
SOLINGEN (mh) – Im Herzen des Vogelparks leben zwei bemerkenswerte Greifvogelarten, die nicht nur durch ihre beeindruckende Erscheinung bestechen, sondern auch durch ihre einzigartigen Lebensweisen und kulturellen Bedeutungen. Der Turkmenische Uhu stammt ursprünglich aus Holland, lebt aber schon seit vielen Jahren im Solinger Vogel- und Tierpark. In den letzten fünf Jahren war er jedoch allein, nachdem sein Weibchen an einem Nierentumor verstarb. Die beiden Uhus wurden liebevoll „Pritt“ und „Stift“ genannt, eine Anspielung auf den bekannten Klebestift. Wegen seines fortgeschrittenen Alters wurde entschieden, keine neue Partnerin zu suchen.
Der Turkmenische Uhu – ein majestätischer Jäger
Dieser Uhu ist ein wahres Unikat unter den Greifvögeln. Es wird vermutet, dass es sich um einen Mischling handelt. Seine Größe ist für einen Turkmenischen Uhu etwas zu groß und für einen Europäischen Uhu zu klein. In freier Wildbahn kann der Turkmenische Uhu bis zu 25 Jahre alt werden, während er in Zoos oder Tierparks sogar das doppelte Alter erreichen kann. „Stift“ ist inzwischen sogar 47 Jahre.
Mit einer beeindruckenden Flügelspannweite von 150 bis 180 cm zieht der männliche Uhu (Terzel) alle Blicke auf sich. Seine großen orangefarbenen Augen und die auffälligen Federohren verleihen ihm ein majestätisches Aussehen. Diese Merkmale sind nicht nur ästhetisch, sie sind auch funktional. Die orangefarbenen Augen deuten darauf hin, dass der Uhu ein nachtaktiver Vogel ist. Mit den überaus weichen und doch stabilen Federn gleitet er lautlos und präzise durch die Luft.

Das Federkleid reicht bis zu den Füßen, die der Uhu beim Baden gerne ins Flachwasser taucht und dann genießerisch plantscht. Doch er liebt es auch, sich vom Regen berieseln zu lassen.
Die Ernährung des Uhus besteht hauptsächlich aus kleinen Säugetieren wie Ratten, Mäusen und Kaninchen. Seine scharfen Krallen und sein kräftiger Schnabel ermöglichen es ihm, seine Beute effizient zu fangen. Der imposante Greifvogel ist ein so genannter Grifftöter, der mit seinen kräftigen Krallen seine Beutetiere mühelos töten kann. Im Vogelpark erhält er jedoch Eintagsküken sowie gelegentlich Mäuse oder Meerschweinchen als Futter. Die Pflege dieser Tiere erfordert besondere Aufmerksamkeit. So muss beim Verfüttern von Täubchen beispielsweise der Kropf sorgfältig entfernt werden, um Infektionen zu vermeiden.
Symbol für Weisheit und Intuition
Uhus leben monogam und bauen keine Nester. Stattdessen legen sie ihre Eier in Felsnischen oder Höhlen ab. Nach dem Schlüpfen öffnen die Jungtiere nach etwa einer Woche ihre Augen und beginnen bald darauf mit ersten Erkundungen ihrer Umgebung.
Kulturell spielte der große Jäger in vielen Traditionen eine bedeutende Rolle. In der ägyptischen, keltischen und hinduistischen Mythologie galt er als Beschützer der Unterwelt und des Todes. In Literatur und Kunst symbolisierte er oft Weisheit, Intuition und die Fähigkeit, Verborgenes zu erkennen.

Im Gegensatz zum majestätischen Uhu wird das zweieinhalb Jahre alte Steinkauz-Weibchen schon bald wieder einen neuen Partner bekommen. Mit seinem dichten braunen Gefieder ist der kleine 21-23 cm große Greifvogel perfekt an seine Umgebung angepasst. Seine Tarnung ermöglicht es ihm, sich vor Fressfeinden zu verstecken.
Der Steinkauz – Mini-Eule mit großer Bedeutung
Steinkäuze sind tagaktiv, worauf schon die gelben Augen hindeuten, und haben eine durchschnittliche Lebensdauer von etwa 20 Jahren. Sie brüten meist in Baumhöhlen und legen bis zu vier Eier aus, die das Weibchen allein ausbrütet, während das Männchen für die Nahrung sorgt. Interessant ist die Gestaltung der Höhle, die über eine Art Flur mit Biegung verfügt. Auf diese Weise kommen andere Tiere nicht an das Gelege heran.
Die Ernährung der Mini-Eule umfasst neben Mäusen auch Insekten – allerdings mit Vorsicht. Zu viele Insekten können bei diesen kleinen Vögeln Gicht verursachen. Ihre Jagdmethode unterscheidet sich von der des Uhus: Während sie ihre Beute nicht mit Krallen töten können, nutzen sie ihren Schnabel oder lassen ihre Beute aus dem Flug heraus fallen.

Historisch gesehen wurden Steinkäuze seit dem Mittelalter als Totenvögel verfolgt. Jedoch galt er bei den alten Griechen als Lieblingsvogel von Pallas Athene, der Göttin der Weisheit – was sich auch in seinem wissenschaftlichen Namen „Athene noctua“ widerspiegelt.
Auswilderung auf Obstbaumwiesen
Ein spannendes Projekt steht bevor: Die nächsten Jungtiere sollen im Rahmen eines Aussiedlungsprojekts auf Obstbaumwiesen angesiedelt werden. Mobile Volieren werden in geeignete Gebiete transportiert, wo die jungen Käuze reichlich Nahrung finden können – eine wichtige Maßnahme zum Schutz dieser bedrohten Art, deren Lebensraum durch Flurbereinigungen gering geworden ist.
Sowohl der Turkmenische Uhu als auch der Steinkauz sind nicht nur faszinierende Greifvögel, sondern spielen auch eine entscheidende Rolle in ihren Ökosystemen. Besucher des Parks haben die Möglichkeit, mehr über diese wunderbaren Geschöpfe zu erfahren und deren Schutz aktiv zu unterstützen.