SOLINGEN (mh) – „Kinder vertrauen dem Erwachsenen und denken, dass er alles richtig macht. Dabei bleibt oft die persönliche Auseinandersetzung auf der Strecke – aber die ist lebensnotwendig, auch wenn sie nicht immer harmonisch verläuft. Ein Kind braucht eine kompetente Persönlichkeit, die sich Gedanken darüber macht, was das Kind braucht, aber auch sie selbst.“
Wer braucht was
Das ist die Botschaft, die Andrea Daun, in ihren Schulungen und Seminaren vermittelt. Sie ruft die Eltern dazu auf, eine selbstbewusste Haltung zu zeigen. Seit acht Jahren arbeitet unsere Solingerin des Monats als Seminarleiterin für Familylab, eine unabhängige, internationale Organisation für Beratung und Kompetenzentwicklung in Familien, Kitas und Schulen.
Kinder sollen früh Eigenverantwortung übernehmen und Fehler machen dürfen. Grundsätzlich gilt: Für normale Entwicklungsschritte braucht es keine Belohnung – lediglich eine persönliche Rückmeldung. So bleiben Eigenmotivation und Lernbereitschaft erhalten. „Locken mit Belohnung und drohen mit Bestrafung ist der falsche Weg.“
Als Pädagogin und von Therapeut Jesper Juul ausgebildete Referentin betont sie die Bedeutung, Kindern eine Orientierung zu geben, aber auf eine Art, bei der die Integrität des Kindes nicht verletzt wird. Daun sieht auch, was viele überraschen wird, das Diskutieren und den Widerstand der Heranwachsenden als einen Vertrauensbeweis an. Wo sonst können sie sich einfach trauen, ihre Meinung zu sagen?
Im April 2017 war Andrea Daun zum ersten Mal in China, um dort fünf Tage in einem Institut mit Gruppen nach diesen Theorien zu arbeiten. „Ich möchte Menschen nicht belehren, sondern erreichen“ betont die Pädagogin ihre Intention. Es geht um die Haltung und den Respekt dem Kind gegenüber. Jeder möchte mit Respekt behandelt werden – ein Grundbedürfnis der Menschen.
Zweiter Besuch in Shanghai
Das Seminar hat in China großen Anklang gefunden. Andrea Daun erinnert sich gerne daran, mit welcher Freundlichkeit und Offenheit sie in dem Land aufgenommen wurde. Man schätzt dort ihre Arbeit sehr hoch ein. „Es gibt großen Handlungsbedarf“, erklärt Daun. „Die Suizid-Rate bei Kindern ist erschreckend hoch.“
In ein paar Tagen fährt die Pädagogin erneut nach Shanghai, um ein Team auszubilden. Künftig soll es dort neben ihr weitere Referenten geben. „Jeden Morgen gibt es ein Thema, das besprochen wird. Nachmittags folgt der praktische Teil, in dem gemeinsam erarbeitet und geübt wird, diese Punkte im Alltag umzusetzen“, erläutert sie ihr Programm. Im Dezember geht es dann nach Hongkong.
In ihren gefragten Kinderbüchern lädt die Amateurmusikerin und Autorin Kinder dazu ein, sich mit inneren Werten zu identifizieren: Liebe, Anerkennung, Vertrauen, Freundschaft. Als Pädagogin fordert sie die Erwachsenen ausdrücklich auf, Kindern die Möglichkeit zu geben, auch Gefühle wie Trauer zuzulassen und nicht durch Ablenkung zu vermeiden. „Auch mit diesen Gefühlen muss man umgehen können“, vertritt sie ihren Standpunkt.
Kinderbücher sehr gefragt
Wir werden Andrea Daun redaktionell auf ihrer Reise nach China begleiten und von ihren Erlebnissen und Erfahrungen berichten.