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Traumberuf Tierpfleger – Ausbildung im Vogelpark Ohligs

Der Vogelpark in Ohligs ist ein großartiger Ausbildungsbetrieb. Die Azubis werden in alle Tätigkeiten einbezogen. Das Auskratzen der Hufe gehört auch dazu. (Foto: © Martina Hörle)

Der Vogelpark in Ohligs ist ein großartiger Ausbildungsbetrieb. Die Azubis werden in alle Tätigkeiten einbezogen. Das Auskratzen der Hufe gehört auch dazu. (Foto: © Martina Hörle)

SOLINGEN (mh) – Der Vogelpark Ohligs ist nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel für Tier- und Naturfreunde, sondern auch ein angesehener Ausbildungsbetrieb für angehende Tierpfleger. Hier beginnt der Arbeitstag bereits um 7 Uhr, lange bevor die Tore für die Besucher öffnen. Die ersten Stunden sind gefüllt mit einer Vielzahl an Aufgaben, die sicherstellen, dass der Park in bestem Zustand ist und die Tiere optimal versorgt werden.

„Gerade auf Sauberkeit und Hygiene legen unsere Besucher großen Wert“, erklärt Janett Heinrich, die leitende Tierpflegerin des Parks. Bevor die ersten Gäste eintreffen, sind die Gehege gereinigt, der Spielplatz für die kleinen Besucher vorbereitet und die Grünanlagen überprüft. Auch die Toiletten werden gründlich gereinigt – eine wichtige Maßnahme, um den hohen Ansprüchen der Gäste gerecht zu werden.

Ausbildung zum Tierpfleger im Vogelpark Ohligs

In der Futterküche stehen bereits 50 bis 60 Futterschalen bereit, gefüllt mit einer Vielzahl von Obstsorten. „Die Fütterung ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe“, betont Heinrich. „Nicht jeder Vogel darf das gleiche Futter fressen.“ So enthalten schwarze Sonnenblumenkerne viel Fett, weiße dagegen nur wenig. Für Papageien, die etwas abspecken sollen, eignen sich Maiskörner hervorragend. Die Körner gibt es aber erst mittags. Zum Frühstück steht reichlich Obst und Gemüse auf dem Speiseplan. Auch bei anderen Tieren muss genau darauf geachtet werden, was sie fressen dürfen: Stinktiere beispielsweise bekommen kein Obst, da sie schnell zu Diabetes neigen. Die Raubtiere, dazu gehören Frettchen, Waschbären, Nasenbären, Stinktiere und der Serval, sind Fleischfresser. Auch die Kolk- und Schildraben lieben Fleisch.

Rund 60 Schüsseln warten darauf, gefüllt zu werden – morgens mit Obst, mittags mit Körnermischungen. (Foto: © Janett Heinrich)

Die Ausbildung zum Tierpfleger im Vogelpark Ohligs dauert drei Jahre und bietet eine abwechslungsreiche Palette an Aufgaben. Neben der Zubereitung von Futterrationen gehören auch die Haltung, Züchtung und Versorgung der Tiere sowie die Reinigung und Desinfektion ihrer Unterkünfte dazu. „Viele Bewerber haben zunächst ein falsches Bild von diesem Beruf“, warnt Heinrich. „Die Arbeit findet an allen Tagen der Woche statt – Wochenendarbeit gehört zum Alltag.“

Rund 90 Prozent aller anfallenden Tätigkeiten bestehen aus den normalen Reinigungen, wie das Ausmisten der Ställe und die Säuberung der Wege außerhalb der Gehege. Den Bereich der Futterküche übernimmt meist eine einzelne Person. Allein das Schneiden des Futters dauert weit über drei Stunden. Danach müssen große Mengen von Schüsseln und Eimern abgewaschen werden.

Fütterung – eine sehr anspruchsvolle Aufgabe

Die Azubis werden von Anfang an in alle Arbeiten einbezogen und wie vollwertige Mitarbeiter behandelt. „In einem kleinen Tierpark erwarten wir ein anderes Leistungsverhältnis als in großen Zoos“, erklärt Heinrich weiter. „Unsere Auszubildenden müssen relativ schnell selbstständig werden.“ Während der ersten zwei Wochen wird besonders auf das Beobachtungs- und Einfühlungsvermögen der Bewerber geachtet – wichtige Voraussetzungen für den pflegerischen Beruf. Im Vogelpark wird immer nur ein einzelner Azubi ausgebildet, um genügend Zeit für individuelle Betreuung zu haben. Nach Abschluss seiner Ausbildung kann man dann den nächsten Azubi willkommen heißen.

Die eigentliche Beschäftigung mit den Tieren läuft bei der regulären Arbeit einfach mit. Zerlegt das Tier zum Beispiel spielerisch einen Karton, muss der Pfleger einerseits dafür sorgen, dass er die Reste möglichst schnell wieder ausräumen kann, andererseits soll das Tier trotzdem den größtmöglichen Spaß haben.

