SOLINGEN (sg) – Eine weitere Buchvorstellung in der Reihe „Lesungen in der Galerie“ bei Dirk Balke im ART-ECK fand am Donnerstagabend statt. In der voll besetzten Galerie las Andreas Graf aus seinem Buch „in – zwischen – hin“.
Lyrik kombiniert mit Ölgemälden
Die Wege der Kunst sind unerforschlich. Manchmal auch sehr direkt. So erzählte der Kölner Literaturwissenschaftler, Publizist und Lyriker Andreas Graf gerne, wie er das ART-ECK und damit auch den Künstler Dirk Balke fand. „Durch Freunde, die in der Nähe wohnen, habe ich die Galerie entdeckt“, verriet Andreas Graf dem interessierten Publikum. Dort habe er die hochwertige Qualität der ausgestellten Werke bewundert.
Als er seinen Gedichtband zusammengestellt hat, fragte er bei Dirk Balke nach Bildern. Dieser stellte ihm gerne einige seiner Ölgemälde als Illustrationen zur Verfügung. „Es sind acht meiner Bilder in dem Gedichtband“, sagte der Galerist und Künstler. Die Kombination von Lyrik und Ölgemälden macht den Gedichtband zu einem besonderen Kunstgenuss.
Andreas Graf ließ das Publikum wählen
Zwar gebe es viele Dichter, die so schreiben, dass man sie nicht versteht, meinte Andreas Graf zu Beginn seiner Lesung, versicherte jedoch gleich darauf, dass die meisten Dichter verstanden werden wollten. Die Verse von Andreas Graf sind verständlich, lassen jedoch jegliche oberflächlichen Plattitüden vermissen. Es sind Verse, die ernst und heiter zugleich sind, die über die Wortgewandtheit des Dichters staunen lassen – allein, wie viele Formulierungen er findet für das, was eine Welle alles tut – und zum Nachdenken einladen.
Andreas Graf hat seine Gedichte in unterschiedliche Themenbereiche eingeteilt. Und aus diesen ließ er das Publikum wählen, so dass ein spontaner und sehr vielfältiger Vortrag entstand. Der Kölner Lyriker schaffte es, mit den kurzen Zwischenerklärungen und den wunderbar betonten Gedichten die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen und mit überraschenden Wendungen oder gekonnten Wortspielereien immer wieder zum Lachen zu bringen.
Wie viel Zeit braucht ein Gedicht?
Um es vorzulesen, braucht es nur zwei Minuten. Die Entstehungsgeschichte jedoch zog sich über 15 Jahre. Das erzählte Graf über sein Gedicht „HBF – Hauptbahnhof“. „Manchmal habe ich eine Idee und dann schreibe ich Verse dazu auf“, verriet er. „Und das geht über Jahre.“ Die Schwierigkeit dabei ist, die Verse am Ende so zusammenzufügen, dass es nicht „gebastelt“ wirkt. Das ist ihm bei HBF gelungen, in dem er ganz treffend die Stimmung und Atmosphäre dieser Zwischenstation zwischen hier und da, Vergangenheit und Zukunft, zwischen den Orten. Menschen und Zeiten festhält.
Ob Verse zu „Natur pur“, zum Thema Liebe oder gar Tod, ob eine in wenige Worte gefasste Ultrakurzversion des Klassikers Effi Briest oder das an das bekannteste Gebet angelehnte „Sprache unser“ – Andreas Graf zeigte während seiner Lesung in der Galerie ART-ECK, wie kurzweilig und amüsant Lyrik sein kann, ohne dabei den Tiefgang zu verlieren.
Das Buch „in – zwischen – hin“ von Andreas Graf, mit Bildern von Dirk Balke, ist bei BoD, Norderstedt erschienen und kostet 15 Euro. ISBN 9783756815074