SOLINGEN (bgl) – Die Ökumenische Bahnhofsmission Solingen wurde im Jahre 2012 im Hauptbahnhof eingerichtet und ist inzwischen dort kaum mehr wegzudenken. Das belegt auch das nackte Zahlenwerk: Wurden 2015 noch rund 5.500 Menschen geholfen, waren es im Folgejahr bereits 3.000 mehr. Den Grund für diese enorme Steigerung von Hilfesuchenden konnten die Verantwortlichen am Montagmittag in den Räumen der Mission am Bremshey-Platz leicht ausmachen: Es wurde im gesamten Bahnhof mehr Präsenz gezeigt und man bot sich vielerorts als Ansprechpartner an. „Gleichzeitig haben wir dadurch auch neue Ehrenamtler bekommen können. Das ist eine Win-Win-Situation“, freute sich Dr. Christoph Humburg von der Caritas. Dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bahnhofsmission überhaupt in dieser Mannstärke auf den Bahnsteigen auf die Menschen zugehen können, ist auch ein Verdienst des Solinger Jobcenters, das mit den Trägern der Bahnhofmission, des Diakonischen Werkes des Evangelischen Kirchenkreises und der Caritas Wuppertal/Solingen, eng kooperiert.
Jobcenter bietet Langzeitarbeitslosen Perspektiven
In den Räumen der Bahnhofsmission wurde diese Zusammenarbeit jetzt erneuert und ein entsprechender Vertrag unterzeichnet. „Das ist eine sehr beliebte Maßnahme, die von unseren Kunden gerne angefragt wird. Aber man sollte schon etwas Stabilität mitbringen“, erklärte Mike Häusgen, Chef des Solinger Jobcenters. Insgesamt fünf Stellen in der Bahnhofsmission werden auch in diesem Jahr von Langzeitarbeitslosen im Rahmen von Förderungsmaßnahmen des Jobcenters besetzt werden. „Es geht darum, diesen Menschen eine Tagesstruktur und eine Aufgabe zu geben“, so Häusgen weiter. Derweil ist die personelle Unterstützung seitens des Jobcenters bei den beiden hauptamtlichen Mitarbeiterinnen der Bahnhofsmission hochwillkommen. Dazu kommen weitere ehrenamtliche Kräfte.
Menschen aus dem Bahnhofsumfeld suchen Hilfe
„Wir sind hier tatsächlich etwas mehr gefordert, uns auf den Bahnsteigen mit unseren blauen Westen zu zeigen“, berichtete Melanie Müller-Spahn, eine der beiden hauptamtlichen Kräfte. Da die Bahnhofsmission auf den Bremshey-Platz und nicht direkt in den Hauptbahnhof führt, müsse man mitunter auch Hilfe konkret anbieten. Die Angebote sind vielfältig. Menschen können sich in der Bahnhofsmission aufwärmen und dort einen Kaffee oder Tee trinken. Anderen wird beim Einsteigen in die Züge geholfen und auch Auskünfte – selbst zu den Fahrplänen und den Ticketautomaten – werden bereitwillig gegeben.
Bahnhofsmission vermittelt an Fachberatungsstellen weiter
In der Mission finden Hilfesuchende auch einen sozialen Anlaufpunkt und die Möglichkeit zum Gespräch. Und das wird längst nicht mehr nur von Reisenden oder im Bahnhof Gestrandeten in Anspruch genommen. Auch Obdachlose, Menschen aus der Trinker- oder der Drogenszene und sonstige Entwurzelte würden den Weg in die Bahnhofsmission finden. „Wenn es dann gewünscht wird, vermitteln wir an die Fachberatungsstellen weiter“, unterstrich Melanie Müller-Spahn. Eine gute Vernetzung sei sehr wichtig bei der täglichen Arbeit in der Bahnhofsmission.
Diese hat von Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. An den Wochenenden bleibt die Tür noch zu. „Es ist unser aller Wunsch, das Angebot auch auf die Wochenenden auszudehnen. Aber dazu bräuchten wir ganz einfach eine personelle Erweiterung“, erklärte Müller-Spahn.