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Solingen: Grußwort zu Weihnachten und zum Jahreswechsel von OB Kurzbach

Tim Kurzbach, Oberbürgermeister der Stadt Solingen. (Foto: © Bastian Glumm)

Tim Kurzbach, Oberbürgermeister der Stadt Solingen. (Foto: © Bastian Glumm)

SOLINGEN (red) – Oberbürgermeister Tim Kurzbach wendet sich auch in diesem Jahr mit seinem ausführlichen Grußwort zu Weihnachten und zum Jahreswechsel an die Solingerinnen und Solinger. Wir veröffentlichen dieses an dieser Stelle wie immer in voller Länge.

Liebe Solingerinnen und Solinger,

es ist wieder so weit: Wir feiern Weihnachten. Ein weiteres Jahr ist damit vorbei – und was für ein Jahr das war. Es hat viele nicht so gute Nachrichten gegeben, ehrlich gesagt waren es schlimmste Nachrichten: der Krieg in der Ukraine, der Überfall der Hamas auf Jüdinnen und Juden in Israel, wirtschaftliche Konsequenzen. Nein, an 2023 werden wir uns als ein Jahr erinnern, in dem nicht nur Gutes passiert ist. Und da hilft uns Weihnachten. An Weihnachten geht es weniger um Kommerz. An Weihnachten ist uns eine Hoffnung geschenkt worden. Dieses Bild vom kleinen Jesuskind in der Krippe soll uns daran erinnern: Auch in uns kann immer etwas Neues entstehen. Wir können immer wieder ein neues Kapitel aufschlagen. Diese Botschaft von Weihnachten hat etwas Unglaubliches. Denn wir sollen eben nicht nur auf das schauen, was schief, schräg und nicht gut ist. Wir sollen auch immer aufmerksam für das Neue bleiben.

In diesen Tagen habe ich mit vielen Krisen zu tun. Und ich denke, auch viele von Ihnen können davon berichten. Es ist wichtig, dass wir darüber reden und diese Probleme und Sorgen nicht in uns hineinfressen, sondern in den Austausch miteinander kommen. Dabei müssen wir sensibel dafür sein, was Gutes entsteht und welche tollen, hoffnungsvollen Zeichen es gibt. Ein solches hoffnungsvolles Symbol ist die Müngstener Brücke. Denn die „alte Dame“ hat einiges geschafft. Sie ist über 125 Jahre alt. Und dann hat uns die Bundesrepublik Deutschland im Dezember auch noch mitgeteilt, dass die Brücke auf ihrer Tentativliste für das Unesco-Welterbe ganz weit oben steht. Das heißt nichts anderes, als dass die Bundesregierung unsere Müngstener Brücke so großartig findet, dass sie sie als Unesco-Welterbe vorschlagen möchte. Wahnsinn. Es ist immer noch beeindruckend, was die Menschen damals geschaffen haben. Sie haben eine Bogenbrücke von zwei Seiten aus aufeinander zu gebaut. Punktgenau haben sich diese beiden Teile dann in der Mitte getroffen. Ein Meisterwerk der Ingenieurkunst. Der Bau dieser Brücke wäre sogar heute noch eine große Herausforderung für Ingenieurinnen und Ingenieure – trotz aller IT und trotz moderner Technik.

Wenn ich mir manchmal vorstelle, heute würde nur der Vorschlag gemacht, an selber Stelle eine Fußgängerbrücke zu bauen: Ich weiß nicht, ob dies gelänge. Deswegen können wir stolz darauf sein, dass wir mit der Müngstener Brücke jetzt diesen wichtigen Schritt auf die Tentativliste der Unesco getan haben. Und überhaupt: Diese Brücke – sie steht für so viel mehr. Wir brauchen Dinge, die uns stolz machen. Wir müssen das Positive erleben. Wir müssen dafür sorgen, dass eine Gesellschaft immer eine nach vorne gerichtete Dynamik behält. Und dafür braucht es viel guten Willen. Brücken bauen: Zusammen mit den fünf europäischen Brücken wollen wir Welterbe werden. Wir wollen es in Freundschaft tun. Anders als damals. Denn vor 125 Jahren standen sich einige Länder in Europa kriegerisch und feindlich gegenüber. Brücken bauen: Und zwar nicht nur zwischen Remscheid und Solingen oder zwischen dem bergischen Städtedreieck und den Brücken-Partnerstädten in Italien, Frankreich und Portugal. Brücken bauen wollen wir vor allem zwischen den Menschen. Das bewegt mich am meisten. Wir haben uns viel zu sehr mit den Krisen abgefunden. Es ist nicht gut, wenn jeder nur „sein Ding macht“ und die Menschen viel zu wenig in Beziehungen zueinanderstehen. Probleme hat es immer gegeben. Und da denke ich manchmal insbesondere auch an die ältere Generation zurück. Nach einem verbrecherischen Krieg, der von Deutschland ausging, hatten viele so gut wie alles verloren, und sie haben das Land trotzdem wiederaufgebaut. Ich denke an die Frauen und Männer der Feuerwehr, die vor jedem Einsatz nicht darüber diskutieren, was gerade schlecht läuft – sondern eingreifen.

