505 Kinder katholisch getauft wurden. 50 Jahre zuvor war die Zahl der Täuflinge jährlich noch etwa doppelt so hoch.

Ein Grund, der viele Menschen von der Taufe ihres Kindes abhält, ist das schwindende Vertrauen in die Kirche. Eltern vertrauen der Institution Kirche nicht mehr und wollen ihrem Kind eine entsprechende „Mitgliedschaft“ darum nicht aufdrängen. Andere Eltern hingegen verstehen die Skepsis der Taufe gegenüber nicht. Schließlich kann das Kind, wenn es kein Kirchenmitglied sein möchte, später doch einfach aus der Kirche austreten.

Zu bedenken ist aber: Die Annahme, dass die Kirchenmitgliedschaft und damit eine Taufe einfach rückgängig gemacht werden kann, stimmt nur eingeschränkt. Zumindest rechtlich betrachtet lässt sich eine einmal erfolgte Taufe nämlich nicht mehr rückgängig machen. Sogar gerichtliche Entscheidungen zeigen, dass eine erfolgte Taufe durch ein weltliches Gericht nicht rückgängig gemacht werden kann. Zudem ist eine Taufe auch aus theologischer Sicht nicht widerrufbar. Das bedeutet: Einmal getauft, hat ein Kind später zwar die Möglichkeit, sich von der Kirche abzuwenden. Die eigene Taufe rückgängig machen kann es jedoch nicht – es bleibt demnach Christ. Das gilt selbst dann, wenn das seinem Willen nicht mehr entsprechen sollte und es sich auch keiner Religion zugehörig fühlt.

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Dieser Beitrag stammt von unserer Redaktion.

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