SOLINGEN (mh) – Jeden Morgen ertönt der typische Ruf der Kraniche. Sobald die beiden Mandschurenkraniche das Außengelege der Anlage betreten, erfolgt das klassische Balzritual. Dabei trippelt das Männchen sehr elegant, verbeugt und streckt sich, breitet seine Flügel aus. Auch kleine Stöcke, Steinchen und abgefallene Baumrinde werden gesammelt und der Partnerin als Geschenk zugeworfen. Den Ruf lassen die beiden auch ertönen, wenn die Zugvögel im Frühjahr und im Spätherbst über das Gehege hinwegziehen.
Balzritual zur Begrüßung
Das Männchen lebt seit etwa 4-5 Jahren hier im Vogel- und Tierpark, das Weibchen kam im vorigen Jahr hinzu. Vor einiger Zeit war seine Partnerin verstorben. Ein halbes Jahr war er allein, bis es endlich wieder eine neue Gefährtin für ihn gab. Sofort blühte das Männchen auf. Sein Glück war ihm deutlich anzumerken. Die beiden verstehen sich prächtig. Deshalb hoffen die Mitarbeiter des Vogelparks in diesem Jahr auf Nachwuchs.
Insekten, Würmer, Eidechsen gibt es in ausreichendem Maße auf der Anlage zu finden. Alles Weitere gibt es als Zufütterung von den Tierpflegern. Der kleine Teich wird zwar in erster Linie zum Baden genutzt, aber ab und zu dient er trotz anderer Möglichkeiten als Trinkwasser.
Ein ausgewachsener Mandschurenkranich erreicht eine Höhe von 1,50 cm und ein Gewicht von bis zu 10 kg. Imposant ist seine Flügelspannweite von 2,20 cm. Bemerkenswert sind auch die immens langen Beine und der lange spitze Schnabel, der perfekt an die Jagdtechniken in freier Wildbahn angepasst ist. Im Alter von zwei Jahren bekommen die Tiere ihr weiß-schwarzes Federkleid und das auffallende rote Krönchen, was ihnen auch den Namen „Rotkronenkranich“ eingebracht hat. Die Lebenserwartung dieser Tiere liegt bei 30 Jahren. In freier Wildbahn kann sie um ein Vielfaches höher sein.
Auffallendes rotes Krönchen
Ein Mandschurenkranich-Weibchen legt meist zwei Eier, die sie etwa 25-35 Tage bebrütet. Das Männchen sorgt für die Verpflegung. Beide kümmern sich nach dem Schlüpfen gemeinsam neun Monate um den Nachwuchs. Der Balztanz dient nicht nur der Partnersuche, sondern auch der Bindung zueinander. Die Paare bleiben ein Leben lang zusammen. Ihr Paarungsakt ist einer die aufwändigsten in der Natur. Der Fortpflanzungszyklus ist recht langsam. Die Kraniche nisten nur einmal im Jahr. Mandschurenkraniche wurden lange Zeit gejagt und fast ausgerottet. Heute steht diese Rasse unter strengem Schutz.
In Japan wird der Mandschurenkranich als Nationalvogel verehrt. Er gilt als Vogel des Glücks und der Unsterblichkeit und gilt als Vorbote des Frühlings. Wir alle kennen das unbeschreibliche Empfinden, wenn nach langem Winter die Kraniche am Himmel zu hören und zu sehen sind. Dann ist der Frühling nicht mehr weit.
Nationalvogel in Japan
In der japanischen Papierfalttechnik Origami ist der Kranich eines der beliebtesten und bekanntesten Faltmotive. Eine Legende besagt, dass derjenige, der 1.000 Kraniche gefaltet hat, einen Wunsch an die Götter frei hat.