Bewegt hat mich in diesem Jahr der Selbsthilfetag. Da sind Menschen, die mit schwersten Diagnosen fertig werden müssen. Und sie verzweifeln nicht. Stattdessen schließen sie sich zusammen und fragen: „Was können wir tun? Wie können wir uns gegenseitig helfen und stärken?“ Das alles sind hoffnungsvolle Zeichen. Das sind Brücken der Menschen zueinander. Weihnachten 2023 – das könnte die Chance für Sie und für euch sein, wieder Brücken zueinander zu bauen, ein neues Kapitel aufzuschlagen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Unsere Gesellschaft braucht den Dialog und sie braucht den Austausch. Unterschiedliche Meinungen sind wichtig, aber Menschen sollten auch bereit sein, aufeinander zuzugehen – in Würde und mit Respekt voreinander. Das wünsche ich uns allen.

Ich wünsche uns ein Weihnachtsfest, bei dem es uns gelingt, sensibel für das Kleine, das Schöne und das Gute zu sein. Ein Weihnachtsfest, bei dem es uns gelingt, mal wieder zum Nachbarn oder zur Nachbarin zu gehen und „Hallo“ zu sagen, gerade zu denen, die man nicht kennt. So bauen wir wertvolle Brücken. Vielleicht hilft es uns, wenn wir uns daran erinnern, wie es ist, mit den Augen der Kinder auf Weihnachten zu schauen: Auf dieses große besondere Fest, dessen Glanz und dessen Magie für Kinder so einzigartig sind. Ich wünsche Ihnen allen von Herzen ein friedliches, ein segensreiches und ein gnadenreiches Weihnachtsfest 2023. Und dann sehen wir uns mit neuer Kraft im neuen Jahr!

Es wird ein besonderes, ein historisches Jahr werden – denn 2024 feiert die Klingenstadt ihren 650. Geburtstag. Vor 650 Jahren erhielt Solingen seine Stadtrechte. Was für eine Geschichte. So ein Jubiläum werden die meisten Solingerinnen und Solinger in ihrem Leben nur einmal bewusst miterleben können. Wir wollen dieses Jubiläum würdig feiern und diesen Anlass nutzen, Solingen über die Stadtgrenzen hinaus sichtbar zu machen und für die Vorzüge unserer Klingenstadt zu werben. Unter dem Motto „SG/meinsam leben“ (sprich: Es gemeinsam leben.) wollen wir das Jahr 2024 stadtweit zusammen mit vielen ehrenamtlich Engagierten zu etwas Besonderem machen. Die Planungen für ein spannendes und angemessenes Programm laufen auf Hochtouren. Die einzelnen Programmpunkte sollen sich über das gesamte Jahr erstrecken. Wir wollen unser Solingen feiern. Unsere Klingenstadt, die Menschen aus mehr als 140 Nationen zur Heimat geworden ist. Menschen, die hier friedlich und freundschaftlich zusammenleben.

Es gibt im kommenden Jahr erneut viel zu tun. Packen wir es an. Gemeinsam sind wir stark und können vieles bewegen. Kommen Sie mit ihren Lieben und mit Ihren Familien gut in dieses spannende neue Jahr, für das ich Ihnen Gesundheit, Glück und Gottes Segen wünsche.

Wir sehen uns in 2024!
Ich freue mich auf Sie!

Ihr
Oberbürgermeister
Tim Kurzbach

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