Die Beschäftigung mit den Tieren läuft bei der regulären Arbeit einfach mit. Trotzdem soll das Tier möglichst viel Freude dabei haben. (Foto: © Janett Heinrich)

Grundsätzlich hat hier jeder Pfleger seinen eigenen Bereich. Aber jeder ist auch in jedem Bereich einsetzbar. Die Tierpfleger arbeiten meist allein, da die Gehege für zwei Personen zu wenig Platz bieten. Das würde die Tiere nur unnötig stressen. Die Reinigung der Anlage soll zügig voran gehen. Besucher möchten zwar saubere Gehege haben, aber niemanden darin putzen sehen.

Die Reinigung erfolgt ganz strikt nach Schema: Von oben nach unten, von hinten nach vorn. Dann sind am Ende auch die menschlichen Spuren nicht mehr zu sehen. Danach gibt es Futter und Wasser. Auch die Fütterung erfolgt nach einem festen Schema. Davon wird ebenfalls nicht abgewichen. Die Tiere sollen ihren festen Rhythmus haben. Vor allem bei Neuankömmlingen, die oftmals aus schlechter Haltung kommen, ist diese feste Abfolge extrem wichtig, damit sie erst einmal zur Ruhe kommen können.

Jedes Tier ein individueller Charakter

Ein Unterrichtsfach gibt es, das anfangs für die meisten Auszubildenden eine hohe Überwindung bedeutet, aber unabdingbar ist. Denn auch Raubtiere müssen gefüttert werden und sie brauchen nun einmal Fleisch. Ab der zehnten Woche gehört das Abtöten von Futtertieren zum festen Unterrichtsplan. „Das Abtöten erfolgt bei uns im Regelfall direkt auf der Anlage durch einen Jäger mit einem Bolzengewehr“, erläutert Heinrich. „So vermeiden wir unnötigen Stress für die Tiere.“ Aber im Ernstfall muss es natürlich jeder beherrschen. Nicht immer ist im Bedarfsfall ein Jäger oder Tierarzt gleich zur Stelle. Nach dem Tierschutzgesetz darf man ein Tier nicht unnötig leiden lassen. Medikamente jeglicher Art darf der Pfleger aber nur verabreichen, wenn sie vom Arzt verschrieben wurden.

Der Pfleger sorgt anschließend für das fachgerechte Zerteilen des Futtertieres. Für Futtertiere gibt es unterschiedliche Tötungsmethoden. Der Unterschied zum Schlachten liegt darin, dass beim Abtöten das Blut im Körper des Tieres verbleibt. Die Fütterung mit allen Bestandteilen des Futtertieres erhöht die Qualität der Nahrung. Zusätzlich wird auch weiteres Fleisch, wie beispielsweise Eintagsküken, eingekauft.

Je nach Art und Ort der Ausbildung unterscheiden sich auch die Lerninhalte und Schwerpunkte. Es gibt die Fachrichtungen Forschung und Klinik, Zoo sowie Tierheim und Tierpension. Würde die komplette Ausbildung nur im Vogelpark stattfinden, wäre der Azubi nach Beendigung seiner Ausbildung Heim- und Pensionstierpfleger. Deshalb arbeiten die Azubis für eine bestimmte Zeit auch bei Kooperationspartnern, darunter der Zoo Wuppertal und der Aquazoo Düsseldorf. Dies ermöglicht ihnen, verschiedene Fachrichtungen zu erkunden und nach Abschluss ihrer Ausbildung als Zootierpfleger oder Versuchstierpfleger zu arbeiten.

Jeder pflegerische Beruf bringt eine große Verantwortung für Lebewesen mit sich. Deshalb werden die Tiere an jedem Tag betreut und versorgt. Tierpfleger ist man vor allem mit dem Herzen. (Foto: © Janett Heinrich)

Der schulische Unterricht findet am Elly-Heuss-Knapp Berufskolleg in Düsseldorf statt und umfasst Fächer wie Deutsch, Mathematik, Gesundheits- und Umweltschutz sowie Haltung und Pflege von Tieren und noch einiges mehr. Im ersten Ausbildungsjahr sind alle Schüler gleichgeschaltet; ab dem zweiten Jahr spezialisieren sie sich auf unterschiedliche Fachrichtungen.

Ein weiterer spannender Aspekt der Ausbildung ist das Anlegen eines Herbariums im Rahmen des Pflanzenkundeunterrichts. Gemeinsam sammeln die Mitarbeiter mit den Azubis Pflanzen im Vogelpark oder bringen eigene Exemplare mit zur Bestimmung. Hier muss eine bestimmte Regel beachtet werden: „Kenne ich das Laub nicht, darf die Pflanze nicht verfüttert werden.“

Tierpfleger  – große Verantwortung für Lebewesen

Die Ausbildung zum Tierpfleger im Vogelpark Ohligs ist also nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine einmalige Gelegenheit für alle Tierliebhaber, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen. Wer sich für diesen Traumberuf interessiert und bereit ist, Verantwortung für Lebewesen zu übernehmen, findet hier einen idealen Ausbildungsplatz.

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