SOLINGEN (bgl) – Am Freitag hisste Oberbürgermeister Tim Kurzbach am Walter-Scheel-Platz direkt vor dem Rathaus gemeinsam mit Vertretern des „Runden Tisches gegen häusliche Gewalt“ die „Orange Day“-Flagge anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. „Rund 400 Einsätze wegen häuslicher Gewalt verzeichnen Polizei und Dienststelle Opferschutz jedes Jahr. Das sind genau 400 zu viel. Und fast immer sind es Frauen, die mindestens einmal oder regelmäßig körperliche oder sexualisierte Gewalt durch ihren Partner erleben müssen“, betonte der OB.
„Orange Day“ wird seit 22 Jahren begangen
Das unterstrich Sandra Ernst: „Opfer von Partnerschaftsgewalt sind zu über 80 Prozent weiblich“, so die stellvertretende Gleichstellungsbeauftrage bei der Stadt Solingen. In Solingen arbeiten eine ganze Reihe Akteure im „Runden Tisch gegen häusliche Gewalt“ seit inzwischen 20 Jahren eng zusammen. Durch die UN Vollversammlung wurde der 25. November zum Welttag „Internationalen Tag für die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ ausgerufen und vor 22 Jahren zum ersten Mal begangen.
In Deutschland erlebt jede vierte Frau mindestens einmal in ihrem Leben häusliche oder sexuelle Gewalt. „Das ,Zuhause´ sollte ein Raum der Geborgenheit und ein Zufluchtsort sein. Und kein Ort, an dem Gewalt ausgeübt wird und von dem man fliehen muss“, machte Tim Kurzbach deutlich. Im Jahr 2020 wurden in Deutschland 139 Frauen durch Gewalt in der oder nach einer Partnerschaft getötet. Im gleichen Zeitraum starben 30 Männer durch partnerschaftliche Gewalt.
Femizide werden in Deutschland statistisch nicht erfasst
Erschreckende Zahlen. „Das BKA erfasst bislang nicht die Zahlen weiblicher geschlechtsbezogener Getöteter außerhalb intimer Beziehungen. Das sind die sogenannten Femizide. Erfasst werden nur diejenigen Fälle im Kontext Partnerschaft“, zeigte Sandra Ernst auf und fordert, dass hier ein Umdenken stattfinden müsse. Denn in anderen Ländern würden Femizide als solche längst statistisch erfasst.
In der ergangenen Woche fanden in Solingen eine ganze Reihe von Aktionen und Ausstellungen zum Thema statt. Unter anderem wurde im Klinikum und in weiteren Institutionen das Projekt der anonymen Spurensicherung vorgestellt. Mit dem hissen der „Orange Day“-Flagge möchte das Rathaus weithin sichtbar auf die Missstände und den Themenkomplex hinweisen.
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