SOLINGEN (bgl) – Die Ankündigung der Kplus Gruppe, die St. Lukas Klinik bereits zum 1. Dezember zu schließen, ließ im Rathaus und im Solinger Klinikum sämtliche Alarmglocken läuten. Schließlich hatte man sich städtischerseits fest darauf eingestellt, erst ab dem 1. Januar die Schlaganfallversorgung für Solingen zu übernehmen, die dereinst die Lukas Klinik innehatte – und noch bis kommende Woche Donnerstag innehat. „Das Städtische Klinikum Solingen übernimmt zum 1. Dezember die Schlaganfallversorgung für Solingen und den südlichen Kreis Mettmann. Und das in breitem Einvernehmen mit dem Ministerium, den Krankenkassen und der Kplus Gruppe“, teilte am Dienstag Oberbürgermeister Tim Kurzbach in einem kurzfristig anberaumten Mediengespräch im Rathaus mit.
Personal und Material einsatzbereit
Ab dem 24. November und noch bis zum 30. November werden Schlaganfallpatienten notfallmäßig in der St. Lukas Klinik versorgt, von wo sie anschließend zur weiteren stationären Versorgung ins Klinikum überführt werden. Damit sei die uneingeschränkte Schlaganfallversorgung im Klinikum zum 1. Dezember sichergestellt. Eine zunächst angedachte Übergangszeit von rund 48 Stunden, in der benachbarte Kliniken die Schlaganfallversorgung übernehmen sollten, sei nun nicht mehr erforderlich.
Personal und Material stehen ab dem 1. Dezember im Klinikum Gewehr bei Fuß. Das habe man mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung bewerkstelligen können. „Man muss wirklich sagen, dass hier eine fast schon irre Situation entstanden ist. Dinge, die sich normalerweise in der Krankenhauslandschaft über Jahre entwickeln, mussten innerhalb von einem halben Jahr verändert werden“, sagte Prof. Dr. Martin Eversmeyer, Vorsitzender der Geschäftsführung des Klinikums.
Schlaganfallversorgung geht nahtlos zum Klinikum über
Die rund 100 Mitarbeiter der Neurologie haben somit am 30. November in der Lukas Klinik ihren letzten und am 1. Dezember im Klinikum ihren ersten Arbeitstag. „Die Versorgung geht dann nahtlos zu uns über, wenn die Lukas Klinik schließt“, so Eversmeyer weiter. Im Klinikum rechnet man zunächst mit zwei bis drei Schlaganfallpatienten innerhalb von 24 Stunden. Rund 1.000 Schlaganfallpatienten behandelte die Lukas Klinik jährlich. „Ab dem 1. Dezember wird es keine Möglichkeit der Behandlung mehr in der Lukas Klinik geben. Am 30. November wird der Wechsel dann mit der letzten Schicht in der Lukas Klinik vollzogen. Die Bevölkerung muss sich deshalb keine Sorgen machen“, betonte Prof. Dr. Martin Eversmeyer.
Im Klinikum habe man in den vergangenen Wochen enorm aufs Tempo gedrückt. Inzwischen seien die Betten da, auch ein Großteil der benötigten Geräte sei mittlerweile einsatzbereit am Platz. „Es wird aber eine zweite Phase geben, die etwa vor Weihnachten beginnen und sich noch in den Januar hineinziehen wird. Dann werden alle Baumaßnahmen, die jetzt interimsmäßig angelaufen sind, vollständig beendet sein werden. Die Situation wird sich also dann in einem zweiten Schritt einige Tage und Wochen später noch einmal verbessern“, erklärte Prof. Dr. Martin Eversmeyer.
Im Fokus bleiben die Neubaupläne im Klinikum
So werden Patienten und Besucher im Klinikum auch in Zukunft noch mit Baustellen leben müssen. Rund neun Millionen Euro haben allein die Maßnahmen der vergangenen Wochen gekostet. Das Land Nordrhein-Westfalen habe Stadt und Klinikum maßgeblich unterstützt, lobten die Verantwortlichen in Solingen unisono. Dennoch hofft man jetzt auf weitere Zusagen aus Düsseldorf. Denn derzeit arbeitet man an der Gotenstraße nur mit Zwischenlösungen. Stets im Blick bleiben die Neubauten eines Bettenhauses sowie weiterer Gebäude, die millionenschwer ins Kontor schlagen werden.
„Für das, was wir über diese Adhoc-Maßnahmen hinaus bauen und erweitern werden müssen, brauchen wir eine Antwort, so wie es zugesagt ist vom Ministerium. Und das noch deutlich vor Weihnachten. Wir müssten jetzt schon Entscheidungen treffen für einen großen Zusatzbau“, unterstrich Oberbürgermeister Tim Kurzbach die Dringlichkeit. Bis es soweit ist: „Die Fachleute, die in dieser Stadt bereitstehen, stehen kontinuierlich bereit. Nur an einem anderen Ort. Das galt es zu organisieren, auch mit der klaren Rückmeldung: Wir kriegen das hin“, sagte Gesundheitsdezernent Jan Welzel. Kein Thema mehr ist derweil die zunächst angedachte Weiterführung der Lukas Klinik per Ordnungsverfügung (wir berichteten hier).
Kooperation mit Kliniken in Remscheid und Mettmann
Darüber hinaus komme auch die Kooperation mit dem Evangelischen Krankenhaus Mettmann voran. Das Konzept werde zurzeit final unter allen Beteiligten abgestimmt. Das Klinikum soll ein ärztliches Team für die dortige Neurologie zur Verfügung stellen. Geplant ist demnach die Aufnahme von Schlaganfall- und anderen neurologischen Patienten ab April 2024. Auch hier sind Baumaßnahmen notwendig, die im 1. Halbjahr 2024 durchgeführt werden sollen, so dass ein Ausbau bis Mitte kommenden Jahres erfolgen wird.
Parallel wird es eine permanente teleradiologische Anbindung an das Klinikum geben, so dass die Schlaganfallpatienten an den Ort gebracht werden, wo die schnellste und optimale Behandlung gesichert ist. Gleichzeitig wurde ein Kooperationsvertrag mit dem Sana-Klinikum in Remscheid unterschrieben. Das Klinikum soll neuroradiologische Leistungen dort erbringen und damit die Schlaganfallversorgung auch an diesem Krankenhaus verbessern