SOLINGEN (sg) – Am Sonntag wurde die Ausstellung „Sehen was scheint“ von Michael Gatzke in der Galerie SK in den Güterhallen eröffnet.
Collagen: Sein und Schein
Die aktuelle Ausstellung in der Galerie der Solinger Künstler spielt ganz bewusst mit der Frage nach dem Sein und Schein. Setzt der Künstler Michael Gatzke in seinen Collagen doch seine abstrakten, „gefühlten“ Landschaften in einen krassen Gegensatz zu den detaillierten Figuren, die er in diese Landschaften hineinsetzt. „Das Verweben dieser starken Kontraste zwischen detailliert Figürlichem und abstrakter Umgebung schafft eine neue symbiotische Sichtweise, bei der die Summe mehr ist als die Teile“, erklärte Michael Gatzke bei der Ausstellungseröffnung.
„Jede Komposition ist zudem mit einer narrativen Dimension versehen, die den Betrachter in einen Bildraum führt, der eine atmosphärische und emotionale Aufladung erfahren hat“, so der Künstler weiter. „Die Arbeiten bleiben bewusst offen für Interpretationen und ermutigen den Betrachter dazu, seine eigene ‚Homestory‘ zu entdecken.“ Das Betrachten der Collagen wird so zu einer Frage nach dem Sein und Schein, nach Wahrheit und Interpretation.
Abstrakte Landschaft und Fotografie
Den Schwebezustand zwischen Sein und Schein erreicht Michael Gatzke zunächst durch die Erschaffung seiner abstrakt gestalteten Ahnungen einer imaginären Landschaft. Dazu arbeitet er mit unterschiedlichen Lackfarben, die sich vermischen oder sich abstoßen. „Ich arbeite in vielen Ebenen“, verriet der Künstler. Dabei spielt auch der Zufall eine gewisse Rolle. Erst, wenn er mit seiner Landschaft wirklich „fertig“ ist, beginnt die Suche nach den Figuren.
„Anfangs bin ich auf Flohmärkte gegangen, um meine Motive in Büchern zu suchen“, erzählte Michael Gatzke. Später hat er sich die Figuren aus dem Internet herausgezogen. Mittlerweile lässt er sie sich gerne von der KI erschaffen. „Ich brauche Ganzkörpermotive“, erklärte er. Inzwischen hat er sich einen großen Fundus von rund 300 Figuren angelegt, die bereits ausgeschnitten sind. Aus diesem Fundus schöpft er, legt sie auf seine Hintergründe und lässt es wirken. „Das ist ein langer Prozess“, sagte der Künstler.
Ist die figürliche Szene mit der abstrakten Landschaft verschmolzen, sucht sich Michael Gatzke noch einen Titel für sein Werk aus. „Auch da habe ich eine Liste, aus der ich schöpfen kann.“ Dieser Prozess dauert nicht ganz so lang, trotzdem lässt sich der Künstler Zeit, um den passenden Titel zu finden, einen Titel, der über das Bild hinaus zum Nachdenken anregt.
Nach dem Beruf ein Kunststudium
Michael Gatzke bezeichnet sich selbst als einen „Spätberufenen“. In seinem „ersten“ Leben war er Jurist und hat viele Jahre bei einer Versicherungsgesellschaft gearbeitet. Als er mit 57 Jahren in den Ruhestand ging, überlegte er, was er nun Sinnvolles mit seiner Freizeit anfangen könnte. Gemalt hat er immer gerne. „Also habe ich ein Kunststudium angefangen“, erzählte er. Und das hat er auch als Bachelor abgeschlossen.
Das Kunststudium hat sein künstlerisches Schaffen stark verändert. „Vor allem der Austausch schärft den Blick und ändert die Sichtweise“, erklärte er. Inzwischen ist er von Köln nach Leverkusen umgezogen, wo er sich ein eigenes Atelier eingerichtet hat. So kann er regelmäßig arbeiten. Jedes Jahr zeigt er seine Werke auf verschiedenen Ausstellungen, auch international. Die Ausstellung „Sehen was scheint“ in der Galerie SK ist die erste im näheren Umfeld seines Wohnortes. Neben den Collagen hat er auch einige ganz neue, abstrakte Werke mitgebracht, die von einer intensiven Energie beherrscht werden. Diese sind im Obergeschoss der Galerie zu sehen.
Öffnungszeiten
Die Ausstellung „Sehen was scheint“ ist bis zum 9. November in der Galerie SK, Alexander-Coppel-Str. 44 in den Güterhallen im Südpark zu sehen. Geöffnet ist sie jeden Mittwoch und Donnerstag von 17 bis 19 Uhr, Sonntag von 11 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr.