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Solinger gedenken der Opfer von Holocaust und Naziherrschaft

Zahlreiche Menschen versammelten sich jetzt vor dem alten Hochbunker an der Malteser Straße, wo einst die Solinger Syangoge stand. Sie gedachten der Opfer von Holocaust und Naziverbrechen. (Foto: B. Glumm)

Zahlreiche Menschen versammelten sich jetzt vor dem alten Hochbunker an der Malteser Straße, wo einst die Solinger Syangoge stand. Sie gedachten der Opfer von Holocaust und Naziverbrechen. (Foto: B. Glumm)

SOLINGEN (bgl) – Es blieb nicht bei zerschlagenen Scheiben und verwüsteten Ladenlokalen. Und es bleib auch nicht bei angezündeten Synagogen. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 töteten die Nationalsozialisten gezielt Menschen. Meist waren die Opfer jüdischen Glaubens. Auch in der Klingenstadt waren in jener Nacht die braunen Mörderbanden unterwegs und verbreiteten Angst und Schrecken. Ihr erstes Opfer wurde Max Leven. Der Solinger Journalist wurde vor den Augen seiner Familie in seiner Wohnung von führenden Solinger Nationalsozialisten erschossen.

„Wir erinnern uns an die Nacht, in der die Shoa, der Holocaust begann, die mit der Ermordung von sechs Millionen europäischer Juden endete“, sagte Leonid Goldberg, Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal, in seiner Rede vor dem Hochbunker an der Malteser Straße. An dieser Stelle stand bis 1938 die Solinger Synagoge, bis die Nazis sie in jener unheilvollen Nacht in Brand setzten. Zahlreiche Menschen versammelten sich jetzt dort, um gemeinsam der Opfern von Nationalsozialismus und Holocaust zu gedenken.

Die Nationalsozialisten zerstörten die Solinger Synagoge an der Malteser Straße und errichteten an gleicher Stelle einen Hochbunker. Dort findet jedes Jahr am 9. November eine Gedenkveranstaltung an die Pogromnacht statt. (Foto: B. Glumm)

1933 lebten rund 220 Juden in Solingen – viele emigrierten

„Auch die Solinger Synagoge, die 1872 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung eingeweiht wurde, wurde von SA-Hooligans zerstört“, erinnerte Oberbürgermeister Tim Kurzbach in seiner Ansprache. Er appellierte an die zahlreich anwesenden Schülerinnen und Schüler, sich konsequent dem wieder erstarkenden Antisemitismus entgegenzustellen. „Die Wurzel des Antisemitismus ist der Hass auf Minderheiten. Die Feindbilder sind austauschbar. Wer Juden hasst, der wird wahrscheinlich auch Schwule, Behinderte, Muslime, Fremde oder Roma hassen. Oder Flüchtlinge“, meinte Kurzbach. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht ergriffen, lebten in Solingen rund 220 Juden. Sechs Jahre später brach der Zweite Weltkrieg aus und inzwischen war ein Großteil derer ausgewandert. Die noch in der Klingenstadt verbliebenen Juden wurden 1941 ins Ghetto Lodz und ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Mindestens 40 Solingerinnen und Solinger – andere Schätzungen gehen von 60 aus – wurden Opfer des Holocaust.

Leonid Goldberg ist Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal. Zu ihr gehören auch Solingerinnen und Solinger jüdischen Glaubens. Er beklagte eine zunehmende Dämonisierung des Staates Israel, den die jüdischen Gemeinden als direkte Folge in Form von Antisemtisimus zu spüren bekämen. (Foto: B. Glumm)

„Nur wenige hatten den Mut, sich dagegen zu wehren“

„Viele nichtjüdische Deutsche waren damals empört, angesichts dieser brutalen Gewalt. Manche konnten nicht glauben, dass diese Aktionen zum Teil organisiert worden waren. Aber leider haben nur sehr wenige Menschen den Mut aufgebracht, sich dagegen zu wehren“, sagte Leonid Goldberg in seiner Rede, der betonte, dass man nicht nur gedenkt, sondern auch mahnt. Mit Blick auf die Ereignisse damals und den Entwicklungen heute zog Goldberg ein ernüchterndes Fazit: „Leider muss ich feststellen, dass unsere Mahnungen nichts gebracht haben. Fast alljährlich spreche ich am 9. November vom ständig zunehmenden Judenhass, vom ständig zunehmenden Antisemitismus in Deutschland“, bedauerte Goldberg.

Eine mediale Dämonisierung des Staates Israel, befeuert von Teilen der Politik, sei dafür mitverantwortlich und würde den jüdischen Gemeinden in Deutschland das Leben schwer machen. „Wir beobachten das mit sehr großer Sorge“, machte Leonid Goldberg deutlich. Rabbiner Dr. David Vinitz von der Synagoge in Wuppertal sprach im Anschluss der Gedenkveranstaltung ein jüdisches Totengebet.

Jüdische Kultusgemeinde Wuppertal

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