SOLINGEN (mh) – Die Proben laufen auf Hochtouren. Das Tanzensemble „Meine Zeit – ein Raubtier“ bereitet sich auf seine Premiere am 22. Februar im Theater und Konzerthaus vor. Präsentiert wird das neue Projekt „Glück“.
Beschwingt schweben die Mitglieder des Ensembles in ihren roten Gewändern im Raum umher, mit Luftballons, die das Gefühl von Leichtigkeit symbolisieren. Zu Led Zeppelins „Kashmir“ lassen sie sich auf ihren Stühlen nieder, die Arme wie Vogelschwingen bewegend – alles luftig und leicht, eben glückselig. Bis eine Tänzerin (Renate Kemperdick) im schwarzen Gewand auftaucht und mit einer Nadel auf die Ballons einsticht. Das Glück ist dahin. Auch der „Lach-Chor“, eine mehrfach wiederkehrende Sequenz im Stück, wirkt durch seine kraftvolle Darbietung und Lautstärke eher bedrohlich als harmonisch.
Lach-Chor wirkt bedrohlich
Das Glück kommt und geht, unerwartet, unverhofft – und ist ebenso schnell wieder fort. Wo suchen die Tänzerinnen und Tänzer denn ihrerseits nach Glück oder was empfinden sie als solches? „Unsere Gruppe ist einfach toll. Wir unterstützen uns gegenseitig, die harmonische Zusammenarbeit ist großartig“, so die übereinstimmende Meinung. „Durch das Zusammensein mit den anderen habe ich das Glück auch in kleinen Sachen erfahren“, äußert sich eine der Teilnehmerinnen. Eine andere ist glücklich darüber, im Ensemble so sein zu können, wie sie ist. Vor allem die Mischung aus Kraft, Koordination und Ausdauer, gepaart mit der Möglichkeit, sich selbst auszuprobieren, weckt Begeisterung. „Wir können ganz spontan tänzerisch aus uns herausgehen, sind im geschützten Raum.“ Sie suchen nach kreativen Methoden im körperlichen und geistigen Ausdruck. Dadurch entwickeln die 21 Tänzerinnen und Tänzer eine einzigartige Choreografie aus selbst kreierten und vorgegebenen Figuren.
Mitglied Karla Janke-Butterfield meint dazu: „Ich finde es faszinierend, wie weit man seinen Körper beherrschen kann. Man kann sich von innen her öffnen und sich fragen, ob man ehrlich mit dem ist, was man tut? Es geht nicht darum, wie man nach außen wirkt.“ Sie mag diese Kombination aus Tanz und Theater. „Man kann an seiner eigenen kleinen Choreografie arbeiten, bis sie stimmig ist.“ Es ist ein Ort stetiger Entwicklung. Und Vitalität ist schließlich keine Frage des Alters.
Natürlich gibt es immer mal wieder Blockaden. Situationen, in denen einfach keine Einfälle kommen. Doch durch die Musik, einen flüchtigen Gedanken oder auch einen Gegenstand, der gerade griffbereit ist, entstehen plötzlich wunderbare Ideen. Kombiniert mit Schritten oder Figuren aus früheren Stücken geht es plötzlich wie von selbst weiter.
Ein Ort stetiger Entwicklung
Renate Kemperdick, Tänzerin, Schauspielerin und Tanz-Sozialtherapeutin, meint dazu: „Letztendlich entsteht eine große Mischung. Das Thema geben wir vor, ebenso verschiedene Einzelelemente. Dabei greifen wir zeitweise auch auf Varianten früherer Stücke zurück. Es ist sehr spannend zu sehen, was die Tänzer daraus ihrerseits entwickeln. So profitieren alle davon.“
Das Tanztheater 55+ besteht jetzt seit etwa vier Jahren. Ein großer Teil der Mitglieder von 55 bis 72 Jahren ist von Anfang an dabei. Sie kommen nicht nur aus Solingen, sondern auch aus Remscheid, Wuppertal, Wermelskirchen, Burscheid und Düsseldorf. Sie trainieren drei Mal pro Woche für etwa drei Stunden. „Es ist spannend und interessant zu erleben, wie aus einzelnen Bestandteilen und Ideen letztendlich eine gemeinsame Bühnenshow entsteht“, findet Kemperdick. Neben ihrer tänzerischen Aktivität unterstützt sie Choreograf und Regisseur Marcus Grolle bei der künstlerischen Leitung. „Wir haben Musikstücke aus den 70er Jahren ausgesucht, unter anderem Led Zeppelin, Deep Purple und Pink Floyd“, verrät der Choreograf. Das Duo lässt den Akteuren viel Raum für eigene Interpretationen und Kreativität. Künstler Stephan Haeger unterstützt das Ensemble mit Beleuchtung und Technik.
Für das Plakat haben die Organisatoren ein höchst passendes Symbol gewählt: Die Maneki-neko oder Winkekatze ist ein beliebter und weit verbreiteter Glücksbringer und sorgt für Glück und Wohlstand. Nur die Finanzierung des Projektes war nicht vom Glück gesegnet. In diesem Jahr wurden keine Fördergelder bewilligt. Daher gibt es nur eine einzige Aufführung – am 22. Februar im Pina-Bausch-Saal des Theaters und Konzerthauses. Veranstalter ist die Cobra in Zusammenarbeit mit dem Kulturmanagement und der Bergischen Volkshochschule. Tickets gibt es im Vorverkauf und an der Abendkasse zum Preis von 13 €.
Weitere Mitglieder gesucht
Wer sich selbst einmal tänzerisch ausprobieren möchte, kann sich mit der Cobra unter 0212 331222 oder per Mail in Verbindung setzen. Neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter für 55+ werden gerne gesehen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.