SOLINGEN (bgl) – Jesus trägt die Last des Kreuzes. Er schleppt sich Schritt für Schritt weiter. Es ist nicht zu übersehen, wie er unter der Bürde leitet. Flankiert von römischen Legionären, die mit lautem Gebrüll auf ihn einprügeln, bricht er schließlich zusammen. Es sind diese Momente, in denen die zahlreichen Menschen mucksmäuschen still wurden und der Szene bedächtig beobachteten. Der Passionsweg führt in Jerusalem über die Via Dolorosa von der damaligen Burg Antonia bis hin zur Grabeskirche, wo Jesus schließlich gekreuzigt wurde. Am vergangenen Freitag aber verwandelte die „Missione Cattolica Italiana“ Solingen-Wald in Jerusalem und stellte dort wie jedes Jahr zu Karfreitag eindrucksvoll den Passionsweg nach.
Rund 60 Aktive gestalten des Passionsweg
Mehrere Hundert Menschen kamen nachmittags in den Walder Stadtpark, um dort den Verrat des Judas und die anschließende Verhaftung von Jesus als Auftakt der mehrstündigen Passion mitzuerleben. „Vollbesetzung sind rund 60 Leute, die hier aktiv mitmachen. Darunter alle Schauspieler und Komparsen“, erklärte Falk Witzmann, Vorsitzender der „Passione Vivente“.
So gab es eben jene Legionäre inklusive eines Centurios, die Jünger, oder die Frauen um Mutter Maria, die allesamt von Gläubigen der Katholischen Mission dargestellt wurden. Auch die Rolles des Pontius Pilatus, der auf dem Hof der Friedrich-Albert-Lange-Schule stimmgewaltig Christus verurteilte und schließlich seine Hände in Unschuld wusch, wurde von einem Mitglied der Mission leidenschaftlich übernommen.
Passion Christi: Proben beginnen bereits im Januar
Mehrfach stürzte Jesus unter dem Kreuz. Veronika wusch das Gesicht des Messias, der in diesem Jahr von Giuseppe Bevacqua dargestellt wurde, mit einem Tuch ab. Als Christus erneut stürzte, übernahm Simon von Kyrene das Kreuz bis zur letzten Station des Passionswegs: Die Kreuzigungsszene wurde in einer vollbesetzten Kirche St. Katharina an der Weyerstraße dargestellt. „Wir fangen im Januar mit den Proben an, in der Regel proben wie so fünf bis sechs Mal. Dann werden auch die Rollen neu verteilt, denn diese sind frei“, betonte Falk Witzmann.
Viele Darsteller sind bereits seit Jahren dabei und haben schon mehrere Rollen dargestellt. Für sie alle ist die Karfreitagspassion ein emotionaler Moment. „Wir stellen auch das Abendmahl dar. Der Jesus-Darsteller dort ist meist auch der, der tags darauf bei der Passion dabei ist. Schon dort beim Letzten Abendmahl merkt man ganz stark die Emotionalität“, sagte Falk Witzmann. Während des Passionswegs wurden Gebete gesprochen und Lieder gesungen. Gleichzeitig wurden via Lautsprecher in italienischer und in deutsche Sprache jeweils Informationen zu den jeweiligen Szenen mitgeteilt.