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Tierheim Solingen: Belastungsgrenze ist überschritten

Unermüdlich setzt sich Andrea Kleimt für die Tiere ein. Die enorme Belastung des Tierheims macht ihr große Sorgen. Doch kein Tier soll ohne Hilfe bleiben. (Foto: © Martina Hörle)

Unermüdlich setzt sich Andrea Kleimt für die Tiere ein. Die enorme Belastung des Tierheims macht ihr große Sorgen. Doch kein Tier soll ohne Hilfe bleiben. (Foto: © Martina Hörle)

SOLINGEN (mh) – Im Tierheim Solingen leben unzählige Hunde, Katzen, Vögel, Kaninchen und andere Kleintiere, die auf ein neues Zuhause warten – doch die aktuelle Situation im Heim ist alles andere als rosig. „Die Belastungsgrenze ist überschritten“, sagt Andrea Kleimt, die 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins Bergisch Land e.V. und Leiterin des Tierheims. Der Platz ist restlos überfüllt; statt der vorgesehenen 40 Katzen werden derzeit mindestens 50 Tiere beherbergt.

Neben den zur Vermittlung anstehenden Hunden leben hier auch zwölf Vierbeiner, die aus unterschiedlichen Gründen nicht vermittelt werden können. Zwei von ihnen leiden beispielsweise unter schweren Hüftproblemen. Die Kosten für die anfallenden Operationen würden in den fünfstelligen Bereich gehen – Summen, die das Tierheim schlichtweg nicht stemmen kann. Bis zu der Gebührenordnung vor zwei Jahren waren die Tierärzte in der Kostengestaltung dem Tierheim gegenüber etwas freier. Das ist jetzt nicht mehr möglich.

Enorme Belastung im Tierheim

Andrea Kleimt ist überzeugt: „Wenn nicht jeder Verein die Erlaubnis hätte, Tiere aus dem Ausland zu holen, wären wir nicht derart überfüllt. Zuerst werden die Hunde zwar hier vermittelt, aber wenn es zu Problemen kommt, werden sie nicht wieder zurückgenommen. Über kurz oder lang landen sie dann bei uns.“ Wenn ein Verein die Rücknahme nicht garantieren kann, soll er auch keine Genehmigung bekommen, findet Kleimt.

Oftmals ist es unerwünschtes Verhalten, das dazu führt, dass Tiere im Tierheim landen. „In den meisten Fällen liegt das Problem jedoch in der fehlenden oder falschen Erziehung durch den Besitzer“, erklärt sie weiter. Auch „dringende“ Anrufe sind nicht selten. Da heißt es, man müsse am nächsten Tag umziehen und dürfe das Tier nicht mit in die neue Wohnung nehmen. „Es ist schockierend zu sehen, wie viele Menschen bereit sind, ihre Verantwortung abzugeben“, schüttelt Kleimt verständnislos den Kopf. Doch trotz dieser frustrierenden Realität bleibt das Tierheim standhaft: „Wir lassen kein Tier ohne Hilfe.“

Das Tierheim ist personell und finanziell am absoluten Limit. Jede Hilfe ist willkommen. (Archivfoto: © Martina Hörle)

Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass ein Anspruch darauf besteht, sein Tier ins Tierheim zu bringen. Anders sieht es bei Fundtieren oder Tieren aus Sicherstellung aus. Fundtiere gelten als Fundsache. Daher sind Städte und Gemeinden verpflichtet, sich darum zu kümmern. Da in den meisten Fällen jedoch keine Möglichkeit besteht, sie unterzubringen, gegen sie diese Aufgabe an die entsprechenden Tierheime weiter. Kommen die Tiere aber durch eine Sicherstellung von Seiten des Veterinäramtes ins Heim, werden dem Tierheim die Kosten ersetzt. Es sei denn, der Vorbesitzer verfügt über keinerlei finanzielle Mittel. Dann geht die Finanzierung zu Lasten des Steuerzahlers.

Kein Anspruch auf Tierabgabe

Ein weiterer besorgniserregender Aspekt ist die unzureichende Einhaltung der Kastrations- und Chippflicht in Solingen. Die Katzen vermehren sich unkontrolliert und kommen meist als Abgabefunde ins Tierheim. Kann der Halter ermittelt werden, wird er von der Meldung an das Ordnungsamt in Kenntnis gesetzt. In welchem Umfang dieses dann tätig wird, kann im Tierheim niemand sagen.

Seit Monaten versucht man, das Katzenhaus zu renovieren und zu erweitern. Dafür müssen die dort lebenden Tiere umquartiert werden. Derzeit laufen Gespräche mit einem Architekten wegen einer Containerlösung. Seitens der Brandschutzverordnung sind etliche Auflagen zu erfüllen. Auch personell fehlt es an allen Ecken und Kanten.

Ralf Hauer wird im kommenden Jahr den Vorsitz des Tierschutzes übernehmen. Andrea Kleimt geht dann in den Ruhestand. (Foto: © Martina Hörle)

Die finanziellen Belastungen sind erdrückend. Die Stadt Solingen hat ihre jährliche Kostenbeteiligung zwar auf 95.000 Euro erhöht, doch diese Summe reicht bei weitem nicht aus, um die ständig steigenden Futter- und Tierarztkosten zu decken. Die Unterstützung durch die Gerd-Kaimer-Bürgerstiftung war eine willkommene Hilfe bei baulichen Angelegenheiten und beim Erwerb eines neuen Transporters. Doch die explodierenden Energiekosten sowie Futter- und Behandlungskosten müssen anderweitig gedeckt werden.

Kapazitäten erschöpft

Im kommenden Sommer geht die Vereinsvorsitzende nach mehr als 20 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand. Einen Nachfolger für den Bereich des Tierschutzes hat sie bereits gefunden. Ralf Hauer, Vereinsmitglied und ehrenamtlicher Gassigänger, freut sich schon auf seinen neuen Aufgabenbereich. Die Leitungsstelle des Tierheims wird zu gegebener Zeit ausgeschrieben. Wer die Nachfolge Kleimts antritt, entscheidet dann der Vorstand des Vereins.

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