SONNTAG (mh) – Der Samstag stand ganz im Zeichen des Tarot. Die Mitglieder des Solinger Tarothauses hatten wieder zur TarotCon eingeladen. Im Alten Stellwerk trafen sie sich mit anderen Standortmitgliedern zu einem regen Austausch.
Unfallbedingt konnte Steph Engert, die Leiterin des Solinger Tarothauses, nicht teilnehmen. Saga Grünwald übernahm die Aufgabe der Moderation. „Die Tradition ist im Tarot sehr wichtig“, betonte sie, „doch auch der Innovation kommt eine große Bedeutung zu.“ Auf diese Innovation war die diesjährige Convention ausgerichtet.
Bedeutung der Innovation im Tarot
Mit der 10-Minuten- und der 3-Minuten-Methode zeigte Silke Schorn vom Solinger Tarothaus, dass Tarot nicht nur etwas für Experten ist. Auch Einsteiger können auf diese Weise schnell ihre Karten deuten. Diese Methoden sind von Marcus Katz und Tali Goodwin von Tarot Professionals aus England entwickelt. Sie sind eine gute Grundlagen für praktische Übungen.
„Mir gefallen diese Methoden besonders gut“, sagte Silke Schorn. „Ich habe dadurch erfahren, dass ich mich nicht an Büchern ausrichten muss, um die Karten zu verstehen. Es geht auch anders.“ Dann brachte sie ein Zitat von Marcus Katz: „Tarot zu lernen ist eine Lebensaufgabe. Du arbeitest 30 Jahre, bis du meinst, dass du es wirklich kannst.“ Er weiß, wovon er spricht.
Die 3-Minuten-Methode kurz erläutert:
Man legt drei Karten – die erste stellt die Herausforderung dar, die zweite die Ressource, die dritte die Lektion. Wer oder was fordert mich heraus? Welche Ressourcen kann ich dabei nutzen? Was lerne ich daraus? Schorns Erläuterungen hörten sich einfach an. Da wollten die Teilnehmer natürlich auch probieren. In kleinen Gruppen versuchen sie sich an den Deutungen.
Methoden der schnellen Deutung
Im Anschluss an diese praktische Übung gab Saga Grünwald, Druidin im Order of Bards, Ovates and Druids, und ebenfalls Mitglied der Tarosophy Tarot Association und des Tarothauses in Solingen, einen kurzen Überblick über das Druidentum. „Die Druiden arbeiteten nicht mit Tarotkarten, sondern nutzten für ihre Weissagung die Wolken und das Feuer.
Heutzutage verwenden sie gern das von Philip Carr-Gomm entworfene DruidCraft, das das Druidentum mit der Wicca-Bewegung verbindet.“ Grünwald schilderte, wie sich in diesem Deck der Jahreskreis mit den Sonnen- und Mondfesten widerspiegelt. Die Besucher erfuhren vom Mythos von Cerridwen und Taliesin. Das zweite vorgestellte Deck, das Wildwood-Tarot, führt mit archetypischen Wesen auf eine spirituelle Reise in die Welt der alten Mysterien.
Nach einer Pause nahm Nora Huszka, Künstlerin und Herausgeberin des preisgekrönten Gypsy Palace Tarot-Decks, die Teilnehmer mit Hilfe einer Portallegung auf eine mythische Reise. Eine Portallegung ist eine Tarosophy Methode zur Selbsterfahrung, ebenfalls von Katz und Goodwin entwickelt. Sie verbindet Legungen mit praktischen Schritten und wird normalerweise über einen längeren Zeitraum durchgeführt.
Huszka setzte hierzu das von ihr und Steph Engert gemeinsam entwickelte Starlight Dragon Tarotdeck ein. das 2016 beim Tarosophists Annual Tarot & Divination Award Sieger in der Kategorie „Innovation in Tarotdesign“ war.
Tarot und Druidentum
Per Video meldete sich Marcus Katz und stellte das neue Kickstarter-Projekt „Akartia“ für eine interaktive Community-Website vor. Eine Seite für Praxis und Austausch, zum Lernen, mit einem Spiel um eine mystische Reise, einer App mit Augmented Reality (computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung) und noch vielen anderen Möglichkeiten.
Daniela Abend, Tarotmitglied aus Mönchengladbach, beschrieb anhand des Dark Goddess Tarot von Ellen Lorenzi-Prince Möglichkeiten der Transformation durch die dunkle Göttin. Abend befasst sich seit einigen Jahren mit der Schattenarbeit nach C. G. Jung. Die 78 Karten zeigen alte Göttinnen, die jeweils für einen Teil in uns selbst stehen. Alle sind gleichwertig.
Abend schilderte den Mythos der beiden Schwestern Ereschkigal, Herrin der Unterwelt, und Inanna, Göttin der Liebe. Ein sehr lebendiger, anschaulich dargelegter Vortrag, bei dem Daniela Abend auch eigene Erfahrungen einfließen ließ. „Es ist ein spannender Prozess, auf den man sich einlässt. Moderne Menschen planen ja mit Vorliebe. Hier aber begibt man sich auf unbekanntes Terrain.“
Schattenarbeit nach C. G. Jung
Die TarotCon endete mit einem Vortrag über die Entwicklung eigener Rituale. Tarot spricht durch Symbole das Unterbewusstsein an. Nachhaltige Veränderungen in unserem Leben können nur gelingen, wenn das eigene Unterbewusstsein erreicht wird. Zum Abschluss ein Zitat von Steph Engert: „Die Karten sind immer voller Möglichkeiten.“