SOLINGEN (sg) – Am Dienstagnachmittag führte die Verkehrsunfallprävention der Polizei eine Aktion zum Abbiegen am Kreisverkehr beim Graf-Wilhelm-Platz durch. Dabei zeigte es sich, dass eine Vielzahl an Verkehrsteilnehmern die Regeln nicht beachten oder – noch schlimmer – gar nicht kennen.
Länderübergreifende Verkehrssicherheitsaktion
Am 26. September wurde eine länderübergreifende Verkehrssicherheitsaktion durchgeführt, die in diesem Jahr unter dem Motto „sicher.mobil.leben: Gemeinsam sicher ans Ziel! – Rücksicht im Blick!“ stand. Auch die Verkehrsunfallprävention in Solingen beteiligte sich an dieser Aktion und nahm das Abbiegen in den Fokus. „Wir haben uns fürs Abbiegen entschieden“, erklärte Polizeihauptkommissarin Katrin Grastat, „weil das immer noch die Hauptunfallursache ist.“ Was das Abbiegen angehe, gebe es sehr viele Verstöße.
Und das wird schon nach wenigen Minuten am Kreisverkehr deutlich. Katrin Grastat und ihre beiden Kollegen von der Verkehrsunfallprävention haben bei dieser Aktion Unterstützung von zwei uniformierten Polizisten, die solche Verstöße normalerweise ahnden. Doch bei der Präventionsaktion „schimpfen“ sie nur. Das heißt, sie versuchen, die Verkehrsteilnehmer aufzuklären und ihnen klar zu machen, was sie falsch gemacht haben. Was viele Autofahrer nicht wissen, erklärte Katrin Grastat kurz und knapp: „Immer, wenn ich abbiege, hat der Fußgänger Vorrang.“ Das bedeutet, verlässt ein Auto den Kreisverkehr, muss es die Fußgänger passieren lassen.
Abbiegen will gelernt sein
Langweilig wurde es den Polizisten nicht, während sie die eineinhalb Stunden am Kreisverkehr gegenüber der Stadt-Sparkasse standen. Ein Auto nach dem anderen mussten sie herauswinken, weil die Fahrer oder Fahrerinnen den Fußgängern die „Vorfahrt“ genommen hatten. „Ich habe dem Fahrer erklärt, dass er, immer wenn er von der Straße ab- und in eine andere Straße einbiegt, die Fußgänger vorlassen muss“, erzählte Daniela Berghaus von der Verkehrsunfallprävention nach einer Diskussion mit einem Autofahrer, „und er sagte, aber da ist doch gar kein Zebrastreifen.“
Die meisten Autofahrer, die angehalten werden, sind sich einer Schuld überhaupt nicht bewusst. „Aber ich habe doch gesehen, dass der Fußgänger stehen geblieben ist“, ist auch eine typische Antwort. Katrin Grastat kann dazu nur den Kopf schütteln. „Natürlich bleiben die Fußgänger stehen, was sollen sie auch machen? Sich vors Auto werfen? Fußgänger haben keinen Airbag.“
Die meisten Unfälle passieren beim Abbiegen
Allein 222 Unfälle passierten in Solingen bisher in diesem Jahr nur beim Ein- und Abbiegen. Dabei kamen 278 Personen zu Schaden. Im vergleichbaren Zeitraum 2022 waren es 237 Unfälle mit 291 verletzten Personen. „Es ist immer gleichbleibend hoch“, bedauerte Katrin Grastat. „Deshalb sind wir jetzt präventiv tätig.“ Um den Verkehrsteilnehmern die Regeln möglichst einfach klar zu machen, werden Flyer mit Piktogrammen verteilt, die die Abbiegesituationen mit Hilfe von roten und grünen Pfeilen anschaulich machen.
Es lohnt sich in jedem Fall, sich mit den Regeln rund ums Abbiegen einmal zu beschäftigen, denn ein Verstoß kann teuer werden. „Abbiegen bei Gefährdung des Fußgängers wird mit 140 Euro und einem Monat Fahrverbot geahndet“, verriet Katrin Grastat. Also lieber Rücksicht walten lassen, dabei Unfälle vermeiden und damit die Straßen sicherer machen.