SOLINGEN (bgl) – Die Ankündigung des Solinger Klinikums, ab dem kommenden Jahr in Solingen eine eigene Schlaganfallversorgung mit Stroke Unit aufzubauen, sorgte in dieser Woche auch für viele Fragezeichen. Denn einerseits legte Klinikum-Geschäftsführer Prof. Dr. Martin Eversmeyer am Montag im Rahmen eines Mediengesprächs nachvollziehbar dar, aus welchen Gründen man diesen Schritt gehen und welche Maßnahmen man diesbezüglich ergreifen wolle (wir berichteten hier). Das alles würde in enger Absprache mit dem NRW-Gesundheitsministerium stattfinden, macht man seitens des Klinikums deutlich.
Welche Stroke Unit bekommt den Zuschlag?
Auf der anderen Seite steht die Kplus Gruppe, die im Juni bekanntgab, die St. Lukas Klinik zu schließen und die dortige Stroke Unit nach Hilden verlagern zu wollen (wir berichteten hier). Man pocht unverändert auf einen Auftrag für eine Schlaganfallversorgung auch für Solingen. Kplus sei diesbezüglich ebenfalls mit dem Ministerium in Gesprächen und habe „positive Signale“ vernommen. Stand also jetzt: Auf dem Papier übernehmen zwei Stroke Units, eine im Klinikum, die andere im St. Josef Krankenhaus in Hilden, die Schlaganfallversorgung für Solingen ab Januar 2024. Sowohl die Kplus Gruppe als auch das Klinikum würden diesbezüglich in Gesprächen mit dem NRW-Gesundheitsministerium stehen.
Wenn das noch nicht für Verwirrung genug sorgt: Das Klinikum teilte am Montag mit, dass neben Dr. Hannes Nordmeyer, Leiter der Neuroradiologie der radprax-Dependance in der Lukas Klinik, auch Prof. Dr. Marcel Dihné, Chefarzt der Neurologie der St. Lukas Klinik, im Klinikum einen Chefarztvertrag unterschrieben haben soll. Die beiden Mediziner sollen demnach im neuen Jahr im Klinikum eine Neurologie und eine Neuroradiologie aufbauen. Seitens der Kplus Gruppe wurde im Zuge der Veröffentlichung dieser beiden Personalien mitgeteilt, dass dem Haus zumindest von Prof. Dr. Marcel Dihné noch keine Kündigung vorliege.
Stellungnahme des NRW-Gesundheitsministeriums
Um diese vertrackte Informationslage etwas zu lichten, haben wir uns direkt an das NRW-Gesundheitsministerium mit der Bitte um Stellungnahme gewandt. Das Ministerium antwortete prompt, lässt sich bei der Krankenhausplanung aber nur wenig in die Karten schauen. „Über die Schlaganfallversorgung gibt es eine gemeinsame Grundverständigung zwischen dem städtischen Klinikum Solingen und der Kplus Gruppe als Träger der St. Lukas Klinik in Solingen sowie des St. Josef Krankenhaus in Haan und des St. Josefs Krankenhaus in Hilden. Diese sieht zukünftig eine Schlaganfallversorgung an den Standorten des städtischen Klinikums Solingen und am St. Josefs Krankenhaus Hilden vor“, teilt das Ministerium aus Düsseldorf mit.
Unter anderem diese Pläne sollen im Rahmen eines regionalen Planungsverfahrens durch das Land geprüft werden, das in der zweiten Jahreshälfte 2023 durchgeführt werden soll, so das Ministerium weiter. „Krankenhäuser, denen Versorgungsaufträge erteilt werden, müssen im Rahmen des Planungsverfahrens nachweisen, dass sie die Qualitätskriterien (z.B. die apparative und personelle Ausstattung) nach dem Krankenhausplan Nordrhein-Westfalen 2022 erfüllen.“ Über eben jene „apparative und personelle Ausstattung“ verfügt die Kplus Gruppe in Ohligs, das alles soll nach Hilden umziehen. Gleichzeitig teilt das Klinikum mit, dass man entsprechendes Großgerät anschaffen wolle und 200 neue Stellen im Klinikum entstehen sollen.
„Wirtschaftlich langfristig tragfähige Strukturen“
Das Ministerium weiter: „Ob und inwiefern eine finanzielle Unterstützung des Landes hinsichtlich der durch die Veränderung der Krankenhauslandschaft entstehenden Investitionskosten möglich ist, wird im Rahmen des Planungsprozesses durch das Land geprüft. Das Land wird Versorgungsaufträge nur für zukunftsfähige Krankenhausstrukturen erteilen und die anstehenden Veränderungen nur dann mit Haushaltsmitteln unterstützen, wenn medizinisch sinnvolle und wirtschaftlich langfristig tragfähige Strukturen geschaffen werden.“
Es wird also die zweite Jahreshälfte zeigen, ob die Kplus Gruppe, derzeit im Schutzschirmverfahren, und/oder ein im Umbau befindliches Klinikum für „zukunftsfähige Krankenhausstrukturen“ und „wirtschaftlich langfristig tragfähige Strukturen“ sorgen können. Wir berichten weiter.